Waldschutzgebiete Baden-WürttembergBannwald „Bärlochkar“Barbara Becker, Uwe Brockamp, Gerhard KönigForstliche Versuchs-und Forschungsanstalt Baden-WürttembergAbteilung WaldökologieMai 2007Band 12Bannwald „Stürmlesloch“Birgit Hüttl, Uwe Brockamp, Gerhard KönigBannwald „Altspöck“Alexandra Rudmann, Thilo WolfISSN 1611-1680Herausgeber:Herausgeber:Herausgeber:Herausgeber:Herausgeber:Forstliche Versuchs- undForschungsanstalt Baden-WürttembergSchriftleitung:Schriftleitung:Schriftleitung:Schriftleitung:Schriftleitung:Dr. Winfried BückingUmschlaggestaltung:Umschlaggestaltung:Umschlaggestaltung:Umschlaggestaltung:Umschlaggestaltung:Bernhard Kunkler Design, FreiburgLayout:Layout:Layout:Layout:Layout:Philipp Riedel (VFS)Satz:Satz:Satz:Satz:Satz:Christine Schumacher, Philipp RiedelBestellung an:Forstliche Versuchs- und ForschungsanstaltBaden-WürttembergWonnhaldestr. 479100 FreiburgTel. 0761/4018-0 Fax 0761/4018-333e-mail:fva-bw@forst.bwl.deinternet:www.fva-bw.deAlle Rechte, insbesondere das Rechtder Vervielfältigung und Verbreitungsowie der Übersetzung vorbehalten.Gedruckt auf 100 % chlorfreigebleichtem PapierAutorAutorAutorAutorAutoren und Bearbeiter:en und Bearbeiter:en und Bearbeiter:en und Bearbeiter:en und Bearbeiter:Ass. d. F. Barbara Beckerbarbarabecker.y@web.deAss. d. F. Alexandra Rudmanna.rudmann@vfs-freiburg.deAss. d. F. Gerhard Königbuero@quercus-umwelt.deDipl. Forstw. Thilo Wolfwolf.7@web.deAss. d. F. Uwe Brockampu.brockamp@vfs-freiburg.deAss. d. F. Birgit Hüttlb.huettl@web.deBannwald BärlochkarErläuterungen zur Forstlichen Grundaufnahme 19995Bannwald StürmleslochErläuterungen zur Forstlichen Grundaufnahme 200241Bannwald AltspöckStandortsverhältnisse, Bestandes- und Nutzungsgeschichte,Forstliche Grundaufnahme 200083InhaltsverzeichnisWSG Baden-Württemberg 12 (2007)B ECKER, B.; BROCKAMP, U.; KÖNIG, G.: Bannwald Bärlochkar386ZusammenfassungDer Bannwald Bärlochkar befin-det sich im östlichen Nord-schwarzwald im Tal der GroßenEnz. Er wurde im Jahre 1998 miteiner Größe von 104 ha ausgewie-sen. Das Ziel ist dabei die vomMenschen unbeeinflusste Ent-wicklung eines Fichten-Tannen-Waldökosystems zu gewährleistenund diese wissenschaftlich zu be-gleiten.Er liegt im Einzelwuchsbezirk3/04 Enzhöhen und erstreckt sichvon 640 – 840 m ü. NN. Das ge-samte Gebiet befindet sich inner-halb der montanen Höhenstufeund ist nach Osten und Süd-Os-durchschnittstemperatur liegt beietwa 6,8°C, die jährliche Nieder-schlagssumme beträgt etwa 1400mm (Wetterstation Enzklösterle).Als Ausgangssubstrat stehen dieAblagerungen des Mittleren Bunt-sandsteins an, aus denen sich sandi-ge, sandig-lehmige und podsolierteBöden entwickelt haben. In großenTeilen ist die Fläche von Block-schuttdecken überlagert. Als Reliktder letzten Eiszeit finden sich zweikleinere Kare und ein großes Karim zentralen Bereich der Fläche.Die im Jahr 1999 durchgeführ-te Forstliche Grundaufnahme do-kumentiert