Natura 2000 - aber wie?

Beratungskonzept des Landes unterstützt Waldbesitzende in Natura 2000-Gebieten

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) entwickelt ein Beratungskonzept, um Forstbetriebe in der anspruchsvollen Aufgabe einer Natura 2000-konformen Waldbewirtschaftung zu unterstützen.  Dabei werden Handlungsschwerpunkte der einzelnen Betriebe identifiziert, um das Management der Arten und Lebensräume im jeweiligen Natura 2000-Gebiet effizient umzusetzen. Auf einem Workshop im Natura 2000-Gebiet "Stromberg" sind 17 Vertreterinnen und Vertreter örtlicher Forstbetriebe zusammengekommen und haben der FVA und der sie unterstützenden Firma ö:konzept wertvolle Hinweise zur praxisnahen Ausgestaltung der Beratung gegeben.

Hintergrund ist ein Beratungskonzept, das die beiden Partner FVA und ö:konzept zur Unterstützung der Waldbesitzenden erarbeiten und das regelmäßig mit den Forstbetrieben abgestimmt wird. Das Land Baden-Württemberg finanziert das Projekt im Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt.

Das Natura 2000-Gebiet "Stromberg" ist rund 12.000 ha groß, 60 Prozent davon sind bewaldet. Für dieses Gebiet veröffentlichte die Naturschutzverwaltung im Jahr 2011 den über 450 Seiten starken Pflege- und Entwicklungsplan (heute "Managementplan" genannt). Über 25 größere Forstbetriebe – Privatwald, Kommunen und ForstBW – sind nun gefordert,  die Ansprüche von über 40 Schutzgütern (FFH-Lebensraumtypen, Lebensstätten von FFH- und Vogelarten) in die Bewirtschaftung ihres Waldes zu integrieren. Eine ziemlich komplexe Aufgabe, die verunsichert und bisweilen dazu führt, dass viele Forstbetriebe lieber nichts unternehmen, um nichts "kaputt" zu machen.

Weshalb wurde der Stromberg als Modellgebiet ausgewählt?

  • Aufgrund seiner Größe und vielfältigen Besitzstrukturen stellt er besondere Anforderungen an das Natura 2000-Management.
  • Das Gebiet steht repräsentativ für die grundlegenden Herausforderungen in den Wäldern von Natura 2000-Gebieten:
    Die jeweiligen Konsequenzen und Aufgaben im Erhaltungsmanagement, die für die einzelnen Forstbetriebe aus den Erhaltungszielen resultieren, bedürfen einer intensiven Auswertung des jeweiligen Managementplans, weil dieser zunächst nicht zwischen den einzelnen Bewirtschaftenden unterscheidet. Hieraus resultiert bisher eine Unklarheit für die Betriebe bzgl. ihrer konkreten Beiträge zum Erhaltungsmanagement.

Hier setzt das Beratungskonzept des Landes Baden-Württemberg an. Es hat zum Ziel, Waldbesitzende in jedem Natura-Gebiet auf freiwilliger Basis so zu beraten, dass sie Sicherheit in der Natura-konformen Bewirtschaftung ihres Waldes erlangen und gleichzeitig besonders effizient dabei vorgehen können.

Hierfür entwickelt die FVA unter anderem ein Priorisierungs- und Abschichtungskonzept, das von den örtlich Verantwortlichen positiv aufgenommen wurde. Die Komplexität der Maßnahmenflächen und Schutzgüter wird dabei so reduziert, dass am Ende jeder Betrieb seinen Fokus auf die wesentlichen Flächen und Maßnahmen innerhalb seiner Natura 2000-Waldbestände lenken kann.

Diese zielgenaue Ausrichtung hilft auch der Verwaltung, die knappen Finanzmittel für die Umsetzung des Erhaltungsmanagements in den Natura 2000-Gebieten so wirkungsvoll wie möglich einzusetzen.

Die Beratung zum Natura 2000-Management im Wald soll zukünftig eine zentral verantwortliche Person übernehmen, die in der Regel als Waldnaturschutzbeauftragte/r der Unteren Forstbehörde am Landratsamt angesiedelt und für die Natura-Gebiete des Landkreises zuständig ist.

Im Stromberg konnte das Projektteam, das für das Treffen die Rolle von Natura 2000-Beratenden übernommen hatte, schließlich drei Schutzgüter ermitteln. Für sie ist ein aktives Management im Wald besonders wichtig, um sie in einem guten Zustand zu erhalten bzw. diesen wiederherzustellen. Hierbei geht es um

  • zwei Typen von Eichen-Hainbuchen-Mischwäldern sowie
  • die Bechsteinfledermaus.

"Die Reduzierung der Komplexität führt dazu, dass sich die Forstbetriebe eines Natura 2000-Gebietes für das Beratungskonzept interessieren und sich auch aktiv einbringen. Die Betriebe ziehen daraus deutliche Vorteile für ihre tägliche Arbeit."

Dr. Axel Buschmann, Mitglied des Projektteams aus FVA und ö:konzept

Die Experten erläutern, dass unterstützend derzeit auch die Fördertatbestände im forstlichen Vertragsnaturschutz überarbeitet und gestärkt werden. Insbesondere der finanzielle Ausgleich für den Nutzungsverzicht von Habitatbäumen schafft spürbare Anreize für den Kommunal- und Privatwald in der Natura 2000-konformen Waldbewirtschaftung.

Die Forstpraxis und die Interessenvertretenden haben wertvolle und konstruktive Hinweise auf den diversen Beteiligungsveranstaltungen im Stromberg und auf Landesebene eingebracht. Deshalb befindet sich die Erarbeitung des Beratungskonzepts nun auf der Zielgeraden. Im Laufe der kommenden Jahre soll es fächendeckend in Baden-Württemberg eingeführt und umgesetzt werden.

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