FVA-Meldung
Nah dran an der Wildkatze
Klaus Echle
Frau Eggers, wie geht es der Wildkatze in Deutschland?
Heute breitet sie sich in vielen Regionen wieder aus! Lange Zeit galt die Europäische Wildkatze in weiten Teilen Deutschlands nämlich als ausgestorben. Besonders in Mittelgebirgen wie Eifel, Harz oder Hunsrück gibt es mittlerweile stabile Populationen.
Und in Baden-Württemberg?
Seit fast 20 Jahren kehrt die Wildkatze auch in unsere Wälder zurück. Das ist ein Erfolg des Naturschutzes. Dennoch bleibt die Art gefährdet – vor allem durch die Zerschneidung von Lebensräumen und durch Hybridisierung, also genetische Vermischung mit Hauskatzen.
Wie häufig kommt es zu solchen Hybriden aus Wild- und Hauskatzen?
Untersuchungen zeigen, dass der Anteil an Hybriden regional stark variiert. In manchen Gegenden finden sich kaum Hybride, in einigen Gebieten in Baden-Württemberg zeigen unsere bisherigen Untersuchungsergebnisse Anteile von über 50 Prozent von Hybriden an der Wildkatzenpopulation. Besonders häufig ist das in Regionen, in denen Wildkatzen und freilaufende Hauskatzen auf engem Raum leben.
Das ist vor allem ein Problem für den Artenschutz – warum?
Die Wildkatze ist eine streng geschützte Tierart und unterscheidet sich in Lebensweise, Verhalten und Genetik klar von Hauskatzen. Wenn sich die Gene vermischen, kann das langfristig dazu führen, dass die Wildkatze als eigenständige Wildtierart verschwindet. Für den Artenschutz ist das eine große Herausforderung – ähnlich wie bei anderen bedrohten Tierarten, die sich mit verwandten Haustierformen kreuzen.
Welche Maßnahmen helfen, die Wildkatze zu schützen?
Zentral ist die Schaffung und Erhaltung vernetzter Lebensräume, damit die Wildkatzen ihre Reviere ungestört nutzen können und weniger Kontakt zu Hauskatzen haben. Auch Kastrationsprogramme für freilaufende Hauskatzen in Wildkatzengebieten sind ein wichtiger Baustein. Zudem braucht es weiterhin Monitoring und genetische Untersuchungen, um die Entwicklung im Blick zu behalten.
Was können Bürgerinnen und Bürger konkret tun?
Wer auf dem Land lebt und eine Katze hält, sollte sie kastrieren lassen. So wird verhindert, dass sie sich unkontrolliert vermehrt und womöglich mit Wildkatzen paart. Außerdem ist es sinnvoll, Katzen möglichst nachts im Haus zu lassen – das schützt nicht nur die Wildkatze, sondern auch viele andere Wildtiere wie Vögel und Kleinsäuger.
Wie sieht die Zukunft der Wildkatze in Deutschland aus?
Die Chancen stehen gut, dass sich die Wildkatze weiter ausbreitet – wenn wir ihre Lebensräume schützen und die Hybridisierung im Blick behalten. Mit konsequentem Artenschutz, verantwortungsbewusster Haustierhaltung und Unterstützung aus der Bevölkerung können wir dafür sorgen, dass die Wildkatze als heimische Wildtierart in unseren Wäldern erhalten bleibt.
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