Autor: Prof. Dr. Ulrich Schraml
Das Medienecho der BWI 2022
Nach der Veröffentlichung der Bundeswaldinventur (BWI) am 08. Oktober 2024 durch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wurde deutschlandweit über die Rolle der Wälder im Kohlenstoffhaushalt berichtet. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hatte aus den vielen Befunden einer breit angelegten Waldinventur den Umstand, dass „der Wald zur Kohlenstoffquelle geworden“ ist, in den Mittelpunkt seiner Presseinformation gestellt. Viele Print- und Onlinemedien griffen diesen Fokus auf die BWI auf. Eine Auswertung des Medienechos der BWI durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) macht nicht nur ein breites, bundesweites Interesse am Thema deutlich, sondern dokumentiert auch eine entsprechende Schwerpunktsetzung vieler Beiträge. Neben die differenzierte Darstellung der BWI-Ergebnisse in diversen Regionalzeitungen trat gerade in einigen Leitmedien beziehungsweise Wissenschaftsredaktionen eine auf die Klimawirksamkeit des Waldzustandes konzentrierte Berichterstattung mit teils zugespitzten Überschriften. Der Wald würde demnach „als Klimaschützer ausfallen“ (Spektrum+), sei zum „Klimasünder“ (FAZ) geworden oder habe sich zur „CO2-Schleuder“ (SPIEGEL+) entwickelt. Die Badische Zeitung attestierte gar den „Tod eines Klimahelfers“.
Warum kam es zu dieser selektiven Berichterstattung? Was ist von diesen Aussagen aus fachlicher Sicht zu halten? Gelten die dargestellten Entwicklungen auch in Baden-Württemberg? Diesen Fragen wollen wir auf den folgenden Seiten nachgehen.