weitgehend die Aus-gangssituation der ungestörtenWaldentwicklung. Die letzten Nut-zungen lagen zum Zeitpunkt derAufnahme etwa fünf Jahre zurück.Als Standortswald herrscht auf47 % der Fläche der MontaneFichte fällt auf fast allen Stand-ortseinheiten lediglich die Rolle alsNebenbaumart des Standortswal-des zu. Im tatsächlichen Bestandhingegen nimmt die Fichte Anteilevon über 70 % ein. Ihr beige-mischt ist in größeren Anteilen dieTanne, nur sehr gering beteiligt istdie Buche.Durchschnittlich liegt der Vor-rat des Gesamtbestandes bei 433Vfm/ha. Daran beteiligt sich dieFichte mit 75 %, die Tanne mit18 %, die Kiefer mit 4 % und dieBuche mit 3 %. Sonstige Baumar-ten spielen nur eine untergeord-nete Rolle. Totholz kommt in ei-ner durchschnittlichen Menge von24 Vfm/ha vor, der überwiegen-de Teil ist Nadelholz.Der Jungwuchs wird zu 90 %von der Baumart Fichte gebildet.Nennenswerte Anteile besitzt nurnoch die Tanne mit etwa 6 %.Eine Stratifizierung nach Be-standestypen unterscheidet dreiBestandestypen: Fichtenbaumhöl-zer, Baumhölzer gemischter Zu-sammensetzung und Dickungen/Stangenhölzer. Für die drei Stra-ten wurden unterschiedlicheBaumartenanteile, Vorräte undStammzahlen ermittelt. Auch fürden Jungwuchs konnten deutlicheUnterschiede in Bezug auf dieMischungsanteile gefunden wer-den.Eine Stratifizierung, die sich anden Standortseinheiten orientier-te, ergab Unterschiede für die Mi-schungsanteile der Baumarten so-wohl im Altbestand als auch imJungwuchs. Um den Einfluss desStandortes auf die Baumartenan-teile abzuschätzen, sind Folgeauf-nahmen notwendig. Für dieBaumartenzusammensetzung imJungwuchs scheint sich in dieserersten Aufnahme der Einfluss derZusammensetzung des Altbestan-des deutlicher auszuwirken als der7Literatur A HRENS, W. (1998): Bannwaldentwick-lung und Borkenkäferbefall. Verfah-ren zur Erfassung von Waldstrukturund Totholzflächen im Luftbild. FVAFreiburg, unveröff. Forschungsbe-richt. 113 S.A HRENS, W.; PISOKE, T.; BROCKAMP, U.(2004): Die Erfassung von Waldstruk- turen im Luftbild. Arbeitsanleitung fürWaldschutzgebiete in Baden-Württemberg. Arbeitsanleitung fürWaldschutzgebiete in Baden-Württemberg. WaldschutzgebieteBad.-Württ. 5, 54 S.A LDINGER, E.; HÜBNER, W.; MICHIELS ,H.; MÜHLHÄU ß ER, G.; SCHREINER, M.;W IEBEL, M. (1998): Überarbeitung derStandortskundlichen regionalen Glie-derung im Südwestdeutschen Stand-ortlichen Verfahren. Mitt. Ver. Forst-liche Standortskunde u. Forstpflan-zenzüchtung 39, 5-71B ECKER, T. (1999): Zunehmender Bor-kenkäferbefall in zwei fichtenreichenBannwäldern Baden-Würtembergs.Mitt. Biolog. 