Waldumfrage Baden-Württemberg

Wie blicken Bürgerinnen und Bürger auf den Wald? Seit 2019 untersucht die Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel (SGW) der FVA in verschiedenen Studien wie Wald sowie seine unterschiedlichen Funktionen erlebt werden, welche Erwartungen diesbezüglich bestehen und welche Veränderungen und Entwicklungen wahrgenommen werden. Bislang wurden in 4 Befragungen über 8000 Menschen zu ihrer persönlichen Waldnutzung, ihrem Wissen und ihren Einstellungen zum Wald befragt.

Den Umfragen aus verschiedenen Projekten liegt ein Fragebogen mit wiederkehrenden Frageblöcken zugrunde. Dieser wurde als Teil des soziokulturellen Wald-Monitorings in Kooperation mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Zürich und auf Basis bisheriger Studien der FVA entwickelt. Neben wiederkehrenden grundlegenden Fragen in den Umfragen zu Walderholungsnutzung, Einstellungen und Werten werden in den Projekten zusätzlich spezielle Themenfelder in den Fokus genommen,unter anderem Einstellungen zu Wildtieren, Einschätzungen zu Waldgesundheit, Klimawandel/-schutz, freiwilliges Engagement für den Wald, Eigentumsverständnisse. Aus den Ergebnissen werden Informationen und Empfehlungen für Forstpraxis, Politik und die Arbeit von Stakeholder-Gremien abgeleitet.

Inhaltliche Module des Projekts

Datengrundlage und Methodisches Vorgehen

Die Befragungsdaten wurden seit 2020 im Rahmen unterschiedlicher Projekte der FVA erhoben und nachträglich für die folgenden Darstellungen zusammengeführt und verglichen. Die Fragestellungen wurden in den einzelnen Projekten teilweise leicht verändert und der Fokus der Befragung je nach Projektausrichtung angepasst. Durch die projektgebundene Durchführung der Befragungen sind die Daten nicht immer direkt vergleichbar. Bei Grafiken und Visualisierungen wird per Akronym auf die jeweils genutzte Datengrundlage und Fallzahl verwiesen.

Grobe Eckdaten zu den Befragungen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst, genauere Beschreibungen zu den Umfragen sind auf den jeweiligen Projektseiten hinterlegt.

Akronym

Projektname

Befragungs-zeitraum

Stichproben-größe

Untersuchungs-gebiet

Befragungs-

institut

WaMoS

Soziokulturelles Waldmonitoring

März/April 2020

2.018

Baden-Württemberg

Norstat Deutschland GmbH

BürgEng

Bürgerschaftliches und unternehmerisches ­Engagement in der aktiven Wiederbewaldung

Juni 2021

2.007

Baden-Württemberg

Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

PsychEig

Mein Wald, Dein Wald oder jedermanns Wald?

Aug/Sept 2021

2.002

Bundesrepublik

com.X

Institut für

Kommunikations-Analyse und Evaluation

WahrWald

Wahrnehmung klimabedingter Waldschäden durch die Bevölkerung in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

September/ Oktober 2021

2.504

Rheinland-Pfalz

Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

Die jeweiligen Stichproben wurden nach den Variablen Alter, Geschlecht und Bildungsstand quotiert, um die jeweilige Grundgesamtheit des Untersuchungsgebietes nach diesen Merkmalen abzubilden. Als Datengrundlage hierfür dienten die Daten des Mikrozensus und der statistischen Landesämter. Mit einem Gewichtungsfaktor wurden verbleibende Abweichungen der Verteilung dieser Merkmale in den Stichproben im Nachhinein an die tatsächliche Verteilung in der Grundgesamtheit angepasst.

Die Aufbereitung der Datensätze und statistischen Analysen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS 27 von IBM durchgeführt.

Neben den deskriptiven Häufigkeitsverteilungen wurden Zusammenhänge mittels des Chi²-Tests auf Signifikanz untersucht. Zudem wurde mittels der Berechnung des Cramérs-V-Wertes die Größe des Unterschieds analysiert (Effektstärke). Bei der Interpretation des Wertes gelten folgende „Richtwerte“: Ab einem Cramérs-V-Wert von 0,1 wird von einem kleinen Unterschied/Zusammenhang gesprochen, ab 0,3 von einem mittleren und ab 0,5 von einem großen.

Stadt-Land-Vergleich:

Unterschiede zwischen Stadt und Land sind häufig Gegenstand verschiedener (öffentlicher) Diskussionen. Sie werden oft als „gegensätzliche Lebensräume“ dargestellt und der hier oder dort lebenden Bevölkerung werden bestimmte Eigenschaften zugesprochen. „Dorfmenschen“ und „Stadtmenschen“ scheinen als deutlich voneinander trennbare Gruppen zu existieren, die sich in ihren Lebenseinstellungen, ihrem Wissen und Handlungen stark voneinander unterscheiden. Vor allem in Konfliktsituationen werden diese gruppenspezifischen Stereotype häufig bedient.

