"Waldböden übernehmen vielfältige Funktionen. Als Wurzelraum sichern sie die Nährstoff- und Wasserversorgung von Bäumen und Bodenpflanzen. Sie absorbieren Niederschläge und filtern sie. Als Kohlenstoffspeicher übernehmen sie knapp die Hälfte der Senkenwirkung im Waldökosystem und binden das Treibhausgas Methan", erklärt Dr. Peter Hartmann von der Abteilung Boden und Umwelt an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Darüber hinaus sind sie Lebensraum für eine Vielzahl von Bodenorganismen und Produktionsgrundlage für die Holzwirtschaft.
Veränderungen im Waldboden
Der Schutz des Bodens und die Erhaltung seiner Funktionen sind folglich wichtige Aufgaben einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten starke Veränderungen der Waldböden festgestellt. Dazu gehören Stoffeinträge in Form von Schwefel, Stickstoff oder Ammoniak, Verdichtung durch übermäßiges Befahren sowie Humusabbau auf vegetationsfreien Flächen nach Witterungsextremen und Schädlingsbefall.
Schadrisiko steigt
"Folgen dieser oftmals kombinierten Bodengefährdungen können der Verlust von Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität, Nährstoffungleichgewichte, Einschränkungen der Naturverjüngung und Baumarteneignung sowie im schlimmsten Fall Erosion sein", sagt Hartmann. Diese geschädigten Flächen sind zukünftig weniger widerstandsfähig gegenüber erneutem Trockenstress, Schaderregern und Kalamitäten.
Schutzkonzepte in Baden-Württemberg
Zu den Gegenmaßnahmen in Baden-Württemberg gehören die Festlegung standortverträglicher Holzerntemengen unter Berücksichtigung des Rückegassenkonzepts, eine nährstoffnachhaltige Bewirtschaftung mit regenerationsorientierter Bodenschutzkalkung sowie die Förderung von standortgeeigneten Waldentwicklungstypen und Mischbeständen. "Der klimastabile Waldumbau ist ein wichtiges Instrument für den langfristigen Bodenschutz. Insbesondere Schadflächen sollten schnell und sinnvoll wiederbewaldet werden", betont Hartmann.
Waldzustandsbericht 2024
Ausführliche Informationen zur Bedeutung der Waldböden für die Waldgesundheit erhalten Sie in Kapitel 6 „Der Waldboden – Boden des Jahres“ des Waldzustandsbericht 2024 (Seite 44-48). Zum Gesamtbericht kommen Sie hier.
Hintergrund
Seit den 1980er Jahren beschreibt der Waldzustandsbericht jährlich den Gesundheitszustand der Wälder in Baden-Württemberg anhand des Nadel- beziehungsweise Blattverlustes. Dazu wurden in der jüngsten Erhebung über 320 Stichprobenpunkte mit fast 7.700 Bäumen untersucht. Die FVA Baden-Württemberg forscht intensiv zum Waldboden im Bundesland. Im Jahr 2024 stand der Waldboden als "Boden des Jahres" besonders im Fokus.