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Gesetzblatt Baden-Württem-berg, Ausgabe 23, 546-548FD (Forstdirektion Karlsruhe) (1997):Würdigung des Bannwaldes Bärloch-kar im Staatswald Enzklösterle, 5 S.,unveröff.FVA (Forstliche Versuchs- und For-schungsanstalt Baden-Württemberg)(1993): Waldbiotopkartierung, Erläu- 79WSG Baden-Württemberg 12 (2007)7 ZusammenfassungDer Bannwald „Stürmlesloch“ imStaatswald des Forstbezirks BadWildbad wurde im Jahr 1998 aus-gewiesen und umfasst insgesamteine Fläche von 100 ha. Ziel dervorliegenden Arbeit ist die Be-schreibung des Bannwaldgebietes,sowie die Darstellung und Inter-pretation der forstlichen Grund-aufnahme von 2002. Um Folge-inventuren zu ermöglichen,wurde ein permanentes Stichpro-bennetz im Raster 100 x 100 mmit 71 Probekreisen von je 0,1 haangelegt. Anhand von CIR-Luft-bildern von 1998 wurde für denLuftbildinterpretation nach GIS-gestütztem Auswertungsverfahrender FVA zur Beobachtung vonWaldschutzgebieten durchgeführt.Der Bannwald „Stürmlesloch“liegt im Wuchsgebiet 3 Schwarz-wald, Einzelwuchsbezirk 3 /04„Enzhöhen“ auf der GemarkungBad Wildbad im Landkreis Calw.Im Umkreis von zehn Kilometernbefinden sich fünf weitere Bann-wälder und zwei Schonwälder,wodurch eine gute Schutzgebiets-vernetzung erreicht wird. DerBannwald umfasst die steilen Ein-hänge eines vom Gütersbächlegebildeten Dobels sowie die fla-cheren Oberhanglagen im Nord-westen und im Süden. Somit istinsgesamt 21 Standortseinheitenumfasst. Dabei dominieren dieSteilhanglagen mit unterschiedli-chen Expositionen, Wasserhaus-halts- und Aziditätsstufen. Aufden Hochflächen sind überwie-gend mäßig frische lehmig-sandi-ge Substrate ausgebildet. Der Zo-nalwald ist ein Montaner Buchen-Tannenwald mit Kiefer.Klimatisch ist von einer Jahresmit-teltemperatur von 7,2 °C und ei-ner hohen durchschnittlichenJahresniederschlagsmenge von1385 mm auszugehen. Ein Aridi-tätsindex nach De Martonne von74 und ein Sommer-Regen-Faktorvon 48 zeigen ein optimales Tan-nen-Klima.Die heutige Bannwaldfläche warin 23 forstwirtschaftliche Behand-lungseinheiten untergliedert.Die Forstliche Grundaufnahme(FGA) erfasste im „Stürmlesloch“insgesamt 12 Baum- und Strauch-arten, der Nadelholzanteil beträgtmehr als vier Fünftel. DominanteBaumart ist die Fichte mit 47 Pro-zent Volumenanteil gefolgt vonder Tanne mit 24 Prozent Volu-menanteil und der Buche mit 16Prozent. Der Gesamtvorrat (ein-schließlich Totholz) mit 516 Vfm/ha ist hoch, die Individuenzahl proHektar liegt bei 539 Stück. DieBaumarten-Verteilung nachBHD-Stufen des lebenden stehen-den Bestandes zeigt eine typischePlenterwaldstruktur.Jungwuchs ist insgesamt in 69von 71 aufgenommenen Probe-jüngung ist größtenteils sehr üp-pig. Die Verjüngungsauswertungzeigt für die gesicherte dritte Hö-henklasse oberhalb 150 cm diehöchsten Anteile für die Fichte (57%), gefolgt von der Tanne (27 %)und der Buche (15 %). Die Kiefer(1 %) ist im Gegensatz zumHauptbestand (7 %) kaum vertre-ten. Tanne und Buche konntentrotz hoher Verbissbelastung inder zweiten Höhenklasse (11-150cm) ihre Anteile zur dritten Hö-henklasse (> 150 cm) hin starkerhöhen.Die Luftbildanalyse wertet Al-tersstrukturen, Überschirmung,Baumartenanteile, Höhendiffe-renzierung, Kronendurchmesserund