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Schmetterlinge im Bauch – der Mittelwald lässt ­Insektenherzen höherschlagen

Gelber Schmetterling sitzt auf einem grünen Blatt
Wald-Wiesenvögelchen (Foto: FVA BW/Dalüge)

Viele Schmetterlingsarten, die auf lichte Wälder angewiesen sind, sind stark rückgängig oder drohen auszusterben. Ein aktuelles Projekt zeigt: Mittelwaldstrukturen könnten Abhilfe schaffen.

Mittelwälder mit einer langen Nutzungshistorie gelten als Zentren der Artenvielfalt. Sie bestehen aus locker stehenden Einzelbäumen und regelmäßig zurückgeschnittenen Gehölzen im Unterholz. Diese historische Waldnutzungsform ergibt sehr vielfältige Waldstrukturen und es fällt dabei viel Licht auf den Waldboden. Insbesondere unter den Schmetterlingen gibt es einige hochgradig bedrohte Lichtwaldarten, die durch Mittelwaldbewirtschaftung sehr gut gefördert werden können. Doch ist dies auch der Fall, wenn auf den Flächen bisher keinerlei Mittelwaldtradition besteht und sie sozusagen auf einen Schlag umgestaltet werden? Ein Gemeinschaftsprojekt zwischen ForstBW, dem Artenschutzprogramm Baden-Württemberg und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) geht dieser Frage nach: Ein Experiment mit dem Ziel der Förderung eines geringen Restvorkommens des bedrohten Wald-Wiesenvögelchens (kleiner Tagfalter) soll Antworten liefern.

Mittelwälder als erfolgreiche Maßnahme im Artenschutz

"Als 2017 auf der Ostalb Potentialbereiche zur Mittelwaldnutzung gesucht wurden, war auf den jetzigen Projektflächen nur noch ein einzelnes Wald-Wiesenvögelchen nachweisbar", erinnert sich Nora Dalüge, Wissenschaftlerin an der FVA. "Besonders das Restvorkommen des europarechtlich geschützten Wald-Wiesenvögelchens zu erhalten und zu entwickeln motivierte uns, die Einrichtung von Mittelwald-Projektflächen im Staatswald anzuregen."

Im Februar 2019 erfolgten durch ForstBW im Forstbezirk Östliche Alb die ersten Maßnahmen in Richtung Mittelwald. In den darauffolgenden Jahren wurde der Umbau zur neuen Waldstruktur weitergeführt. Die Faltervorkommen wurden die gesamte Zeit über natürlich genau beobachtet.

Ergebnisse und Ausblick  

"Das Wald-Wiesenvögelchen hat super auf diese Bewirtschaftungsform reagiert", freut sich Nora Dalüge. Zwei Jahre nach den Hiebsmaßnahmen wiesen die Projektflächen eine typische Mittelwaldstruktur mit besonnter Gras- und Krautschicht, Strauchvegetation und den verbliebenen Bäumen auf. 2021 konnte Dalüge bereits 30 Wald-Wiesenvögelchen zählen, 2022 waren es dann sogar 68 Exemplare. Zudem konnten weitere stark bedrohte Schmetterlingsarten, wie zum Beispiel das Platterbsen-Widderchen, nachgewiesen werden.
Auf den Projektflächen wurden, auch dank ehrenamtlicher Experten, bisher insgesamt 43 Tagfalter- und fünf Widderchen-Arten nachgewiesen, zudem über 200 Nachtfalterarten.

"Für Schmetterlinge kann die Frage, ob auch Mittelwaldhiebe ohne Tradition zur Artenförderung geeignet sind, klar bejaht werden", bekräftigt Nora Dalüge. Die vorliegenden Ergebnisse seien ein großer Erfolg. Zudem ließen sich mittlerweile 40 Prozent des Inventars an Tagfalter- und Widderchen-Arten des Naturraumpotenzials der Schwäbischen Alb auf den Untersuchungsflächen nachweisen.

Hintergrund

Im Rahmen der Gesamtkonzeption Waldnaturschutz von ForstBW hat die FVA gemeinsam mit Artexperten die Schaffung experimenteller Mittelwaldflächen angeregt, die dann von der Forsteinrichtung geplant und von ForstBW umgesetzt wurden. Die FVA begleitet die Maßnahmen und kontrolliert dabei unter anderem die Entwicklung des Wald-Wiesenvögelchens.

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