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Wie geht qualitative Sozialforschung? FVA engagiert sich bei Methodenschool

Die Methodenschool in den Räumen des Instituts für Soziologie der Universität Freiburg
In ihrem Einführungsvortrag bemängelte PD Dr. Stephanie Bethmann, Leiterin der Stabstelle Gesellschaftlicher Wandel an der FVA, die bestehende Kluft zwischen Methodenbüchern und Forschungspraxis: "Jede Forschung ist anders, je nachdem welche Disziplinen, Institutionen und Personen beteiligt sind und welche Methoden am besten zum Thema passen." Statt idealen Methoden hinterherzuhinken, sollte die Kreativität von Forschungsprozessen viel mehr gewürdigt werden.
Geschützter Freiraum
Mit diesen Worten beschrieb Bethmann die Idee der Methodenschool Qualitative Forschungspraxis, die durch Vielfalt und interdisziplinäre Perspektiven über den Tellerrand strenger Methodenschulen hinausschauen wolle. Um das zu ermöglichen, orientierte sich das Programm an der "Art of Hosting", einem Konzept des offenen, wertschätzenden und angstfreien Austauschs.
Aus Misserfolgen lernen
In vier thematischen Workshops standen anschließend das Integrative Basisverfahren, die Grounded Theory, Interviewführung sowie kreative Schreibtechniken im Fokus. Die insgesamt 60 Teilnehmenden konnten in diesem Rahmen Methoden kennenlernen und die eigene Forschung besprechen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren dabei explizit eingeladen, auch über schwierige Erfahrungen und Misserfolge zu berichten. "Scheitern ist extrem schambesetzt und kann Karrieren gefährden. Gleichzeitig kann man so viel daraus lernen. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass der Weg zur Erkenntnis oft genug über Irrwege und Umwege führte", erklärte Bethmann.
Zwischentöne erkennen
Diana Cichecki (FVA) stellte gemeinsam mit Dr. Judith Eckert (Uni Osnabrück) das Integrative Basisverfahren vor, einen komplexen Forschungsansatz, der "mikrosprachlich" mit Interviewtexten arbeitet, um zu Interpretationen mit hoher Aussagekraft und Nachvollziehbarkeit zu gelangen: "Analysiert wird nicht nur, was gesagt wird, sondern auch wie es gesagt wird. Denn die Bedeutung liegt oft im Wie. Witz, Ironie oder Sarkasmus zum Beispiel sind auf reiner Textebene oft gar nicht zu erkennen."
Hintergrund
Die Stabstelle Gesellschaftlicher Wandel an der FVA betreibt quantitative und qualitative sozialwissenschaftliche Waldforschung. Sie untersucht die Mensch-Wald-Beziehung, forscht zu Freizeitaktivitäten im Wald und zum gesellschaftlichen Dialog rund um Waldthemen.