Presse

Waldbewirtschaftung gestaltet Jagdreviere für Fledermäuse

Jagende Wasserfledermaus: Tagsüber versteckt sich die Art in Baumhöhlen im Wald. FVA BW/Hendel

Jagende Wasserfledermaus: Tagsüber versteckt sich die Art in Baumhöhlen im Wald.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sowie der Universitäten Freiburg und Wageningen haben Zusammenhänge zwischen Waldwirtschaft und Fledermausaktivitäten untersucht. Forstliche Maßnahmen können positive Auswirkungen auf die Nahrungssituation der Tiere haben.

Unter den 25 Fledermausarten in Deutschland gibt es viele, die im Wald leben oder dort auf Nahrungssuche gehen. Da ihr Erhalt besonderen Schutz erfordert, ist es wichtig zu verstehen, wie menschliche Eingriffe diesen Lebensraum beeinflussen. "Forstwirtschaftliche Maßnahmen verändern die Waldstruktur. Die Flächen werden offener und lichter. Jetzt konnten wir zeigen, dass einige wichtige nachtaktive Insekten davon profitieren und damit auch die Fledermäuse, die sich von ihnen ernähren", sagt Anna-Lena Hendel. Die Biologin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der FVA-Abteilung Waldnaturschutz und promoviert an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg am Lehrstuhl für Wildtierökologie und Management.

Auf über 60 Waldflächen im Schwarzwald verglichen die Forscherinnen und Forscher Fledermausaktivitäten. Hierzu griffen sie auf akustische Aufnahmen zurück: Die Tiere nutzen im Flug permanent Ultraschallrufe zur Orientierung. Diese zeichnete das Team auf und erhielt spannende Einblicke in die Lebensraumwahl der Fledermäuse.

Attraktive Nahrungsgebiete durch offene Waldstrukturen

Die Ergebnisse zeigen sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen der Waldstruktur. So reagieren die Tiere zwar sensibel auf veränderte Flugräume, profitieren aber von Effekten auf die Nahrungskette. "Stärker bewirtschaftete Waldflächen weisen ein höheres Vorkommen von Laufkäfern auf sowie eine ausgeprägte Bodenvegetation, die das Vorkommen von Nachtfaltern fördert – jeweils wichtige Nahrungsquellen für bestimme Fledermausarten. Die Nebeneffekte der Waldarbeit können die Gebiete folglich zu attraktiven Jagdlebensräumen für Fledermäuse werden lassen, auch für solche Arten, die normalerweise eher geschlossene Strukturen bevorzugen", erklärt Hendel.

Daneben konnte nachgewiesen werden, dass sich die erhöhte Aktivität einiger Fledermausarten auf die Anzahl von Nachtfaltern auswirkt. "Diese Erkenntnis unterstreicht die ökologische Funktion von Fledermäusen bei der Regulierung von Insektenpopulationen", betont Hendel. In Bezug auf forstliche Schadinsekten könnten somit Synergien zwischen Artenförderung und Waldwirtschaft entstehen.

Mehr Schutz für Baumquartiere

Andererseits zeigt die Studie auch, dass Quartiermöglichkeiten für Fledermäuse wie Baumhöhlen und Astlöcher durch die Bewirtschaftung reduziert werden. Um Fledermäuse in Wäldern zu fördern, empfehlen die Autorinnen und Autoren eine Erweiterung bestehender integrativer Walbau- und Naturschutzstrategien. Die Schaffung offener und lichter Waldstrukturen in Kombination mit Alt- und Totholzstrukturen auf nicht bewirtschafteten Teilflächen könne gleichzeitig die Verfügbarkeit von Quartieren als auch Jagdhabitaten für verschiedene Fledermausarten gewährleisten.

Monitoring bringt Licht ins Dunkel

Rund um die Fledermäuse im Wald gibt es weiterhin viele offene Fragen. Um einige davon in Zukunft besser beantworten zu können und langfristige Trends für typische Waldarten wie das Braune Langohr, den Großen Abendsegler oder die Bechsteinfledermaus abzuleiten, wurde dieses Jahr ein systematisches Fledermausmonitoring an der FVA gestartet. Wie das funktioniert, schildert FVA-Mitarbeiterin Elisabeth Schüler in der aktuellen Folge des Podcasts astrein – Wald. Mensch. Wissen. In diesem spricht FVA-Direktor Prof. Dr. Ulrich Schraml regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen über deren Forschungsthemen.

Hintergrund

Die Studie wurde im Rahmen des Forschungsprogramms Conservation of Forest Biodiversity in Multiple-Use Landscapes of Central Europe (ConFoBi) an der Universität Freiburg und an der FVA durchgeführt und im Journal of Applied Ecology veröffentlicht.

Weitere Informationen

 

Download der Pressemitteilung (PDF)

Warenkorb schließen

Warenkorb

Titel Anzahl Preis
Gesamtpreis: