
Anacamptis pyramidalis 
Pulsatilla vulgaris |
Die Orchideenpflanzen und andere seltene Pflanzen
Seit langem ist das Gebiet des Lilientals in Kreisen der botanischen Wissenschaft wie
auch bei Pflanzenliebhabern bekannt als Wuchsort einiger Raritäten der heimischen
Flora. Dieser Tatsache trägt auch die FVA Rechnung. Zahlreiche Orchideen-Arten sind
ebenso wie andere standorttypische Blütenpflanzen an einigen Orten des Kaiserstuhls
selten geworden oder sogar ganz verschwunden. So haben u.a. die Pyramidenorchis (Anacamptis
pyramidalis [L.] Richard), das Weisse Waldvögelein (Cephalanthera damasonium [Mill.]
Druce), die Waldhyazinthe (Platanthera bifolia [L.] L.C. Rich.), die Grosse Anemone
(Anemone sylvestris [L.]) und die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris [Mill.]) hier ein
natürliches Refugium gefunden.
Von den ca. 60 in Mitteleuropa heimischen Orchideenarten sind ca. 20 im Liliental vertreten.
Ihre Ausbreitung nimmt seit Umwandlung des Lilientals Ende der 50er Jahre in Versuchsgelände der
Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg stetig zu.
Die meisten Arten sind auf sonnenexponierten Trockenrasen zu finden, die Bandbreite des Blütezeitpunktes
reicht von Mai bis August.
Die Orchideenblüte besteht aus sechs Blütenblättern, von denen das mittlere innere Blütenblatt, die Lippe,
meist in Form und Farbe stark von den anderen abweicht. Durch Drehung des unterständigen Fruchtknotens zeigt
diese in der geöffneten Blüte nach unten. Bei Ragwurzarten ähnelt die Lippe den Weibchen bestimmter Insekten
(z.B.Bienen,Fliegen) wodurch Insektenmännchen als Bestäuber angelockt werden.Staubblatt,Griffel und Narbe der
Orchideen sind zu einem Säulchen (Gynostenium) verwachsen.Stößt ein Insekt auf der Suche nach Nektar mit dem
Kopf an das Säulchen,so haftet das ganze gestielte Pollenpaket mittels einer Klebscheibe an dem Insekt und wird
auf die Narbe der nächsten Blüte übertragen.
Orchideen ernähren sich mit Hilfe größtenteils in der Wurzel lebender Symbiosepilze (endotrophe Mycorrhiza-Pflanzen),
einige chlorophyllose Arten (z.B.Nestwurz) leben zusätzlich saprophytisch, d.h.sie müssen auch organische Stoffe von
ihren Partnerpilzen erhalten.Orchideen haben staubfeinen Samen,ohne Nährgewebe und Vitaminvorrat sind sie nur mit Hilfe
ihres Pilzes keimfähig (Keimmycotrophie).Die Entwicklung der Pflanzen dauert sehr lange, zudem reagieren sie sehr
empfindlich auf Veränderungen in ihrem Lebensraum (z.B. Düngung).
Bei der Pflege und Bewirtschaftung des Versuchsgeländes wird auf die seltenen
Pflanzen besondere Rücksicht genommen. Wiesenstücke, die nicht zur
natürlichen Wiederbewaldung vorgesehen sind, werden z.B. nach einem speziellen
Pflegeplan erst dann gemulcht (gemäht), wenn die Orchideen verblüht und ihre
Samen ausgereift sind. In vielen Fällen ermöglicht die Bearbeitung der
Flächen erst die Entwicklung und Ausbreitung bestimmter Arten. Neben forstlichen
Fragestellungen werden im Liliental daher auch vegetationskundliche Probleme
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Cephalanthera damasonium 
Anemone sylvestris |