Kalamitäten differenziert aus.Die Luftbildauswertung konntetung für den Bannwald „Stürm-lesloch“ bezüglich der Baumarten-verteilung bestätigen. Berücksich-tigt wurde dabei, dass Laubbäumeaufgrund ihrer großen rundenKrone im Vergleich zu ihrem Vor-rat überrepräsentiert sind, derNadelholzanteil hingegen unter-schätzt wird.Die Verhältnisse auf unter-schiedlichen Standorten wurdendurch Stratifizierung nach fünfStandortseinheitengruppen erar-beitet. Der Vorrat (stehend, le-bend) ist auf den „Mäßig frischenBlockschuttdecken“ sowie bei den„Ebenen Lagen und flachen Hän-gen“ mit je 296 Vfm/ha am nied-rigsten, an den Winterhängen mitgrößten Individuenzahlen weisendie Sommerhänge mit 580 Bäu-men pro Hektar auf. Die Baumar-tenverteilung zeigt die höchstenBuchenanteile mit 40 % an derAnzahl und 48 % am Volumen beiden „Ebenen und flach geneigtenLagen und“ das größte Tannen (27% bzw. 31 %) - und Fichtenvor-kommen 54 % bzw. 48 %) an denWinterhängen. Die Sommerhän-ge bilden das kiefern- (16 % bzw.21 %) und lärchenreichste Stratum(je 3 % an Anzahl und Volumen).Die mäßig frischen Blockschutt-decken weisen die gleichmäßigsteVerteilung der drei Hauptbaumar-ten auf: Buche 29, Fichte 30 undTanne 34 Prozent Anteil an derAnzahl; Buche 27, Fichte 35 undTanne 30 Prozent Anteil am Vo-lumen.Der zum Zeitpunkt der Forstli-chen Grundaufnahme rechtlichnoch „junge“ Bannwald ist nochstark von der früheren waldbauli-chen Behandlung geprägt. Dieteilweise vorhandenen tannen-und buchenreichen Althölzer mithohem Totholzanteil und üppigerTannenverjüngung ergeben ein„naturnahes“ Bild (hinführend zurheutigen potentiellen natürlichenVegetation). In den fichtenreichenBeständen kann hingegen erstmittel- bis langfristig, nach durchden Borkenkäfer forciertem Ab-sterben der Althölzer, mit einemhöheren Grad an aus spontanerEntwicklung erreichter Natürlich-Diskussion und AusblickWSG Baden-Württemberg 12 (2007)Hüttl, B.; Brockamp, U.; König, G.: Bannwald Stürmlesloch80keit gerechnet werden. Der Ver-gleich zwischen Bestand und Jung-wuchs im Bannwald zeigt einenhöheren Tannenanteil in der Hö-henklasse 3 des Jungwuchses (27% zu 21 % im Bestand), einenleicht höheren Fichtenanteil imJungwuchs (57 % zu 49 %) sowie8 Literatur und QuellenBotanik u. Standortskunde. 264 S. (un-veröff.)FD (Forstdirektion Karlsruhe) (1993):Waldschutzgebietskonzeption Nord-schwarzwald. 12 S. (unveröff.)FD (Forstdirektion Karlsruhe) (1998):Bannwalderklärung Bannwald Stürm-lesloch vom 16.06.1998FVA (1988): Waldschutzgebiete. Merk-blatt der Forstlichen Versuchs- undForschungsanstalt Baden-Württem-berg (Abt. Botanik und Standortskun-de)FVA (2000, 2001): Bannwalderhebun-gen der Abteilung Waldschutz. Akten-vermerk im Bannwaldordner B081der FVA, Abteilung Waldökologie(unveröff.) G EYER, O.; GWINNER, M. (1990): Geo-logie von Baden-Württemberg.Schweizerbart‚sche Verlagsbuchhand-lung, Stuttgart. 