Auch in Bezug auf den Themenkomplex „Wald“ scheint immer wieder Stereotype durch. Stadtmenschen wird häufig zwar eine ökologische Grundhaltung unterstellt, die jedoch gleichzeitig mit Naturentfremdung und damit auch mit einer kritischen Haltung gegenüber Waldbewirtschaftung verknüpft wird. Menschen vom Dorf wird hingegen eine größere Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Natur und ein alltäglicher Bezug zur Nutzung natürlicher Ressourcen unterstellt.  

Für die Auswertungen der Befragungsergebnisse war daher interessant, ob und inwieweit sich Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung in den Befragungsdaten finden lassen.

Für die Untersuchung der Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung wurde den Befragungsdaten die Gemeindetypisierung RegioStaR des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) zugewiesen, in der alle Gemeinden Deutschlands nach dem Grad ihrer Urbanität kategorisiert werden (https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/regionalstatistische-raumtypologie.html). Grundlage für die Zuweisung ist die in den Umfragedaten hinterlegte Postleitzahl. Fälle mit Postleitzahlen, die in zwei Gemeinden verwendet werden, wurden von der Analyse ausgeschlossen. In den Auswertungen wurde die Einteilung in sieben Kategorien übernommen, um auch die Übergangsräume zwischen Stadt und Land mit abzubilden und gleichzeitig noch genügen große Subgruppen für die Analysen zu erhalten.

Zahlreiche Tierarten leben in freier Wildbahn. Sie sind allerdings häufig nicht oder nur mit Glück und für aufmerksame Waldbesuchende sichtbar. Durch die gleichzeitige Funktion des Waldes als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten sowie als Erholungsraum für den Menschen spielen der Schutz von Wildtieren vor Störungen durch Freizeitaktivitäten sowie die Jagd eine wichtige Rolle. Wie ist die Bevölkerung Baden-Württembergs gegenüber Wildtieren eingestellt und wie wird das Spannungsfeld zwischen Schutz und Jagd wahrgenommen? Inwieweit ist die Bevölkerung bereit, zum Schutz von Wildtieren Einschränkungen der Freizeitnutzung in Kauf zu nehmen? Wie ist die Bevölkerung gegenüber bestimmten Wildtieren eingestellt?

Zunächst werden die Einstellungen zu Jagd auf Wildtieren beleuchtet. Diese beziehen sich auf Wildtiere wie Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Hier gehen die grundsätzlichen Meinungen auseinander (Abb. 1). Knapp ein Viertel (23,8%) befürworten die Jagd auf Wildtiere, während knapp ein Drittel (30,1%) keine positive Einstellung hierzu hat. Gleichzeitig ist fast die Hälfte der Befragten geteilter Meinung (46,1%).

Betrachtet man möglicheMotive der Jagd auf Wildtiere, so vertreten die Befragten eindeutigere Meinungen: Der Jagd auf Wildtiere wie Rehe, Rothirsche oder Wildschweine, um Wildfleisch verkaufen zu können, steht die Mehrheit der Befragten kritisch gegenüber (Abb. 2). 51% lehnen dies ab, etwa jede fünfte Person (20%) stimmt hingegen zu.

Anders sieht es dagegen bei der Jagd auf Wildtiere zum Schutz des Waldes aus: Zur Aussage „Wildtiere müssen gejagt werden, damit sie nicht überhandnehmen und den Wald schädigen“ positionieren sich die Befragten wesentlich positiver (Abb. 3): Die absolute Mehrheit (52,5%) stimmt dieser Aussage zu (vollständig: 16,0%; teilweise: 36,5%). Wieder ist ein relativ großer Anteil unentschlossen (27,8%). Ein knappes Fünftel der Befragten (19,6%) lehnt die Aussage teilweise oder vollständig ab.

Bei der Frage nach der Einstellung zum Schutz von Wildtieren (Abb. 4) ist zunächst festzuhalten, dass die Befragten dem strengen Schutz bestimmter Gebiete zugunsten der Wildtiere grundsätzlich weitgehend zustimmen (80,6%).

Konkret bezogen auf den Winter befürwortet der Großteil der Befragten (73,4%) die Bewahrung von Wildtieren vor Störungen durch Freizeitaktivitäten, um diese nicht zu beeinträchtigen. Ein gutes Fünftel (21,7%) ist unschlüssig und 4,9% stimmen dem nicht zu.

