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Das forstliche Versuchsgelände Liliental |
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Zur Erhaltung der Pappel entlang des Neckarsvon Helmut Dagenbach1996
Zeichnungen von Christine Darter aus "Know Your Broadleaves" von Herbert L. Edlin Forestry Commission, London Booklet No. 20
Anschrift des Verfassers: Fliederstr. 10, 71543 Wüstenrot
InhaltZum besseren Verständnis der heute vorhandenen Substanz an Altpappeln, wird kurz etwas auf die Geschichte des Pappelanbaues eingegangen. Vorschläge zur Arten- u. Sortenwahl bei Neupflanzungen, zur Erhöhung der biologischen Vielfalt. Zur Problematik reiner Hybridpappelbestände. Empfehlungen und Hinweise zum Kronenschnitt zur Erhaltung der Verkehrssicherheit bei Altpappeln.
EinleitungPappeln als flußbegleitende Bäume prägen wie kaum eine andere Baumart seit langer Zeit das Landschaftsbild entlang des Neckars. Sie sind längst zu einem gewohnten Teil unserer Kulturlandschaft geworden.
Sie bieten außerdem einer Vielzahl von Insekten, Vögeln und Fledermäusen usw. Nahrung und Wohnung. Alle Bemühungen, künftig in einem gewissen Umfang diese Pappeln nicht nur zu pflegen und zu erhalten, sondern auch bei Neupflanzungen wieder z.T. mitzuverwenden, kann man nur begrüßen. Einem totalen Fundamentalismus, welcher solche Hybridpappeln ganz ablehnt, weil sie genetisch eben nur zur Hälfte einheimisch und zur anderen Hälfte "Ausländer" sind, kann nicht zugestimmt werden.
Durch Vermittlung des Staatlichen Forstamtes Heilbronn, wurde ich gebeten, meine Erfahrungen im Pappelanbau für dieses Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Als ehemaliger Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg war ich viele Jahre u.a. mit der Anlage und Auswertung von Pappelanbauversuchen, Sortenprüfung usw. beschäftigt. Meine Erfahrungen gehen allerdings weitgehend auf den Pappelanbau mit forstlicher Zielsetzung - Holzproduktion zurück. Gleichwohl liegen die Anforderungen der beiden Anbaubereiche nicht sehr weit auseinander. Betriebssicherheit ist in beiden Bereichen eine deckungsgleiche Forderung.
Im Landschaftsanbau steht heute nicht mehr die Erziehung dicker, glatter Stämme zur Holzproduktion im Vordergrund, sondern vielmehr der Wunsch nach ästhetisch schönen und ökologisch funktionalen Bäumen, die sturmfest und astbruchsicher sind. GeschichtlichesWohl alle unsere Altpappeln entlang des Neckars sind gepflanzte Hybridpappeln, welche als nur wenige, vegetativ vermehrte Klone (Sorten) angebaut wurden. Die Hybriden sind ursprünglich durch natürliche Kreuzungen entstanden zwischen der: europäischen Schwarzpappel, Populus nigra L. und der eingeführten amerikanischen Schwarzpappel, Populus deltoides Bartr. ex Marsh. = Populus x euramericana. Man hat solche Hybriden meist zufällig entdeckt, weil sie durch besonders gute Wuchsleistung und Vitalität aufgefallen waren. Sie waren bisher in der Wuchsleistung auf Vergleichsanbauflächen der europäischen Schwarzpappel weit überlegen. Bei der Hybridisierung zweier Arten entstehen zum Teil auch neue Individuen, welche in ihren Eigenschaften den Eltern überlegen sind. Jeweils vegetativ in beliebig großer Anzahl vermehrt, fanden solche Auslesebäume meist eine rasche Verbreitung. Im Wesentlichen handelt es sich um nur 16 Sorten, von welchen lokal allerdings meist nur 1-2 Sorten angebaut werden. Die ursprüngliche Einfuhr der amerikanischen Schwarzpappel nach Europa geschah sicher nicht mit Samen, sondern mit Steckhölzern. Da Pappelsamen nur wenige Tage keimfähig ist, hätte er damals die lange Land- und Seereise nicht lebend überstanden. Sorten, die auf gezielte, künstliche Kreuzungen zurückgehen, gibt es erst in jüngerer Zeit. Sie sind unter unseren Altpappeln kaum noch zu finden. Unsere nachweisbar älteste Schwarzpappelsorte ist die: "Serotina". Geschlecht: männlich. Häufigste Symptome: P. monilifera, P. canadensis, P. Eugenei, Black Italian Poplar (in England). Ihr Nachweis geht noch bis vor das Jahr 1700 zurück.
Die "Serotina" ist deshalb von der Liste der zugelassenen Pappelsorten gestrichen worden, d.h. sie wird von den Pappelbaumschulen nicht mehr nachgezogen. Wohl die häufigste Altpappelsorte ist die etwa um 1890 aufgetauchte Sorte: "Robusta", Geschlecht männlich. Sie hatte früher Synonyme wie Vernirubens, Bavhelieri, Populus angulata, cordata, robusta usw.
Häufig angebaut wurde auch die Altpappelsorte: "Regenerata", jetzt "Harff", Geschlecht weiblich. Sie ist vermutlich vor 1800 entstanden.
Arten- und SortenwahlSchwarzpappeln: Bei Neupflanzungen, bzw. Ersatzpflanzungen sollte man künftig mehrere Pappelsorten in buntem Wechsel pflanzen (s. Liste9: Zur Erhöhung einer biologischen Vielfalt, sollte unbedingt ein entsprechender Anteil weiterer Baumarten, wie Erle, Ahorn usw. sowie auch Straucharten mit eingebaut werden.
Graupappeln, P. canescens (Ait.Sm.) mit einigen Sorten, sind ebenfalls gut geeignet, das Bild zu bereichern (evtl. auf etwas trockenerem Standort). Die im Handel erhältlichen, zugelassenen Sorten haben die Eigenschaften eines raschen Jugendwachstums, gepaart mit einem prächtigen Erscheinungsbild, ähnlich der Silberpappel. Die Silberpappel, P. alba L. hat nicht ganz das rasche Startwachstum der Schwarzpappelhybriden. Auch ist ihr Holz weniger gefragt. Dies sind wohl die Gründe dafür, warum sie im forstlichen Anbau fehlt.
Sie wird mit ca. 300-400 Jahren wesentlich älter als die Schwarzpappel, erreicht große Dimensionen und kann mit ihrer filzigen Blattoberfläche sehr viel Luftstaub binden, welcher mit dem Regen wieder abgewaschen wird.
Baumweiden, Salix alba L. könnten ebenso Verwendung finden. Sie passen mit ihrer etwa gleichen Wuchsdynamik gut zur Pappel. Wie bei den Pappeln gibt es auch bei den Baumweiden im Pflanzenhandel männliche Klone zur Verwendung im näheren Siedlungsbereich. Die weitfliegende Samenwolle weiblicher Klone löst bei den Anwohnern sonst häufig Proteste aus. Artenreiche Baum- u. Strauchbestände sind zweifellos ökologisch wertvoller als Einartbestände oder gar Einklonbestände. Bei der Planung von Neupflanzungen oder Ersatzpflanzungen wird man künftig einen größeren Artenreichtum anstreben.
In Anbetracht der relativen Armut an geeigneten einheimischen Arten sollte man nicht auf eine Art verzichten, welche sich seit langer Zeit bereits bewährt hat und auf die sich inzwischen viele Insekten- und Vogelarten usw. eingestellt haben. Auch wenn die angelaufenen Bemühungen um die Nachzucht unserer einheimischen Schwarzpappel hoffentlich erfolgreich sind, wissen wir nicht, ob sie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen wird. Größere, reine Hybridpappelbestände und lange Einklonreihen werden, sicher nicht zu unrecht, heute häufig kritisiert.
Eine Angst vor der Pappel ist in dieser Hinsicht völlig unbegründet, weil die Schwarzpappel, sowohl einheimische wie Hybriden, unter den heutigen Gegebenheiten, nicht in der Lage sind, sich eigendynamisch zu vermehren. Sie können deshalb nicht außer Kontrolle geraten.
Silberpappeln, Graupappeln und auch die Zitterpappeln bilden dagegen häufig und auch recht intensiv Wurzelbrut und erobern sich damit angrenzende Flächen.
Zur Problematik reiner HybridpappelbeständeIn den Auen des Neckars und seiner Seitentäler findet man immer wieder, meist kleinere, reine Hybridpappelwäldchen, welchen als grüner Block ins Auge fallen.
Die Anlagen wurden relativ billig und einfach von den Besitzern in Eigenarbeit ausgeführt. Bei einem Pflanzverband von 5x 5m waren vergleichsweise nur wenige Pflanzen nötig, um eine Wiesenfläche zu bepflanzen. Von den Pappelbaumschulen wurden dazu i.d.R. 2jährige Pflanzen geliefert mit einer Größe von ca. 2,50m. Eine Zwischenpflanzung mit anderen Laubhölzern erfolgte aus Kostengründe meist nicht. Nach der Pflanzung hat man die Anlagen häufig sich selbst überlassen, so daß auch kein großen Pflegekosten entstanden sind. Meist wurde auch eine später dringend erforderliche Durchforstung unterlassen, weil z.B. der alte Besitzer nicht mehr lebte und die Erben kein Interesse an der Sache hatten.
Inzwischen hat die Sache ihre ursprünglich erhoffte Bedeutung durch die schlechte Lage auf dem Holzmarkt ganz verloren.
Über das Für und Wider solcher reinen Hybridpappelbestände wird seit einiger Zeit heftig und kontrovers diskutiert.
Empfehlung für die alten Bestände: Stark durchforsten, ohne Rücksicht auf Verwertbarkeit des anfallenden Durchforstungsholzes! Liste der zugelassenen Pappelsorten (Auszug)Stand 1/ 2000 Das Regierungspräsidium Kassel führt als zentrale Registierstelle das Baumzuchtregister der Gattung Populus. Die nachstehend aufgeführten Pappelklone sind darin zum gewerbsmäßigen Verkehr zugelassen.
Graupappeln P. x canescens
alle empfehlenswert! KronenschnittBei Altpappeln, welche durch vermehrten Astbruch eine Verkehrsgefährdung auf Fahr- und Gehwegen darstellen, gibt es nur die beiden Möglichkeiten einer Abhilfe, nämlich: Fällung oder Kronenschnitt? Man wird in jedem einzelnen Fall prüfen müssen, welche der beiden Möglichkeiten am besten anzuwenden ist. Ein Kronenschnitt ist wegen des hohen Aufwandes nur dann zu vertreten, wenn die Bäume im Wurzel- und Stammbereich noch gesund erscheinen.
Bei dem meist zu engen Baumabstand der Altpappeln ist evtl. bereits zuvor eine Reduktion der Stammzahl zu Gunsten der Verbleibenden, auf mindestens die Hälfte zu überlegen. Theoretisch müßte deshalb jede 2. Pappel gefällt werden. Praktisch zeigt sich aber, daß selbst auch bei den genetisch identischen Klonen individuelle Unterschiede in der Vitalität zu finden sind, welche unbedingt berücksichtigt werden sollten. Eine schematische Entnahme von Bäumen wäre deshalb nicht immer sinnvoll, auch wenn deshalb die zuvor gewohnte Regelmäßigkeit der Baumreihen verloren geht. Entstehende Unregelmäßigkeiten verwachsen sich nach einigen Jahren wieder einigermaßen. Die einzelnen Pappelsorten reagieren gemäß ihrer genetischen Veranlagung verschieden auf Schnittmaßnahmen.
Schwarzpappeln reagieren allgemein auf einen Kronenschnitt relativ gut mit einer raschen Bildung einer Sekundärkrone.
Bei den wipfelschäftigen Sorten, wie der Robusta, entstehen beim Schnitt zwangsläufig größere Wunden an der Stammverlängerung, welche kaum mehr zuheilen. Faulstellen im Holz sind die Folge. Um die Wundgröße kleiner zu halten, müßte man den Kronenschnitt in seinem Ausmaß ebenfalls geringer halten.
Sorten, deren Stamm sich rel. rasch in mehrere, etwa gleichstarke Äste auflöst, sind hier günstiger zu beurteilen.
ZeichnungenSchwarzpappel - HybridenPopulus x euramericana Sind natürliche oder künstliche Hybriden zwischen der europäischen Schwarzpappel Populus nigra L. und der amerikanischen Schwarzpappel Populus deltoides Bartr. ex Marsh. oben links:
rechts:
GraupappelPopulus canescens Ait. Sm. Sind natürliche oder künstliche Hybriden zwischen der Silberpappel Populus alba L. und der Zitterpappel Populus tremula L. oben:
unten:
Literatur
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