Projektabschluss: Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit

Forstwirte bei der Starkholzfällung / Foto: Werner Kieser, FBZ Königsbronn

Die Unfallzahlen im Staatswald Baden-Württemberg sind seit 2005 auf ein untragbar hohes Niveau gestiegen. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der meldepflichtigen Unfälle bei für den Landesbetrieb ForstBW beschäftigten Forstwirt/-innen pro Jahr bei etwa 150. Um den Ursachen auf den Grund zu gehen und weiteren Unfällen entgegenzuwirken, haben Forscherinnen und Forscher an der FVA mit dem Projekt "Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit" das Unfallgeschehen sowie das Sicherheitsmanagement von ForstBW von verschiedenen Blickwinkeln aus analysiert. 

Klar erkennbar war ein wiederkehrendes Muster: nicht konsequent umgesetzte Regelungen. Das zeigt sich etwa in der Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes, bei der Interaktion zwischen Mensch und Maschine oder bei der Wahrnehmung der Führungsaufgabe "Arbeitssicherheit". Ein weiteres Manko ist die Wahrnehmung der Vorbildfunktion der Führungskräfte: Sie sind sich ihrer Vorbildfunktion teilweise nicht bewusst und halten sich beispielsweise ohne Helm und Warnweste im Hieb auf oder nehmen nicht an Sicherheitsunterweisungen teil. 

Die Forscherinnen und Forscher der FVA konnten die Kernthese ableiten, dass weitere technische Verbesserungen und weiteres Coaching nur dann ihr Potenzial für die Arbeitssicherheit entfalten können, wenn gleichzeitig Probleme der Arbeitsorganisation, der wertschätzenden Mitarbeiterführung und der betrieblichen Kommunikation bearbeitet und gelöst werden. 

Der Projektbericht gibt folgende Empfehlungen:

  1. Weiterentwicklung der Arbeitsorganisation durch Führung
    • Regelungen und Standards konsequent umsetzen. So bedeutet der Wechsel von einem Revier zu einem anderen nicht, dass sich auch die Regelungen ändern. Die zuständige Führungskraft muss diese Standards einfordern. 
    • Schulungsinhalte müssen im Alltag nachgehalten werden, weil sie ansonsten in Vergessenheit geraten können. 
    • Verantwortung klären, kommunizieren, wahrnehmen – so wird eine bessere Wahrnehmung der Führungsaufgaben gewährleistet, was vielfach bemängelt wurde. 
    • Vorbildfunktion der Führung ausfüllen: Es ist entscheidend, dass die Führungskraft hinter der Arbeitssicherheit steht und deutlich macht, welche Bedeutung ihr beizumessen ist. 
    • Präsenz auf der Fläche und wertschätzende Kommunikation: Vorgesetzte müssen die Probleme der Mitarbeitenden aufgreifen und an einer gemeinsamen Lösung arbeiten. Dabei sollte unbedingt auch das Erfahrungswissen der Forstwirtinnen und Forstwirte über ihre eigenen Arbeitsroutinen und Probleme in die Entwicklung von Lösungen einbezogen werden.
  2. Weiterentwicklung der Arbeitsorganisation durch Einbezug und Kommunikation mit den Forstwirt/-innen
    • Einbezug der Forstarbeitenden in die Erarbeitung von Regelungen und Standards, um deren Erfahrungs- und Wissensschätze zu nutzen.
    • Rückmeldemöglichkeiten für Forstwirt/-innen schaffen und Kommuniaktionshürden abbauen.
    • Stärkung der Eigenverantwortung von Forstwirt/-innen in klarem Rahmen, denn so wird Wertschätzung der Arbeit ausgedrückt. 
    • Stärkung der Identifikation mit dem Betrieb – dadurch wird beim Thema Arbeitssicherheit sowie bei anderen Betriebszielen an einem Strang gezogen. Wie kann die Identifikation gestärkt werden? Entscheidend ist, dass Vorgesetzte möglichst häufig vor Ort, greifbar und ansprechbar sind. Durch einen regelmäßigen, wertschätzenden Austausch wird die Kluft zwischen "uns" auf der Fläche und "denen" am Schreibtisch verringert.

Sie können den gesamten Projektabschlussbericht "Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit" hier herunterladen:

Download des Projektabschlussberichts (PDF 3,3 MB)

Darin finden Sie nicht nur eine detailliertere Beschreibung der Empfehlungen, sondern unter anderem

  • eine Erläuterung zum Hintergrund des Projektes,
  • eine systematische Auswertung der Unfälle im Staatswald Baden-Württembergs (2005-2014),
  • eine Ist-Analyse der Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg und weiteren Bundesländern,
  • die Sichtweise der Forstwirtinnen und Forstwirte.

Kontakt

Dr. Udo Hans Sauter
Abteilungsleiter Waldnutzung
Udo.Sau­ternoSp@m@forst.bwl.de

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