Es lässt sich außerdem eine emotionale Betroffenheit der Menschen feststellen, wenn es darum geht, dass durch das jeweilige eigene Freizeitverhalten im Wald Wildtiere gestört werden könnten. Etwa zwei Drittel der Befragten (66,4%) fühlt sich beim Gedanken daran unwohl.

Gleichzeitig sind 71,2% der Befragten bereit, ihre Freizeitaktivitäten in der Natur einzuschränken, um negative Auswirkungen auf Wildtiere zu verringern. Dabei sind auch 22,7% unentschlossen und 6,1% lehnen dies ab.

Darüber hinaus ist auch die Einstellung zu Wildtieren in Baden-Württemberg Bestandteil der durchgeführten Befragung. Dazu wird in Bezug auf verschiedene Wildtiere abgefragt, was die Umfrageteilnehmenden davon halten, dass diese Tierarten in Baden-Württemberg frei leben oder künftig möglicherweise frei leben werden (Abb.5). Die größte Zustimmung liegt hierbei bei Bibern (70,4%), Luchsen (64,5%) und Wildschweinen (61,9%). Für freilebende Waschbären spricht sich rund die Hälfte der Befragten aus (52,8%). Am geringsten fällt die Zustimmung zu freilebenden Wölfen (47,3%) und Bären (35,9%) aus. Gleichzeitig sprechen sich 16,4% für freilebende Wölfe und 22,3% für freilebende Bären in ausgewiesenen Schutzgebieten wie dem Nationalpark aus.

Trockenheit, Dürre, Borkenkäfer, Aufarbeitungsdruck, Waldbrandgefahr, … Für viele Menschen, die beruflich im Wald oder mit dem Wald zu tun haben, ist der Klimawandel schon lange ein im wahrsten Sinne des Wortes heißes Thema. Mit den Dürrejahren 2018 bis 2020 ist der Klimawandel allerdings auch in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Welche Folgen der Klimawandel im Wald bereits jetzt hat, in der Zukunft haben wird, wie die Wälder der Zukunft aussehen sollen und wie die Gesellschaft mit dem Klimawandel umgehen wird – das alles ist Gegenstand breiter Debatten. Wie steht die Bevölkerung zu diesen Themen?

Da vor allem die Folgen des Klimawandels als wichtiger Aspekt in der Entwicklung der Waldgesundheit besprochen werden, wurde er in weiteren Fragen in den Fokus genommen. Auch hier wird deutlich, dass ein Großteil der Bevölkerung ein Bewusstsein für das Thema hat.

Mit 96% ist die überwiegende Mehrheit der Befragten aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von einem mindestens teilweise menschengemachten Klimawandel überzeugt. Insgesamt 68% sehen im menschlichen Handeln die bedeutendere Ursache für den derzeitigen Klimawandel. Dieses Ergebnis deckt sich weitestgehend mit internationalen Bevölkerungsumfragen, die mit ähnlichen Fragen operieren (vgl. EPCC 2017) – wobei der Anteil derjenigen, die die Hauptursache im menschlichen Handeln sehen, in der hier betrachteten Stichprobe größer ausfällt als in der verglichenen Studie.

Wie Menschen die Ursachen des Klimawandels einordnen, hat zum Beispiel einen Einfluss darauf, wie sie die Entwicklung der Waldgesundheit einschätzen: Befragte, die den Klimawandel stärker als menschlich verursacht sehen, nehmen besonders häufig eine Verschlechterung der Waldgesundheit wahr.

Neben der grundlegenden Frage bezüglich der Ursachen des Klimawandels wurde in weiteren Fragen die Einstellung zum Themengebiet Klimaschutz und Umweltbewusstsein erfasst. Der Fokus lag einerseits auf dem Spannungsfeld von Klimaschutz und wirtschaftlicher Entwicklung und andererseits auf den persönlichen Einschätzungen bezüglich zukünftiger Entwicklungen in der Abwendung des Klimawandels.

Unter den Befragten zeigt sich ein großer Teil positiv gegenüber stärkeren Klimaschutzbemühungen gestimmt. Nur 14% der Befragten äußern sich ablehnend gegenüber der Frage nach mehr Klimaschutz – auch wenn dafür negative wirtschaftliche Folgen in Kauf genommen werden. Auch in den weiteren Fragen bezüglich mehr Klimaschutz wird eher zustimmend geantwortet. Ein Fünftel bis ein Viertel der Befragten sind zögerlich in ihrer Einschätzung und geben die Kategorie „teils/teils“ an (s. Abb.2).

