Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind geschlüpft!

Die ersten Raupen des Eichenprozessionsspinners sind geschlüpft und befinden sich damit im ersten Larvenstadium!

Die frisch geschlüpften Raupen sind nur etwa 2,5 mm lang, rötlich-braun gefärbt und behaart. Zu diesem Zeitpunkt sind die Knospen der Eiche in der Regel noch geschlossen – die Raupen wandern in der Zeit in Prozessionen auf den Zweigen nahe der Eigelege auf der Suche nach geöffneten Knospen oder warten im Gruppenverband auf den Blattaustrieb der Eichen. Als Nahrung sind sie auf geschwollene Knospen oder gerade erst austreibende, weiche Eichenblätter angewiesen.

Für regulative Maßnahmen im Sinne des Pflanzenschutz- oder Biozidrechts ist der Blattaustrieb der Eichen noch nicht ausreichend fortgeschritten.

Zur dezidierten, situativen Einschätzung ist eine Vor-Ort-Kontrolle unabdingbar.

Hinweis: Es ist die potentiell mögliche Entwicklung des Eichenprozessionsspinners gemeint – aufgrund verschiedenster Faktoren kann die Entwicklung lokal abweichen.

Biologie und Verbreitung des Eichenprozessionsspinners

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) ist ein wärmeliebender, nachtaktiver Falter aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae) mit einer Flügelspannweite von etwa 25-30 mm. Die Art bildet pro Jahr eine Generation aus und bevorzugt als Lebensraum besonnte Waldränder und Einzelbäume, gerade auch in Alleen oder Parkanlagen. Neben Waldrändern und Einzelbäumen kommt er vorzugsweise in lichten Eichenwäldern vor. Der Eichenprozessionsspinner kann mittlerweile in fast allen eichengeprägten Wäldern Mitteleuropas vorkommen und wurde bereits zum Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in Deutschland dokumentiert. Ausgehend von der oberrheinischen Tiefebene hat sich der Eichenprozessionsspinner, wenn auch mit schwankenden Populationsdichten, seit den 1990er Jahren erfolgreich in ganz Südwestdeutschland etabliert. Für seinen Entwicklungszyklus ist die Art an Eichenarten (Quercus spp.) gebunden.

Die unscheinbar graubraun gefärbten Falter schwärmen witterungsabhängig zwischen Juli und September. Die Raupen sind dann noch im selben Jahr voll entwickelt und überwintern als Eiraupen im Ei. Wiederum in Abhängigkeit der Witterung schlüpfen die Raupen zu Beginn der Vegetationszeit zwischen März und Mai. Die Raupen durchlaufen während ihrer Entwicklung fünf bis sechs Larvenstadien und leben während ihrer gesamten Entwicklungszeit gesellig, so wandern sie in den typischen Prozessionen zu ihren Fraßstellen. Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Raupen gesundheitsgefährdende Brennhaare aus, deren Anzahl mit jeder weiteren Häutung deutlich zunimmt. Die Raupen verpuppen sich ab Mitte Juni, die dann folgende Puppenruhe kann drei bis fünf Wochen dauern – dann schlüpfen wieder flug- und paarungsbereite Falter zur Eiablage, die nur wenige Tage dauert.

Regulierungsmaßnahmen

Je nach Schutzziel finden bei der Regulierung des Eichenprozessionsspinners unterschiedliche Rechtsgrundlagen Anwendung:

  1. Für die Zweckbestimmung zum Schutz des Waldes vor dem Kahlfraß der Raupen ist das Pflanzenschutzrecht maßgebend.
  2. Für die Zweckbestimmung zum Schutz des Menschen vor den Brennhaaren der Raupen ist das Biozidrecht maßgebend.

Von den derzeit für beide Einsatzbereiche zur Verfügung stehenden Präparaten empfehlen wir den Wirkstoff Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki. Wenn die Blätter aller zu behandelnden Eichen mindestens die Größe eines 2-Euro-Stücks erreicht haben, können präventive Behandlungen mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln oder Biozidprodukten durchgeführt werden. Die Wirkstoffe der Präparate werden über den Blattfraß der Raupen aufgenommen. Die Applikation sollte nicht bei kühlen und regnerischen Witterungsbedingungen erfolgen. Hierdurch kann die Persistenz nicht oder nur unzureichend gewährleistet werden. Zudem sind die Raupen bei kühler, feuchter Witterung weniger aktiv und zeigen eine geringere Fraßaktivität, was eine Behandlung ineffizient werden lässt. Auch sollte es nicht windig sein, um Abdrift zu vermeiden.

Die Art zugelassener Produkte, die Herleitung von Schadschwellen und die zugelassene Ausbringungsart sind abhängig vom jeweiligen Rechtsrahmen. Die FVA kann Waldbesitzende in Südwestdeutschland zum Entscheidungsprozess bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden eingehend beraten.

An Orten mit sensibler Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, öffentliche Gebäude, Parkanlagen, Spielplätze), aber auch in stark frequentierten Waldgebieten in der Nähe von durch den Eichenprozessionsspinner befallenen Eichen, können zum Schutz der menschlichen Gesundheit durch Aufklärung mit Informationskampagnen und Warnhinweisen erste Maßnahmen ergriffen werden. Akut können auch Absperrungen gefährdeter Bereiche sinnvoll beziehungsweise nötig sein.

Um die Gefährdung für die menschliche Gesundheit örtlich zu senken, kann das mechanische Entfernen von Gespinsten im urbanen Raum sinnvoll sein. Diese Verfahren sind jedoch sehr aufwändig und gehen mit gesundheitlichen Risiken für die Anwendenden einher. Aktuell wird das Absaugen der Gespinste mithilfe geeigneter Filteranlagen empfohlen – mit der Durchführung ist unbedingt eine Fachfirma zu beauftragen, die über die entsprechenden Gerätschaften und die nötige Schutzausrüstung für die Anwendenden verfügt. Die zielgerichtete mechanische Entfernung wird besonders empfohlen, wenn sich die Raupen in den Gespinsten verpuppen und immobil sind. Neben einer Reduzierung der Kosten für die Beseitigung von Gespinstnestern und der Gefährdung des eingesetzten Personals wird so ein möglichst großer Effekt auf die Population erzielt.

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