Mit 160 Gästen war die Veranstaltung im Stuttgarter Bildungszentrum Hospitalhof vollständig ausgebucht. Die Tagung mit ihrem Fokus auf Optionen, Instrumenten und Grenzen des Kohlenstoffspeichers Wald brachte nicht nur Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zusammen. Sie bot auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die von vielen Missverständnissen und Zielkonflikten geprägte Debatte über den Kohlenstoffspeicher Wald.
Grenzen im Denken und Reden überwinden
Mit Referierenden aus FVA, Universität Freiburg, Senckenberg Institut, Forstkammer Baden-Württemberg, Öko-Institut, der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und dem Thünen-Institut deckte die Tagung eine breite Themenpalette ab. Dabei gelang es mehrfach Grenzen zu überwinden: Gedankliche Systemgrenzen zwischen dem Waldspeicher und der Holznutzung ebenso wie die Grenzen zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis, politischer Steuerung und forstbetrieblicher Praxis. Dabei wurde deutlich, dass nur der differenzierte Blick in den Wald, der über schlichte Stillegen-versus-Nutzen-Debatten hinaus geht, zielführend sein kann. FVA-Direktor Prof. Dr. Ulrich Schraml führte durch den Tag und die abschließende Diskussionsrunde. Hier bildete das Gespräch zwischen Landesforstpräsident Martin Strittmatter, LNV-Vorsitzendem Dr. Gerhard Bronner und Martin Tritschler, Vizepräsident der Forstkammer Baden-Württemberg, den Abschluss der Veranstaltung.
Austausch zwischen Naturschutz und Waldwirtschaft intensivieren
"Eine gemeinsame Tagung mit dem Landesnaturschutzverband und der Forstpraxis ist für eine Forschungseinrichtung ein wichtiges Statement", fasst Prof. Dr. Ulrich Schraml seine Zielsetzung zusammen. "Moderner Wissenstransfer muss gerade bei einem politisch strittigen Thema wie dem Klimaschutz im Wald mit verschiedenen Akteuren ins direkte Gespräch kommen. Das Wissen muss sich im wissenschaftlichen Dialog und der Beurteilung durch Praktiker und Praktikerinnen bewähren. Auch die Meinungsbildung kritischer Bürgerinnen und Bürger unterstützen wir nur über gut organisierte Debatten, die ein gewisses Spektrum an Lösungsansätzen anbieten. Mit dem LNV haben wir dies beispielhaft erreicht."
"Uns ist es wichtig, umweltbezogene Themen auf einer ausgewogenen wissenschaftlichen Basis zu diskutieren", sagt Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes. "Dazu gehört auch die Frage, wie sich die Forstwirtschaft angesichts des Klimawandels ändern muss. Das betrifft die Baumartenwahl und Waldbaustrategien ebenso wie die Frage, ob man Holz als gebundenen Kohlenstoff besser in Holzprodukten speichert oder im Wald stehen lässt. Bei der Frage der (Nicht-)Nutzung muss immer auch mitgedacht werden: Welche Verlagerungen werden in einem global vernetzten Markt ausgelöst? Und schließlich gibt es Arten, die auf ungenutzte Wälder oder Waldteile angewiesen sind. Die FVA ist hier für uns ein wertvoller, wissenschaftlicher Partner und die gemeinsame Tagung hat einiges zur Klärung beitragen."
Hintergrund
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg mit Sitz in Freiburg ist als Forschungseinrichtung der Landesforstverwaltung dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zugeordnet. Sie forscht über den Wald und die Waldnutzung in Baden-Württemberg.
Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg ist der vom Land anerkannte Dachverband der Naturschutzvereine und vertritt über 540.000 Naturschützerinnen und Naturschützer. Damit ist er die gemeinsame Stimme von 36 Mitgliedsverbänden.