Neben den eher politischen Einstellungen sind auch unterschiedliche Aspekte von Umweltbewusstsein unter den Befragten weit verbreitet. Insbesondere die Aussage, dass der menschliche Einfluss auf die Umwelt als negativ einzuschätzen ist, wird von 75% der Befragten befürwortet („stimme zu“ sowie „stimme eher zu“). Etwas seltener anzutreffen sind die affektiven Aspekte des Umweltbewusstseins wie Angst vor dem Klimawandel (insgesamt 57%) oder Schuldgefühle bei Umweltzerstörung (insgesamt 45%). Auch zu diesen Aussagen gibt ein relativ großer Anteil der Befragten (19-27%) „teils/teils“ als Antwort an. Umweltbewusstsein ist also auf Ebene des „Problem-erkennens“ weit verbreitet. Die persönliche Betroffenheit, also wie dieses Wissen sich auf das Fühlen der Befragten niederschlägt, ist dagegen weniger stark verbreitet (s. Abb.3).

In einem weiteren Frageblock wurden die Befragten nach ihren Einschätzungen zu zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen bezüglich des Klimawandels gefragt. Fast 3/4 der Befragten bezweifeln, dass in Deutschland schnell genug gehandelt wird, um den Klimawandel abzuwenden. Das Vertrauen in den technischen Fortschritt als Lösung oder ein weitreichendes bzw. verbreitetes Verändern der Lebensstile ist bei weniger als der Hälfte der Befragten noch vorhanden. Insgesamt scheint hier die Einschätzung etwas widersprüchlich auszufallen, da immerhin über 30% bzw. über 40% noch ein einen technischen bzw. gesellschaftlichen Wandel glauben und nur wenige diese gänzlich ablehnen.

Betrachtet man die Angaben zu den oben aufgeführten Aspekten der Naturverhältnisse nach soziokulturellen Merkmalen, werden Unterschiede bezüglich einiger Merkmale deutlich:

Bezüglich den Meinungen zu Klimaschutz sind vor allem große Unterschiede zwischen Menschen mit unterschiedlichen Parteipräferenzen festzustellen. Wähler:innen der Parteien AFD, FDP und CDU sprechen sich deutlich häufiger gegen mehr Klimaschutz (bei Auswirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung) aus, die Wähler:innen der SPD, Grünen und Linken sind dagegen häufiger für mehr Klimaschutz (auch bei Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung). So stimmen ca. 50% der Anhänger:innen der AFD der Aussage zu, dass die Wirtschaft nicht zu Gunsten des Klimaschutzes beschränkt werden darf. Bei Wähler:innen der FDP ist es noch knapp ein Viertel, bei der CDU noch etwa ein Fünftel der Befragten. Nur 3% der Anhänger:innen der Grünen stimmen dieser Aussage zu. Ähnlich groß sind die Unterschiede bezüglich der Aussage, dass mehr Klimaschutz auch bei negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft befürwortet wird.

Bezüglich der weiteren Merkmale lassen sich nur sehr kleine Unterschiede feststellen: Jüngere Menschen, Frauen und Menschen mit höherem Bildungsabschluss geben etwas häufiger an, dass mehr für den Klimaschutz auch bei Auswirkungen auf die Wirtschaft getan werden sollte.

 

Bezüglich den Aspekten von Umweltbewusstsein sind ebenfalls die größten Zusammenhänge mit der Parteipräferenz zu beobachten. Hier ist bei den Wähler:innen der AFD, FDP und CDU eine geringere Ausprägung bezüglich der Aspekte des Umweltbewusstseins festzustellen. Diese haben demnach seltener Angst vor den Folgen des Klimawandels, fühlen sich weniger häufig schuldig und sehen den Einfluss der Menschen nicht so häufig als besonders negativ an.

Auffällig sind auch die Merkmale Geschlecht und Alter, bei denen ebenfalls kleine Zusammenhänge vorliegen: Insbesondere die jüngsten Befragten und Frauen geben häufiger an, dass sie Angst vor den Folgen haben oder ein Schuldgefühl bei Naturzerstörung empfinden.

Auch bezüglich der zukünftigen Entwicklung sind insbesondere bezüglich der Parteipräferenz besonders starke Zusammenhänge sichtbar. Hier ist teilweise die Interpretation des Antwortverhaltens schwierig: Bei Wählerinnen und Wählern der AFD stoßen wir auf eine widersprüchliche Positionierung zum Klimawandel: Einerseits leugnen besonders viele den menschgemachten Klimawandel, andererseits glauben besonders viele daran, der Klimawandel sei nicht aufzuhalten. Ob der Klimawandel im Kontext dieser politischen Orientierung also nicht aufgehalten werden kann oder gar nicht aufgehalten werden muss, bleibt uneindeutig.

