Aktuelle Pressemeldungen

Kein Verlass auf Wildwarnreflektoren – Vorsicht bei der Autofahrt rund um die Zeitumstellung!

Ein Reflektor steht am Straßenrand. An ihm befestigt ist auch ein blauer Wildwarnreflektor

Reflektor am Straßenrand (Foto: FVA)

Forschungsprojekte an der FVA belegen keine Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren

Die Zeitumstellung steht bevor und hat auch Folgen für Wildtiere – das zeigen jährlich steigende Wildunfallzahlen, wenn die Uhren vor- oder zurückgestellt werden. Daher sollten Autofahrerinnen und -fahrer kurz vor und nach der Zeitumstellung besonders achtsam unterwegs sein. Um Wildunfälle zu vermeiden, kommen seit rund 60 Jahren vor allem Wildwarnreflektoren zum Einsatz. Ob diese Reflektoren am Straßenrand – zum Beispiel als blaue Halbkreisreflektoren – tatsächlich dazu beitragen, dass Wild sein Verhalten ändert und es zu weniger Wildunfällen kommt, hat die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in zwei Projekten untersucht.

"Alle 90 Sekunden werden Wildtiere statistisch gesehen ange- oder überfahren. Sie verenden oft unnötig spät und leiden dabei unter unsäglichen Schmerzen", erklärt Prof. Dr. Ulrich Schraml, Direktor der FVA. "Dieses enorme Ausmaß an Tierleid, aber natürlich auch der Gefährdung von Menschen muss dringend reduziert werden."

Untersuchung zur Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren in Deutschland

Eine der am häufigsten angewandten Wildunfallpräventionsmaßnahmen sind Wildwarnreflektoren. Die Hersteller – vor allem von blauen Reflektoren – versprechen eine Reduzierung der Wildunfälle. Aber Untersuchungen, die das Verhalten der Wildtiere in Bezug auf Reflektoren untersuchten, gab es in Deutschland bisher nicht. In einem ersten Pilotprojekt hat die FVA überprüft, ob der blaue Halbkreisreflektor zu einem Rückgang des unfallrelevanten Verhaltens bei Rehen führt und ob die Farbe Blau tatsächlich eine "Warnfarbe" darstellt. In einem Folgeprojekt wurde neben der Untersuchung der Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren auf Rehe, Füchse und Wildschweine auch der Status Quo von montierten Wildwarnreflektoren im Straßennetz von Baden-Württemberg erfasst.

Kein Einfluss auf das Verhalten von Wildtieren nachweisbar

Die Ergebnisse aus insgesamt 45.000 Stunden Videoaufnahmen entlang ausgewählter Straßenabschnitte in Baden-Württemberg zeigen: Wildwarnreflektoren haben keinen Einfluss auf das Verhalten von Wildtieren. "Die Tiere wurden durch Reflektoren nicht stärker in ihrem Verhalten beeinflusst im Vergleich zu Zeiträumen ohne Reflektoren", fasst Dr. Falko Brieger vom FVA-Wildtierinstitut zusammen. "Das Risiko eines Wildunfalls wird durch Reflektoren nicht verringert, so dass Wildwarnreflektoren keine geeignete Maßnahme in der Wildunfallprävention darstellen. Auch zeigen die Ergebnisse, dass die Farbe Blau keine Warnfarbe für Rehe ist und in Lichtexperimenten sogar die blau beleuchteten Futterboxen am häufigsten aufgesucht wurden."

Mögliche Lösungen: geringere Verkehrsgeschwindigkeit und Apps

Um die Zahl von Wildunfällen nachhaltig zu senken – was auch der aktuelle Koalitionsvertrag der Landesregierung Baden-Württemberg fordert – kämen mehrere Lösungsansätze in Frage: "Vieles läuft auf gezielte Maßnahmenbündel hinaus", erklärt Brieger. "Für einen flächigen Einsatz könnten unter anderem temporäre Geschwindigkeitsreduktionen oder Apps, die Verkehrsteilnehmende vor Straßenabschnitten mit hohen Zahlen von Wildunfällen warnen, Alternativen sein."
Wichtig sei, Wildunfälle zu erfassen und langfristig zu dokumentieren, damit Wildunfallschwerpunkte ermittelt und Maßnahmen umgesetzt werden könnten. Hier biete das Wildtierportal Baden-Württemberg per App eine gute Dokumentation von Wildunfällen oder auch die App "Tierfund-Kataster", die deutschlandweit durch die Landesjagdverbände eingeführt worden sei.

In Ausnahmefällen könnten Wildschutzzäune an besonders gravierenden Wildunfallschwerpunkten eingesetzt werden, sagt Brieger: "Wenn die Zäune dicht sind, sind sie eine effektive Maßnahme und erhöhen die Verkehrssicherheit." Allerdings seien bei längeren gezäunten Abschnitten Querungsmöglichkeiten wie Grünbrücken erforderlich. "Sie sind für den Biotopverbund und zur Wiedervernetzung von hoher Bedeutung, aber auch eine teure und aufwändige Maßnahme."

PDF-Download der Pressemitteilung

Weitere Informationen zu Lebensraumverbund und Wildunfällen auf der Website der FVA:

Warenkorb schließen

Warenkorb

Titel Anzahl Preis
Gesamtpreis: