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"Es kann überall mit Wildtierquerungen gerechnet werden"

Ein Reh steht auf einem Feld

FVA BW/Kröschel

Rund um die Zeitumstellung höheres Risiko für Wildunfälle

Wenn die Uhren umgestellt werden, steigt auch die Gefahr, auf dem morgendlichen oder abendlichen Pendelweg von Wildtieren auf der Straße überrascht zu werden. Aber warum eigentlich? Dr. Falko Brieger ist Wildtierökologe am FVA-Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Er forscht aktuell an der Reduktion von Wildunfällen. Im Interview erklärt er das Phänomen Wildunfall und Zeitumstellung und wie Unfälle verhindert werden können.

Herr Brieger, wann ist die Gefahr eines Wildunfalls besonders hoch?

Im Frühling und im Herbst ist die Gefahr am höchsten. Also in den Monaten April und Mai und dann von Oktober bis Dezember. Dann sind Wildtiere auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen oder durch die Paarungszeit aktiver. Dadurch legen sie größere Strecken zurück und so steigt zwangsläufig die Zahl der Straßenquerungen.

Und welche Rolle spielt die Zeitumstellung?

Viele Wildtiere sind dämmerungs- und nachtaktiv, darum kommt es vor allem zu diesen Tageszeiten häufiger zu Wildunfällen. Das wird besonders rund um die Zeitumstellung im Herbst relevant: Dann fällt die Dämmerungsaktivität der Tiere mit dem Pendelverkehr zusammen und die Wahrscheinlichkeit eines Wildunfalls steigt.

Wo müssen Autofahrerinnen und -fahrer besonders aufmerksam sein?

Generell kann überall mit Wildtierquerungen gerechnet werden! Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit aber an Wald-Feld-Grenzen. Hier ziehen Tiere morgens zur Nahrungssuche aus dem Wald in die Felder und wechseln dann abends wieder zurück.

Welche Wildtiere werden bei Unfällen am häufigsten verletzt oder getötet?

Bundesweit belegen Rehe mit etwa 200.000 dokumentierten Tieren den traurigen ersten Platz. Gefolgt werden sie von Wildschweinen mit etwa 31.000 Tieren sowie den größeren Hirscharten wie Rot- und Damhirsch (zusammen rund 9.000 Tiere). Fuchs, Hase und andere Tierarten sind zwar ebenfalls oft Opfer von Wildunfällen, aber zu diesen Arten gibt es keine Gesamtzahlen auf Bundesebene.

Wie können Autofahrerinnen und Autofahrer Wildunfälle vermeiden?

Ganz wichtig: In Dämmerungs- und Nachtzeiten mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sein. So ist auch eine rechtzeitige Reaktion möglich, wenn Wildtiere an oder auf der Fahrbahn auftauchen. Das Verkehrszeichen "Achtung Wildwechsel" weist außerdem auf einen Wildunfallschwerpunkt hin – Geschwindigkeit reduzieren!

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich ein Wildtier am Straßenrand entdecke?

Am besten das Fernlicht abblenden – dadurch werden die Tiere nicht geblendet und eine panische Reaktion kann so gut wie möglich vermieden werden.
Ist ein Wildtier am Straßenrand zu sehen, muss aber damit gerechnet werden, dass auch weitere auftauchen und die Straße queren können. Hupen kann das Tier und mögliche weitere vertreiben.

Und was, wenn es schon zu spät ist, das Tier auf die Straße läuft?

Bremsen und dabei das Lenkrad festhalten. Lieber eine Kollision mit dem Wildtier, als unkontrolliert auszuweichen und dadurch vielleicht in den Gegenverkehr zu geraten.

Nach einem Unfall muss die Unfallstelle gesichert und wenn nötig Erste Hilfe geleistet werden. Danach ganz wichtig: Die 110 wählen. Wenn ein Wildunfall nicht unverzüglich gemeldet wird, kann das eine Ordnungswidrigkeit darstellen.

Bleibt das Tier bis zum Eintreffen der Polizei auf der Straße liegen?

Falls möglich, kann das tote Tier von der Straße gezogen werden – aber nur in Handschuhen, um Infektionen zu vermeiden! Wer das Tier übrigens vom Unfallort entfernt, macht sich der Wilderei schuldig.

Ist das Tier noch am Leben, sollte aber auf jeden Fall ausreichend großer Abstand eingehalten werden. Durch die Verletzungen und den Stress können noch lebende Tiere unkontrolliert und aggressiv reagieren. Durch größeren Abstand kann es sich etwas beruhigen und läuft nicht weg. So kann der Jäger oder die Jägerin es von seinen Schmerzen erlösen.

Wie sieht es eigentlich mit Schäden am Fahrzeug und am Unfallort aus?

Bei Teilkaskoversicherten übernimmt die Versicherung in Schäden im Regelfall – einfach in den individuellen Vertragsbedingungen nachsehen. Für die Abrechnung des Fahrzeugschadens braucht es aber einen Nachweis, dass ein Wildunfall stattgefunden hat. Den stellt die Jägerin, der Jäger oder die Polizei vor Ort aus. Vollkaskoversicherungen decken Schäden durch Wildunfälle auch ab, wenn ein solcher Nachweis nicht vorliegt.

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