 

Ein weiterer Aspekt der Einstellungen zur Natur zeigt sich darin, dass Menschen in unterschiedlich starker Ausprägung Naturerleben als spirituelle Erfahrung wahrnehmen. In qualitativen Studien der FVA in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Schwarzwald wurde herausgearbeitet (Bethmann/Hebermehl in Vorbereitung), dass insbesondere Waldbesuche für Teile der Bevölkerung eine spirituelle Dimension beinhalten kann, die sich in der Ausprägung unterschiedlicher Aspekte darstellt.

Für die Befragungen wurde auf Basis von qualitativen Interviews eine Fragebatterie mit sechs Items entwickelt, um die verschiedenen Aspekte der Spiritualität abzubilden. In den Befragungen wurden die Themengebiete Naturverbundenheit, Transzendenz und psychisches Wohlbefinden über jeweils zwei Items erfragt, um die Ausprägung eines „spirituellen“ Walderlebens/Waldwahrnehmens abzubilden.

In den Ergebnissen der Befragungen zeigen sich unterschiedlich starke Verbreitungen der untersuchten Dimensionen von Spiritualität. Besonders stark verbreitet ist die Dimension der Naturbeziehung. Zu den beiden Ausprägungen stimmt hier ein Großteil der Befragten den Aussagen (eher) zu (jeweils über 60%).

Positive Einflüsse auf das psychische Wohlbefinden werden wieder durch größere Anteile der Bevölkerung erlebt. Um die 40% der Befragten stimmen den hier abgefragten Aspekten zu. Zudem gibt ein relativ großer Anteil die Kategorie „teils/teils“ an (um die 28%), was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass diese Empfindung nicht immer „gebraucht“ wird – eben nur in den Zeiten, in denen Menschen sich psychisch belastet fühlen.

Transzendenz-Erleben meint die Wahrnehmung einer Macht oder Sinnhaftigkeit über das unmittelbar physisch Wahrgenommene hinaus. Dieses Erleben ist weniger stark verbreitet. Zu den beiden Ausprägungen dieser Dimension geben unter 35% der Befragten an, dieses Gefühl bei Waldbesuchen zu empfinden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Ein Waldbesuch ist demnach für Waldbesuchende auch mit spirituellem Erleben verbunden, wobei die Stärke des spirituellen Verbunden-seins unterschiedlich stark ausfallen kann. Tiefergehende Analysen zeigen außerdem, dass das diese Dimensionen des spirituellen Walderlebens kleine Zusammenhänge mit anderen Merkmalen aufweisen: In der Stichprobe geben Frauen etwas häufiger an, auch stärkere spirituelle Empfindungen zu erleben („Psychisches Wohlbefinden“ sowie „Transzendenz“). Zudem sind auch positive Zusammenhänge mit affektiven Komponenten von Umweltbewusstsein („Angst vor Klimawandelfolgen“ oder „Schuldgefühl bei Naturzerstörung durch Menschheit“) beobachtbar. Weniger überraschend weist auch die Selbsteinschätzung, ein religiöser oder spiritueller Mensch zu sein, einen positiven Zusammenhang mit dem spirituellen Walderleben auf.

Insgesamt spielt bei einem Waldbesuch das Empfinden einer Verbundenheit mit Natur für viele Menschen eine wichtige Rolle, wie anhand den hohen Zustimmungswerten der ersten Dimension von Spiritualität im Wald beobachtet werden kann.

 

Werden die Fragen zu Naturverhältnissen nach der Zugehörigkeit des Gemeindetyps der Befragten untersucht, zeigt sich ein eher gleichmäßiges Bild im Antwortverhalten. Insgesamt können nur sehr kleine Unterschiede zwischen der eher städtischen und ländlichen Bevölkerung festgestellt werden, die keine eindeutige Einordnung erlauben.

Der Wald ist beliebter Freizeit- und Erholungsraum. Das ist nicht erst seit der Corona Krise und dem damit verbundenen „Waldbesuchs-Boom“ bekannt (Weinbrenner et al. 2021). Durch die Umfragen wollten wir genauer herausfinden, welchen Stellenwert der Wald im Alltag der Menschen einnimmt. Das heißt hier: Wie häufig gehen die Menschen in den Wald, was machen sie dort besonders häufig oder welche Wegstrecke nehmen sie auf sich, um in den Wald zu kommen? Im Folgenden werden die Kernergebnisse zu diesen und weiteren Fragen beantwortet.

Wie in Abbildung 1 ersichtlich, gaben nur 3% der Befragten an in den letzten 12 Monaten nie in einem Wald gewesen zu sein. Insgesamt 39% waren mindestens einmal pro Woche im Wald und weitere 28% mindestens einmal im Monat. Für viele Menschen ist der Wald demnach ein sehr präsenter Ort in ihrem Alltag und für ihre Freizeitgestaltung.

