MOBIL - Modellregion Biotopverbund ­Markgräflerland

Das Markgräflerland zwischen Schwarzwald und Rhein ist eine abwechslungsreiche Landschaft – von der Rheinaue mit lichten Wäldern und blumenreichen Wiesen bis zu den Vorbergen des Schwarzwalds mit ihren bunten Obstwiesen und Weinbergen. Diese wertvollen Lebensräume sind jedoch vor allem in der Rheinebene durch Siedlungs- und Gewerbeflächen, Verkehrsachsen und teils ausgedehnte intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen getrennt. Diese Hindernisse haben für Tier- und Pflanzenarten weitreichende Folgen.

Eine Kooperation vielfältiger Projektpartner

Im Rahmen des Projekts „MOBIL“ – Abkürzung für „MOdellregion BIotopverbund MarkgräflerLand“ wurden zwischen 2015 und 2020 beispielhaft Maßnahmen zur Entwicklung und Umsetzung des Fachplans  Landesweiter Biotopverbund sowie dem Generalwildwegeplan des Landes Baden-Württemberg in der Region umgesetzt, um die Durchlässigkeit der Landschaft für Tiere und Pflanzen zu erhöhen. Damit soll die dauerhafte Sicherung wildlebender Tier- und Pflanzenarten verbessert werden.

Acht Projektpartner arbeiteten gemeinsam an diesem Vorhaben: Das Regierungspräsidium Freiburg (RPF), die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), der NABU, das Trinationale Umweltzentrum Weil am Rhein (TRUZ), die Städte Neuenburg am Rhein, Weil am Rhein und Lörrach sowie Forst BW. Alle Projektpartner brachten ihre jeweiligen Arbeitsschwerpunkte und ihr Fachwissen in das vielfältige Projekt ein.

Beispiele umgesetzter Maßnahmen

Im Folgenden werden aus dem Gesamtprojekt vier Module kurz exemplarisch vorgestellt. In den Projektunterlagen können diese und viele weitere ausführlicher nachgelesen werden:

Wälder haben beim Schutz der biologischen Vielfalt eine wichtige Funktion. Die Bewirtschaftungsart, die Baumarten- und Alterszusammensetzung sowie die Strukturvielfalt haben hier eine zentrale Bedeutung, da sie die Vielfalt an Lebensräumen und somit die Artenvielfalt beeinflussen. Im Projektgebiet wurden Waldflächen, die sich auf Verbundkorridoren befinden ökologisch aufgewertet und isolierte Waldgebiete funktional verbunden. Der Generalwildwegeplan (GWP) sowie regionale Lebensraumkorridore dienten hierzu als Orientierung. Auf den Korridoren des Markgräflerlands wurden beispielsweise höhere Anteile an Lichtbaumarten und lichte Waldbiotope gefördert oder die Baumartenvielfalt erhöht. Ebenso wurden durch die Anreicherung des Alt- und Totholzanteils (siehe Alt- und Totholzkonzept) neue Lebensräume für zahlreiche, oftmals gefährdete Arten geschaffen. Die Maßnahmen wurden durch Absprachen mit den Försterinnen und Förstern und den zuständigen Behörden festgelegt und umgesetzt.

Das MOBIL-Projekt sammelte Nachweise über das Vorkommen der Wildkatze im Markgräflerland. Von Dezember 2015 bis März 2016 wurden 94 Haarproben der seltenen Tiere gefunden und von der FVA analysiert. Die Wildkatze nutzt demnach die Rheinauen des Markgräflerlands sowie die Vorbergzone des Schwarzwaldes als Lebensraum, Nachweise auf den Lebensraumkorridoren bzw. Durchquerungen im Markgräflerland konnten bisher nicht bestätigt werden. Hier bedarf es einer Verbesserung der vorhandenen Korridore durch eine Neuanlage von Trittsteinen und Feldgehölzen bis hin zu sicheren Querungshilfen an Straßen und Bahntrassen. In der intensiv bewirtschafteten Feldflur fehlen häufig Gehölzstrukturen, die Deckung für Wildkatze und Haselmaus sowie Orientierung für Fledermäuse bieten. Aus diesem Grund wurde u.a. die Anlage naturnaher Trüffelgehölze („Agroforestry“) im Rahmen des Projektes erprobt. Sie können eine Alternative zu Feldgehölzen sein und teilweise ergänzen. Sie fördern viele Arten und bieten den landwirtschaftlichen Betrieben gleichzeitig einen wirtschaftlichen Ertrag.  

 

In der Trockenaue des Rheins stand die traditionelle Schafbeweidung der Grünlandflächen im Mittelpunkt. Zu Projektbeginn 2015 waren die Tiere noch auf rund 15 Kilometern Länge unterwegs, nun sind es bereits 40 Kilometer. Schafe sichern als „lebendige Taxis“ den Austausch zwischen Tier- und Pflanzenpopulationen („Vektortransport“ oder „Zoochorie“). In ihrer Wolle transportieren sie Samen und kleine Tiere wie Heuschrecken, Käfer, Spinnen und sogar junge Eidechsen („Funktionaler Biotopverbund“).

Streuobstwiesen und Weinberge standen innerhalb des MOBIL-Projekts im Fokus des NABU. Es wurden Nistmöglichkeiten und ein ausreichendes Nahrungsangebot vor allem für Vogel- und Fledermausarten sowie Wildbienen geschaffen. Bei Ostbaumschnittkursen und Pflanzaktionen lernten Interessierte Arten wie Neuntöter, Wendehals oder Baumfalke mit ihren Lebensraumansprüchen kennen, Grundschulkinder bastelten Nistkästen für Meisen und Halbhöhlenbrüter.

Die intensive und gute Zusammenarbeit verschiedener Akteure prägte das MOBIL-Projekt und ist wichtige Voraussetzung für eine Nachhaltigkeit der umgesetzten Maßnahmen bzw. den Erhalt vorhandener Lebensräume. So wurde beispielsweise in Kooperation mit dem Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) und den Kreisobstbauberatern der Landkreise Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald ein kreisübergreifender Ausbildungsgang LOGL-GEPRÜFTER OBST- UND GARTEN-FACHWART® mit einem Schwerpunkt Streuobst und Biotopverbund konzipiert. Im April 2017 wurde die Fachwartvereinigung Markgräflerland e.V. gegründet, welche seitdem unter besonderer Berücksichtigung der naturschutzorientierten Erhaltung von Streuobstwiesen Fachwarte weiterbildet, aber auch eigene Projekte in der Region anstößt. Denn Ziel ist es, Flächen dauerhaft zu pflegen und mit Eigentümerinnen und Eigentümern von Streuobstwiesen zusammenzuarbeiten.

Weitere Informationen zum Projekt

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