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Artenschutz in der Spur

Nahaufnahme einer Gelbbauchunke, die in der Hand gehalten wird. Die Hand trägt einen blauen Handschuh. FVA BW/Nachbaur

Am 22. Mai ist internationaler Tag der biologischen Vielfalt / Eine Feldstudie beschreibt die ungewöhnlichen Lebensräume der Gelbbauchunke und liefert interessante Erkenntnisse

Tiefe Fahrrinnen und Furchen im Waldboden gelten als kritische Folge der maschinellen Holzernte. Doch manche Tierarten finden gerade dort ein neues Zuhause – zum Beispiel die Gelbbauchunke.

Die Gelbbauchunke ist in Deutschland stark gefährdet. "Ihr eigentlicher Lebensraum, natürliche Überschwemmungsgebiete in Auenlandschaften, ist weitgehend aus unserer Landschaft verschwunden", erklärt Anja Schumm von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Aber es gibt eine überraschende Alternative: Hinterlassenschaften der Forstwirtschaft wie wassergefüllte Fahrspuren oder Pfützen in Rückegassen oder Maschinenwegen.

Ungewöhnliche Lebensräume

"Menschengemachte Strukturen können Ersatz bieten, wenn primäre Lebensräume verschwunden sind", sagt Schumm. Im Fall der Gelbbauchunke sind nach bisherigem Wissensstand allerdings viele Populationen klein und isoliert. Möglicherweise fehlen ihnen im Wald Trittsteinbiotope für Wanderungen und den genetischen Austausch.

Vorwiegend in Süddeutschland zuhause

Um das zu untersuchen, hat die Umweltwissenschaftlerin gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen der FVA-Abteilung Waldnaturschutz zwei bekannte Verbreitungsgebiete der Gelbbauchunke genauer unter die Lupe genommen: den Schönbuch südwestlich von Stuttgart und den Schwäbisch-Fränkischen Wald östlich von Heilbronn. Süddeutschland ist der Hauptlebensraum der auffälligen Amphibie. In über 600 Gewässern und Wasseransammlungen im Wald suchten die Forscherinnen nach der gefährdeten Art. An mindestens jedem dritten Ort wurden sie fündig. Insgesamt konnten von 512 Individuen Daten gesammelt und DNA-Proben genommen werden.

Stabile Populationen vorgefunden

"Die Ergebnisse deuten auf jeweils stabile Gesamtpopulationen im Schönbuch und im Schwäbisch-Fränkischen Wald hin", fasst Dr. Nicola Fischer, Wissenschaftlerin im FVA-Arbeitsbereich Waldgenetik, zusammen. Sie weisen eine mäßige genetische Vielfalt auf. Bislang gebe es keine Hinweise auf Inzucht. Das Geschlechterverhältnis ist in beiden Untersuchungsgebieten ausgeglichen. Auf lokaler Ebene scheint der Genaustausch somit zu funktionieren.

Mehr Tiere als angenommen

Bei genauer Untersuchung der Gewässer finden sich mehr Gelbbauchunken, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. An der Mehrzahl der Standorte, an denen die Tiere nachgewiesen wurden, fand auch eine erfolgreiche Vermehrung statt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schließen daraus, dass die Anwesenheit anderer Arten, darunter auch Fressfeinde, den Bestand zwar erheblich reduzieren kann, die Besiedelung eines Gewässers durch Gelbbauchunken und deren Fortpflanzung aber nicht grundsätzlich ausschließt.

Erfolg für den integrierten Artenschutz

"Das sind gute Neuigkeiten für den integrierten Artenschutz, wenngleich wir aus den Daten keine Rückschlüsse auf andere Gebiete ziehen können", resümiert Schumm. Sie und ihr Team hoffen deshalb, in Zukunft noch intensiver zur Gelbbauchunke und ihrem Vorkommen im Land forschen zu können.

Hintergrund

Die Gelbbauchunke ist gesetzlich geschützt und darf durch die Waldwirtschaft nicht beeinträchtigt werden. Die Untersuchung durch die FVA wurde im Rahmen des "Vorsorgenden Konzeptes für die Gelbbauchunke im Wald" von der baden-württembergischen Landesregierung finanziert. Das Projekt startete im Juli 2023 und wurde Ende 2024 abgeschlossen. Das Konzept wird von ForstBW flächendeckend im Staatswald umgesetzt. Es umfasst eine jährliche Erfassung der Tiere und eine Erfolgskontrolle. Dabei wird dokumentiert, ob Gelbbauchunken in den bereitgestellten Lebensräumen tatsächlich vorkommen und sich fortpflanzen.

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