Was genau machen die Menschen, wenn sie in den Wald gehen? Hier konnten die Befragten mehrere Tätigkeiten auswählen (Abbildung 2). Sehr häufig werden Tätigkeiten genannt, die als eher „ruhig“ zusammengefasst werden können (Spazieren gehen, erholen und entspannen, Natur erleben/beobachten, etc.). Seltener werden sportliche Aktivitäten wie (E-)Mountainbiking, Wintersport oder Reiten betrieben.

Bezogen auf die Frage, wer welche Tätigkeiten im Wald ausübt, zeigen sich drei Ebenen von Zusammenhängen: Alter, Geschlecht und Haushaltsgröße.

Ältere Befragte geben besonders häufig das Sammeln von Naturprodukten, Natur erleben/beobachten sowie Erholen und Entspannen an, während jüngere Personen häufiger Mountainbike fahren, Joggen/Walken und Feste feiern. Die Gruppe der Befragten, die Mountainbike fahren, setzt sich aus signifikant mehr Männern als Frauen zusammen, während Naturprodukte häufiger von Frauen als von Männern gesammelt werden. Insbesondere für Familien sind spezifische Infrastrukturen, wie Grillplätze oder Aussichtstürme besonders relevant. Sie suchen diese Orte signifikant häufiger auf. Insgesamt sind die Zusammenhänge jedoch eher schwach ausgeprägt. Das heißt, dass auch einzelne Gruppen – z.B. die der Mountainbiker:innen in sich sehr divers und unterschiedlich ist.

Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem letzten Waldbesuch zeigt sich, dass nur ein sehr geringer Anteil der Befragten unzufrieden war (0,4%). Die große Mehrheit ist entweder zufrieden oder eher zufrieden gewesen (65% bzw. 30%). Waldbesuche scheinen demnach für die allermeisten Waldbesuchenden ein positives Erlebnis zu sein.

Wie lange die Befragten sich im Wald aufhalten, konnten diese für ihren letzten Waldbesuch angeben. Hier zeigt sich, dass sich ca. die Hälfte (54%) der Befragten 30-90 Minuten im Wald aufhält. Nur wenige (4%) halten sich kürzer als 30 Minuten im Wald auf. 16% bleiben sogar über 2 ½ Stunden im Wald.

Die Dauer des Waldbesuchs hängt auch mit der Tätigkeit zusammen, die im Wald ausgeübt wird. So halten sich Menschen, die im Wald Joggen oder (Nordic-)Walken, Radfahren und mit dem Hund spazieren gehen tendenziell kürzer im Wald auf, als Menschen, die die Natur erleben/beobachten wollen, Zeit mit Familie und Freund:innen verbringen oder die Wandern gehen. Insbesondere die Gruppe der Menschen, die im Wald wandern gehen, hält sich besonders lange im Wald auf: Etwa 2/3 der Befragten bleiben über zwei Stunden im Wald.

Zudem wurde nach dem Zeitaufwand gefragt, den die Befragten bei ihrem letzten Waldbesuch auf sich genommen haben, um in den Wald zu gelangen. Viele der Befragten besuchen demnach in einen Wald in ihrer näheren Umgebung: 20% brauchen nur bis 5 Minuten dorthin. Ein auch relativ großer Anteil (17%) steuert dagegen einen Wald in über 26 Minuten Entfernung an.

Wird die Dauer der Wegstrecke in Zusammenhang mit der danach ausgeübten Tätigkeit betrachtet, zeigen sich drei unterschiedliche Muster. Berücksichtig werden konnten dabei allerdings nicht alle Tätigkeiten, da diese teilweise zu selten ausgeübt wurden. Die Fallzahlen in der Stichprobe werden dann so klein, dass die Aussagen nicht mehr verallgemeinert werden können.

Im ersten Muster wird für die Tätigkeit besonders häufig ein nahliegender Wald aufgesucht – hier beispielhaft für Fahrradfahren/Mountainbiking dargestellt (55% haben einen kurzen Weg, brauchen also nur bis zu 10 Minuten mit dem Fahrrad in den Wald). Ein ähnliches Muster – kurze Dauer der Wegstrecke – ist auch bei den Tätigkeiten Joggen/Walken (70%), Gassi gehen (61%) und Spazieren gehen (46%) zu beobachten. Auch hier brauchen die Befragten weniger als zehn Minuten, um in den Wald zu kommen (s. Abb. 6).