472 S.H EPPERLE, P. (1979): Allgemeiner Teilzum FE-Werk für das Staatliche Forst-amt Bad Wildbad. Forsteinrichtungs-periode 1980-1989. 46-51HIRT, R.; JACOB, A. (1998): Erläuterun-gen zu den Standortskarten des Forst-bezirks Bad Wildbad (Staatswald).Zweitkartierung FVA, Abt. Botaniku. Standortskunde 301 S. (unveröff.)H ÜBNER, W.; MÜHLHÄU ß ER,G. (1987):Fortschritte in der regionalen und ver-tikalzonalen Gliederung des Wuchs-gebietes Schwarzwald – ein Zwischen-bericht. Mitt. VFS 33, 27-35KÄRCHER, R.; WEBER, J.; BARITZ, R.;F ÖRSTER, M.; SONG, X. (1997): Auf-nahme von Waldstrukturen, Arbeits-anleitung für Waldschutzgebiete inBaden-Württemberg. Mitt. FVA Ba-den-Württemberg 199, 57 S.KÄTZLER, W. (1959): Erläuterungen zuden Standortskarten des ForstbezirksLangenbrand. FVA, Abt. Botanik u.Standortskunde, 9-30 (unveröff.)KLIMADIAGRAMME B ADEN -WÜRTTEM -BERG als download unter http://www.klimadiagramme.de/Bawue/badwildbads.html. 05.05.2003einen etwas geringeren Buchenan-teil (15 % zu 19 %). Der zum Zeit-punkt der Forstlichen Grundauf-nahme mit 92 Vfm/ha (davon 61% Fichte) bereits hohe Totholz-anteil wird sich aufgrund desBuchdruckerbefalls kurzfristignoch weiter erhöhen. Da dieBannwaldausweisung erst vier Jah-re vor der Forstlichen Grundauf-nahme von 2002 erfolgte, kann dieEntwicklung anhand von zukünf-tigen Folgeinventuren sehr gut be-obachtet werden.A HRENS, W. (1998): Bannwaldentwick-lung und Borkenkäferbefall. Verfah-ren zur Erfassung von Waldstrukturund Totholzflächen im Luftbild. FVA,Abt. Waldökologie unveröff. Bericht.113 S.A HRENS, W.; BROCKAMP, U.; PISOKE, TH.(2004): Zur Erfassung von Waldstruk-turen im Luftbild: Arbeitsanleitung fürWaldschutzgebiete in Baden-Württemberg. Waldschutzgebiete Ba-den-Württemberg 5, 54 S.A LDINGER, E.; HÜBNER, W.; MICHIELS ,H.-G.; MÜHLHÄU ß ER, G.; SCHREINER ,M.; WIEBEL M. (1998): Überarbeitungder Standortskundlichen regionalenGliederung im SüdwestdeutschenStandortskundlichen Verfahren. Mitt.VFS 39, 5-67BAUMANN; GROß, W.; WEIß (1956):Forstbezirk Wildbad. Standortskarte.Forstliche Versuchsanstalt (unveröff.)B ECKER, TH. (1999): ZunehmenderBorkenkäferbefall in zwei fichtenrei-chen Bannwäldern Baden-Württem-bergs. Mitt. Biolog. Bundesanst. Land-u. Forstwirtschaft 362, 80-100BOROWSKI, M. (2003): Öffentlichkeits-arbeit für die vier Bannwälder im obe-ren Enztal. Landespflegearbeit Forst-direktion Freiburg (unveröff.), 30 S.+ AnhangB ÜCKING, W.; DIETERICH, H. (1976): ZurBannwald-Forschung in Baden-Württemberg. AFZ 31, 327-329B ÜCKING, W. 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Heft 10D RIXLER, B. (1989): Erläuterungen zuden Standortskarten des ForstbezirksNeuenbürg. FVA, Abt. Botanik u.Standortskunde. 442 S. (unveröff.)D RIXLER, B. (1995): Erläuterungen zuden Standortskarten des ForstbezirksBad Wildbad (Stadtwald). FVA, Abt. 157WSG Baden-Württemberg 12 (2007)Der im Staatswald im UFB Land-kreis Schwäbisch-Hall und imBundeswald (Liegenschaft 50) ge-legene Bannwald „Altspöck“ wur-de 1995 erstmals zusammen mitdem ihn umgebenden, im Staats-wald gelegenen Schonwald „Ein-korn“ mit einer Größe von 125,6bzw. 207,2 ha ausgewiesen. Sie lie-gen etwa 5 km östlich von Schwä-bisch Hall. Es handelt sich um daserste größere Waldschutzgebiet imKeuperbergland im Osten desNeckarlandes.Ziel der vorliegenden Arbeit istdie Beschreibung des Bannwald-che im bewirtschafteten Schon-wald, und die Darstellung und In-terpretation der ForstlichenGrundaufnahmen (FGA) im Jahr1999 in beiden Flächen. Um Fol-geinventuren zu ermöglichen,wurden permanente Stichproben-netze im Raster von 100 m x 100m im Bannwald und von 50 m x50 m in der Vergleichsfläche mitjeweils 85 Probepunkten angelegt.Die Probekreise haben eine Grö-ße von 0,1 bzw. 0,05 ha. Zur Er-gänzung wurde die Luftbildanaly-se von Color-Infrarotbildern von1999 des Bannwaldes durchge-führt.Der Bannwald umfasst 20, dieVergleichsfläche 15 und beide Flä-chen 22 verschiedene Standorts-einheiten der Forstlichen Stand-bergs auf Ausgangssubstraten desGipskeupers (km1), Schilfsand-steins (km2), der Unteren BuntenMergel (km3u) und des Kiesel-sandsteins (km3s). In beiden Flä-chen dominieren mäßig frischeStandorte, begleitet von vernäs-senden und wechselfeuchten. Nas-se Standorte fehlen in der Ver-gleichsfläche. Im Bannwald über-wiegen sandige und tonige, in derVergleichsfläche mit Abstand to-nige Bodenarten. Klimatisch istvon einer Jahresmitteltemperaturvon 8° C und einem durchschnitt-lichen Jahresniederschlag von 880mm auszugehen. Das Untersu-chungsgebiet wird der nieder-schlagsreichen Variante des sub-montanen Laubwaldklimas zuge-der Forstlichen Standortskartie-rung ist der submontane Buchen-Eichenwald.Wesentlicher Schutzzweck ist imBannwald die Entwicklung vonWaldökosystemen auf unter-schiedlich stark vom Menschengeprägten Standorten in einemgrößeren Landschaftszusammen-hang. Dies beinhaltet die Sukzes-sion in naturfernen Nadelbaum-beständen, auf ehemals offenenFlächen stark anthropogen verän-derter Standorten (militärischesÜbungsgelände) und im Bereichstehender Gewässer sowie die un-gestörte Entwicklung naturnaherBuchen-Eichen- und Erlen-Eschen-Waldgesellschaften. ImSchonwald sollen diese langfristigaktiv erhalten werden, auch alsPufferzone rund um den Bann-wald.Abweichend von der Natur-waldgesellschaft dominieren heu-te im gesamten EinkorngebietNadelbäume, namentlich die Fich-te. Während um 1650 noch Laub-wald mit vorherrschend Buche,daneben Eiche und Hainbuche,beschrieben wird, sind es 100 Jah-re später devastierte nadel-baumreiche Wälder, die geprägtwaren durch Schweinemast, Streu-nutzung sowie bäuerlichen und in-dustriellen Raubbau. Erst durchSaat und Pflanzung vorwiegendder Fichte konnte zu Beginn des19. Jahrhunderts dem Rückgangder Waldflächen, die sich nichtmehr natürlich verjüngten, Einhaltgeboten werden. Das leitete dieein. Die später folgende, stark aufFichte ausgerichtete Bewirtschaf-tung der Wälder führte zum heu-tigen Waldbild, in dem nur nochvereinzelt Eichen-Buchen-Wäldervertreten sind.Die Kernzone des Bannwaldeswurde von 1936 - 1945 als Bom-benabwurfplatz der deutschenLuftwaffe genutzt und der Walddafür 1936 nahezu abgeholzt. Bis1950 wurde dann vergeblich ver-sucht, die offenen Flächen land-wirtschaftlich zu nutzen. Ab 1952begannen intensive Aufforstungs-maßnahmen, bis das Gelände1954 von den US-Streitkräften alsÜbungsgelände übernommenwurde. 1993 wurde die bundesei-gene Liegenschaft endgültigschaftlich aber nur extensiv ge-nutzt. Heute findet man auf demGelände überwiegend sehr inho-mogene junge Fichten- und Fich-tenmischbestände auf für Fichteungeeigneten Standorten. DerBannwald war bis zu seiner Aus-weisung im Staatswald in 30 undim Bundeswald in 11 verschiede-ne Behandlungseinheiten unter-gliedert.Durch die FGA von Bestandund Jungwuchs wurden in beidenFlächen jeweils 31 Baum- undStraucharten erfasst. Im Bannwaldund teils auch in der Vergleichs-fläche wurden durch die Waldbi-otopkartierung und auf Gelände-begängen weitere Arten festge-stellt. Weitaus dominierendeBaumart ist in beiden Flächen dieFichte. Im Bannwald folgt dieBuche, in der Vergleichsfläche dieTraubeneiche. Der aus den FGA-Daten ermittelte Vorrat ist mit355 Vfm/ha im gesamten Bann-wald höher als in der Vergleichs-fläche, wo er aufgrund der Sturm-würfe der vergangenen Jahre undder darin begründeten hohen An-zahl an Jungbeständen nur bei 271 Vfm/ha liegt. Der für die Bundes-waldfläche über die Forsteinrich-tung ermittelte Wert liegt nur bei240 Vfm. Es handelt sich hier umdie Bannwald-Kernfläche mit ei-ner großen, zentral gelegenen6 ZusammenfassungZusammenfassungWSG Baden-Württemberg 12 (2007)R UDMANN, A.; WOLF, TH.: Bannwald Altspöck158Freifläche. Zum Zeitpunkt derFGA ist wegen der erst 4 Jahrezuvor erfolgten Bannwaldauswei-sung der Totholzanteil noch ge-ring. Infolge der fehlenden Bewirt-schaftung in den Bundeswaldflä-chen liegt der Totholzanteil imBannwald mit 11 Vfm/ha etwashöher als in der Vergleichsflächemit 6 Vfm/ha. Die Jungwuchsaus-wertung im Bannwald zeigt für diezweite Höhenklasse (11 – 150 cm)annähernd gleiche Anteile für Bu-che, Traubeneiche, Esche undFichte. In der ersten Höhenklasse(< 11 cm) dominiert bei weitemdie Fichte. In der Vergleichsflächeführt in der zweiten Höhenklasseder Bergahorn, in der ersten Hö-henklasse die Fichte.Insgesamt sind die Verjüngungs-zahlen im Bannwald deutlich hö-her.Um die Verhältnisse auf denunterschiedlichen Standortenmiteinander vergleichen zu kön-nen, erfolgte in beiden Flächeneine Stratifizierung nach 5 ver-schiedenen Standortsgruppen:„Nährstoffreichere Standorte“,„Frische nährstoffreiche Standor-te“, „Wechselfeuchte Standorte“,„Nährstoffärmere Standorte“ und„Nasse Senken“, wobei letztere inder Vergleichsfläche fehlen. DieUnterschiede bezüglich Baumar-tenverteilung, Vorrat und