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Erhaltung der ökologischen Vielfalt der Rheinwälder INTERREG-Projekt FVA
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Was ist Interreg?
Die Interreg-Initiative, 1990 von der europäischen Kommission
initiiert, hat zum Ziel, regionale grenzüberschreitende Aktivitäten zu
unterstützen. Damit sollen die Menschen an den Binnen- sowie an den
Außengrenzen der Europäischen Union einander näher gebracht werden. Das
Programmgebiet Oberrhein Mitte-Süd umfasst die Landkreise
Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach, Waldshut, Freiburg, Emmendingen und
Offenburg, das Département Haut-Rhin und Teile des Départements Bas-Rhin, sowie
Kantone der Nordwestschweiz. In Rahmen des Interreg-Programms können die
anfallenden Projektkosten bis zu 50% in den EU-Mitgliedstaaten gefördert
werden. Diese Förderung ist als Anschubfinanzierung gedacht, um eine
Kooperation zu initiieren. Koordiniert werden die genehmigten Projekte vom
Interreg-Sekretariat mit Sitz in Straßburg. Die deutsche und französischen
Forstverwaltung formulierte gemeinsam das Projekt Erhaltung der ökologischen
Vielfalt der Rheinauenwälder. In dem von 2002 bis zum Jahr 2005 laufenden
Projekt sollen Vorstellungen entwickelt werden, wie die ökologische Vielfalt
der Rheinauewälder erhalten werden kann und welche finanziellen Aufwendungen
dafür erforderlich sind.
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Vorstellung der Partner
Projektträger ist die Forstliche Versuchs- und
Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg. Der französische Partner ist die
Forstverwaltung ONF (Office National des Forêts) von Colmar und Straßburg. Zusätzlich
wird dieses Projekt auf der französischen Seite von der staatlichen
Naturschutzverwaltung DIREN (Direction Régionale de lEnvironnement) und der
Region Elsaß finanziell gefördert. Ein- bis zweimal jährlich trifft sich die
Projektgruppe, die die Arbeit über die Laufzeit von 4 Jahren begutachten soll. Mitglieder
sind Vertreter der Naturschutzverwaltungen, der Gewässerverwaltungen, der
Forstverwaltung beiderseits des Rheins und der Universitäten Nancy und
Freiburg.
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3 Lage des Untersuchungsgebietes und Projektdauer
Auf der deutschen Seite werden die Waldschutzgebiete (Bann-
und Schonwälder) im Raum Wyhl - Weisweil - Kappel untersucht. Auf der
französischen Seite handelt es sich um die gegenüberliegenden Bann-, Schon- und
Schutzwälder (réserves biologiques intégrales, réserves biologiques dirigées,
forêts de protection) zwischen Marckolsheim und Rhinau - Daubensand. Insgesamt
werden 2.800 ha Waldfläche für eine Dauer von 4 Jahren (2002 - 2005) in dem
gemeinsamen Projekt untersucht.
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Aktuelle waldbauliche Situation der Rheinwälder
Vier unterschiedliche waldbauliche Konzepte beiderseits des
Rheins finden Anwendung. Ihre Schwerpunkte in Deutschland und Frankreich sind
verschieden:
- Die rein ertragsorientierte Waldwirtschaft mit zum
Beispiel Pappel-Reinkulturen wird heute nicht mehr auf großer Fläche umgesetzt,
ist aber noch an vielen Orten als Zeugnis einer früheren Waldbau-Konzeption
sichtbar.
- Die naturnah bewirtschafteten Wälder nehmen auf der
deutschen Seite den größten Teil ein. Sie sind größtenteils Naturschutzgebiete.
Dabei werden die Wälder so behandelt, daß sie an den Standort angepaßte und
konkurrenzstarke Waldbestände bilden. In den französischen Rheinwäldern spielt
der naturnahe Waldbau eine geringere Rolle als auf der deutschen Seite.
- In Frankreich dominiert die am Natur- und Kulturerbe
orientierte Waldwirtschaft in den Rheinwäldern. Diese will einen artenreichen Wald mit hoher Strukturvielfalt
erhalten. Diese Ziele werden auf der deutschen Seite in den Schonwäldern (SW)
und auf der französischen Seite auf großer Fläche in den Schutzwäldern (forêt
de protection) verwirklicht. Die rheinnahen französischen Waldgebiete sind fast
alle als Schutzwald ausgewiesen.