Der zweite Typ von Tätigkeiten zeichnet sich durch eine relativ gleichmäßige Verteilung auf alle Wegstrecken aus. D.h. für diese werden kurze, mittlere und lange Wegstrecken gleichermaßen zurückgelegt. Beispielhaft ist dies hier für die Tätigkeit Natur erleben/beobachten dargestellt – gleiche Muster ergeben sich auch bei den Tätigkeiten: Erholen/Entspannen, Zeit mit Familie/Freunden verbringen, Sammeln von Naturprodukten oder Arbeiten (s. Abb. 7).

Abb. 7: Weg in den Wald (Beispiel Natur erleben und beobachten) in BW und RLP

Der letzte Typ von Tätigkeiten zeichnet sich dadurch aus, dass besonders häufig lange Wegstrecken zurückgelegt werden – hier dargestellt für das Wandern (49% legen lange Strecken über 20 Minuten hierfür zurück) (s. Abb. 8). Ähnliche Verteilungen lassen sich für weitere häufig angegebene Tätigkeiten nicht wiederfinden – lediglich eine leichte Tendenz bei der Tätigkeit spezielle Infrastruktur aufsuchen (39% nehmen längere Wege auf sich).

Es wurde außerdem erhoben, welches Fortbewegungsmittel für den letzten Waldbesuch gewählt wurde: Auffällig ist, dass knapp die Hälfte der Befragten mit dem Auto oder dem Motorrad zu ihrem Waldbesuch fahren (49%). Ein weiterer großer Anteil (39%) geht zu Fuß in den Wald. Der öffentliche Nahverkehr scheint hier für die allermeisten Befragten dagegen keine sinnvolle Option zu sein, nur 2% geben an, diesen für ihren letzten Waldbesuch genutzt zu haben (s. Abb. 9).

Deutlich wird bei der Betrachtung welches Fortbewegungsmittel für welche Dauer der Wegstrecke genutzt wird, dass ein Großteil der Kurzstrecken zu Fuß zurückgelegt wird, und längere Strecken mit dem Auto. Das Fahrrad wird zwar nur von wenigen genutzt, diese legen aber teilweise auch längere Strecken damit zurück, bis sie in den Wald kommen. Der ÖPNV wird von wenigen hauptsächlich bei weiten Strecken genutzt. In weiteren Analysen zeigt sich zudem, dass der ÖPNV hauptsächlich von Befragten genutzt wird, die daraufhin wandern gehen – für die allermeisten weiteren Tätigkeiten spielt dieses Fortbewegungsmittel noch keine Rolle (s. Abb. 10).

Ein weiterer Aspekt von Waldbesuchen sind mögliche störende Umstände oder Situationen, die das Erlebnis gegebenenfalls beeinträchtigen. Unter den Befragten wurden von insgesamt 38% Störungen während der Waldbesuche wahrgenommen. Diese Gruppe (902 Personen) wurde daraufhin gebeten zusätzlich die Art der Störung anzugeben:

Besonders häufig wird dabei „Müll im Wald“ als Störung genannt: Mehr als die Hälfte (58%) der Befragten, die sich gestört fühlen, nennt diesen Umstand. Das Problem scheint demnach in den Wäldern weit verbreitet vorzukommen – oder wenigstens so erlebt zu werden. Jeweils knapp ein Viertel nennt als Störungen rücksichtslose Waldbesuchende (24%) oder Waldbesuchende mit Fahrrädern (22%). Auch Waldbesuchende mit Hunden werden von Einigen als Störung wahrgenommen (12%). Konflikte mit anderen Menschen im Wald sind demnach neben dem Müll ein nicht selten vorkommendes Problem.

Störende Umstände durch die natürliche Umgebung sind etwas seltener genannt worden: 15% geben einen schlechten Wegezustand an, weitere 12% herumliegende Bäume oder Äste. Insgesamt scheint dies ein vergleichsweise kleines Problem bei Waldbesuchen zu sein.

Neben den dargestellten Störungen gab es noch weitere Nennungen, wobei diese nur von unter 10% der Personen genannt wurden und der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt wurden: Zu viele Waldbesuchende, Verkehrslärm, Schlechter/fehlender Handyempfang, Waldbesuchende mit Pferden, Lärm durch Forstmaschinen, Wegesperrungen, Jagd/Jagende.

Verteilung in der Bevölkerung:

Auch das Störungsempfinden beim Waldbesuch ist in der Bevölkerung relativ gleichmäßig verteilt. Bei einzelnen Auslösern gibt es jedoch Unterschiede. So fühlen sich Männer signifikant häufiger vom „Autoverkehr auf Waldstraßen“ gestört, als Frauen. Gleiches gilt für den schlechten oder fehlenden Handyempfang im Wald.