Indivi-duenzahl auf den unterschiedli-chen Standorten (Wasserhaushalt,Nährstoffgehalt) wurden tabella-risch und graphisch in Kapitel 3dargestellt. Sie sind in den Fich-ten-Nachkriegsaufforstungen desBannwaldes deutlich geringer alsin der Vergleichsfläche, bei derenBewirtschaftung eine stärkere Be-rücksichtigung des Standortes er-kennbar ist. Die Fichte ist in allenStaten beider Flächen führend. ImGegensatz zum Bannwald ist derFichtenanteil auf den „Wechsel-feuchten Standorten“ in der Ver-gleichsfläche deutlich geringer.Die höchsten Vorräte werden inbeiden Flächen auf den „Nähr-stoffärmeren Standorten“ er-reicht, auf denen ältere Laub-Mischbestände und stabilereFichtenbestände stocken. Sehrniedrige Vorräte weisen die Be-stände auf „WechselfeuchtenStandorten“ auf, in denen immerwieder Strumflächen entstandensind.Anhand des Luftbildes wurdenim Bannwald 6 Straten nach derAltersstruktur abgegrenzt und dieAuswertungen von Luftbildanaly-se und FGA miteinander vergli-chen: Fichten-(Nb)-Baumhölzer,Nadel-/Laubbaum-Mischbestän-de, Laubbaum- Mischbestände,Eichen-Buchen-Baumhölzer, Ver-jüngungsbestände und Sukzessi-onsflächen. Für die einzelnen Stra-ten wurden Baumartenanteile,Vorräte und Individuenzahlen er-mittelt.In der FGA ist der Fichtenan-teil in allen Straten deutlich höher.Durch die Lage der Probepunktewurden in der FGA deutlich ge-ringere Eichenanteile erfasst, v.a.in den Eichen-Buchen-Baumhöl-zern und Laub-Mischbeständen.In diesen Flächen wurden die Bu-chenanteile entsprechend höherermittelt. Die Erle ist durch dieFGA in den „Laub-Baumhölzern“überrepräsentiert.Der höchste Vorrat wird mit dergeringsten Stammzahl in den „Ei-chen-Buchen-Baumhölzern“ er-reicht. Es handelt sich hier um dieältesten Waldteile des Bannwaldes.Durch die ergänzende Betrach-tung der Ergebnisse beider Inven-turverfahren konnten in der Me-thode liegende Unschärfen ausge-glichen werden.Im abschließenden Ausblickwerden Konsequenzen und Pro-gnosen für die zukünftige Ent-wicklung des Bannwaldes und sei-ner Vergleichsfläche gezogen. BeiFolgeinventuren wird zu beobach-ten sein, ob die eigendynamischeEntwicklung der Waldflächen imBannwald wieder zu den ur-sprünglichen submontanen Bu-chen-Eichenwäldern der Normal-standorte und den Erlen-Eschen-wäldern auf nassen Senkenzurückführt oder in welchemMaße sich die auf allen Standor-ten künstlich eingebrachte Fichtedauerhaft etablieren kann.Die ersten Rückschläge in derfichtenorientierten Bewirtschaf-tung stellten die Sturmkatastrophedes Jahres 1870 und der Schnee-druck von 1886 dar. Seither ist einGroßteil der Nutzungen im Forst-bezirk sturm- und käferbedingt.Nach Abschluss der ForstlichenGrundaufnahme haben der Win-tersturm „Lothar“ im Dezember1999 und kleinere Sturm- und dar-auf folgende Käferschäden dasBild des Bannwaldes bereits ver-ändert, indem der Fichtenanteil zuGunsten der Laubbäume gesun-ken und der Totholzanteil gestie-gen ist.