- In den Bannwäldern ruht die forstliche Bewirtschaftung. In
den elsäßischen Rheinwäldern werden die Naturschutzgebiete (réserves
naturelles) im Gegensatz zur deutschen Seite auf der größten Fläche als
Bannwald behandelt.
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Die Ziele des Interreg-Projektes
Das langfristige Ziel des Projektes ist die Erhaltung und
Erneuerung von arten- und strukturreichen Rheinwäldern. Für folgende Fragen
sollen Antworten gefunden werden:
- Wie können unter den aktuellen, seit 1920 durch den
modernen Rheinausbau veränderten, ökologischen Verhältnissen arten- und
strukturreiche Waldbestände dauerhaft erhalten werden?
- Welche waldbaulichen Maßnahmen sollen durchgeführt
werden, um dieses Ziel zu erreichen?
- Welchen Einfluß haben die bereits angewandten
waldbaulichen Konzepte (siehe oben) auf dieses Ziel?
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Im Idealfall soll es möglich sein, für jeden Standort und
jeden Bestand im Untersuchungsgebiet die Methoden anzugeben, die zur Erhaltung
oder zur Begründung von arten- und strukturreichen Waldbeständen führen.
Die einzelnen Schritte des Projektes
Teilprojekt "Untersuchung der Beziehung zwischen Vegetation, Grundwasser und Standort"
- Aus der gesamten Untersuchungsfläche von 2.800 ha werden
repräsentative Teilflächen ausgewählt, die die ganze standörtliche und
waldbauliche Vielfalt der Gesamtfläche abdecken.
- In diesen Teilflächen werden die
Grundwasserverhältnisse, der Boden, die krautige Vegetation, die Strauch- und
Baumschicht sowie die Waldgeschichte genau erhoben und kartiert.
- Anschließend werden forstliche Maßnahmen definiert und
auf mehreren Teilflächen durchgeführt. In diese Definition fließen auch die
Erfahrungen der bisher angewandten unterschiedlichen Behandlungsarten, sowie
die Informationen über die Entwicklung nichtbewirtschafteter Wälder
(Bannwälder) ein.
- In einer ornithologischen Studie wird die Beziehung
zwischen Avifauna und Bestandesstruktur untersucht.
- Die Kosten für die praktizierten forstlichen Maßnahmen
werden kalkuliert. Davon ausgehend kann der Waldbesitzer die Kosten des
Waldnaturschutzes im Rheinwald berechnen.
- Schließlich werden dem Forstpraktiker
Entscheidungshilfen für die Wahl waldbaulicher Methoden im Rheinwald angeboten.
Auf welchem Standort kann wie gewirtschaftet werden? Wie soll ein Bestand
behandelt werden, um den ökologischen Wert zu steigern? Wieviel kostet das?
sollen damit beantwortet werden.
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Teilprojekt "Untersuchung der Beziehung zwischen Avifauna und Bestandesstruktur"
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Ausblick
Gesicherte Aussagen über die Entwicklung von Schon- und
Bannwäldern können nur in langfristigen Zeiträumen erhalten werden. Deswegen
ist die Zusammenarbeit zwischen der französischen und deutschen
Forstverwaltung, ganz im Sinne des Interreg-Programms, auch längerfristig
geplant. Die Rheinwälder werden als einheitliches Ökosystem betrachtet, und es
wird versucht gemeinsame Behandlungsrichtlinien zu planen.
Folgende Arbeitsthemen sind für die Jahre 2002 - 2003
vorgesehen, u.a.:
- Vereinheitlichung der unterschiedlichen Methoden der
Standortskartierung und der Beschreibung von Waldbeständen;
- Entwicklung einer gemeinsamen Methode zur Ausweisung,
zur Aufnahme und zum Monitoring von Dauerbeobachtungsflächen;
- Schaffung einer gemeinsamen Datenbank für
standortskundliche Aufnahmen;
- Aufnahmen der Avifauna im Untersuchungsgebiet und
Analyse der Beziehung Vögel Waldstruktur;
- Darstellung der Waldgeschichte der einzelnen Teiluntersuchungsflächen;
- Entwicklung einer gemeinsamen Methode zur Datenanalyse.
Ergebnisse
Autor:
Richard Hauschild
Abt. Waldökologie
Artikel-Datum: 01.08.2003
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