Auch bezüglich des Alters und des Störungsempfindens gibt es Unterschiede: Jüngere Befragte fühlen sich häufiger vom schlechten oder fehlendem Handyempfang sowie Lärm durch Forstmaschinen gestört. Ältere Befragte hingegen fühlen sich von anderen Waldbesuchenden, die mit Hunden unterwegs sind sowie von anderen Waldbesuchenden, die mit Fahrrädern unterwegs sind, gestört. Betrachtet man alle angegebenen Störungsgründe und ihre Altersverteilung zeigt sich die hier angedeutete Tendenz: Ältere Befragte fühlen sich häufiger von anderen Besuchenden gestört, während die jüngeren sich eher von Umständen oder Situationen – nicht aber anderen Menschen – gestört fühlen.

Wie die Menschen den Wald wahrnehmen und welche Haltungen sie zu waldbezogenen Konflikten und zu Veränderungen der Wälder durch Klimawandel und sich wandelnde gesellschaftliche Ansprüche haben, hängt auch vom Informationsstand über den Wald ab. Für wie gut informiert halten sich die Befragten?

Knapp die Hälfte der Befragten (47,7%) fühlen sich entweder „sehr gut“ (8,1%) oder „eher gut“ (36,6%) über das Thema Wald informiert (Abb. 3). Dem gegenüber steht eine wesentlich kleinere Gruppe an Befragten, die sich „eher schlecht“ (9,2%) oder „sehr schlecht“ (2,0%) informiert fühlen. Die größte Einzelgruppe entfällt allerdings auf diejenigen, die sich weder als gut noch als schlecht informiert beschreiben und daher „weder noch“ geantwortet haben (44,2%). Man kann also durchaus festhalten, dass bei einer großen Gruppe der Bevölkerung Potenzial für Wissenstransfer zum Thema Wald besteht. In der Gruppe derjenigen, die „weder noch“ geantwortet haben, sind allerdings auch diejenigen vertreten, die sich einfach überhaupt nicht für das Thema Wald interessieren und für die subjektiv eine Informiertheit über das Thema auch keine Rolle spielt.

In Abbildung 4 sind die Informationsquellen dargestellt, die die Befragten zum Thema Wald nutzen. Angegeben sind die Prozente der Fälle, das heißt, 3% der Befragten informieren sich über „Apps (Smartphone)“. Die meisten Befragten informieren sich über das Fernsehen (55%), Printmedien (52%) sowie „Internet allgemein“ (51%). Eine weitere wichtige Gruppe für Informationen über den Wald sind „andere Personen, z.B. Eltern, Großeltern, Bekannte“ (20%). Hier werden Informationen also nicht über klassische Medien konsumiert, sondern in Gesprächen oder über Nachrichten ausgetauscht. Informationsaustausch über „Social-media“-Plattformen spielt interessanterweise nur eine untergeordnete Rolle (15%).

Etwa ein Drittel der Befragten gab an zu wissen, wer sich um den Wald kümmert, den sie am häufigsten besuchen (Abb. 5). Insbesondere ältere Befragte gaben an zu wissen, wer sich um den Wald kümmert, den sie am häufigsten besuchen.

Die Gruppe derjenigen, die zuvor „ja“ angab, wurde außerdem noch gefragt, ob sie zu diesen Personen oder Institutionen bereist einmal persönlichen Kontakt hatten (Abb. 6). Knapp die Hälfte dieser Teilnehmenden (47,1%) bejaht auch dies. Etwas mehr als die Hälfte (52,9%) weiß zwar wer sich um die Fläche kümmert, hatte persönlich aber noch nie Kontakt zu diesen Personen oder dieser Institution. Hier bietet sich also noch großes Potenzial für Dialog und Kommunikation.

Viele Menschen schätzen den Wald als Lebensraum, für das Klima, die Holzbereitstellung, Wasser- und Bodenschutz, für die Freizeitgestaltung, die Gesundheit – und viele Aspekte mehr. Ob und wie Wald aber bewirtschaftet werden sollte war und ist ein Thema, das Anlass zu Debatten gibt. Wie also bewerten Bürger:innen in Baden-Württemberg die Leistungen der Forstwirtschaft für den Wald und die Gesellschaft? Und welche Aspekte sind für sie wichtig, wenn sie Holz und Holzprodukte kaufen möchten?

In einer grundlegenden Frage wurden die Menschen darum gebeten anzugeben, wie sie die Arbeit verschiedener Akteur:innen bei der Pflege und dem Management der Wälder bewerten (Abb. 1). Knapp 90% der Befragten bewerteten die Arbeit der Förster:innen als gut bis sehr gut, diese Gruppe wird damit besonders häufig als sehr positiv in ihrer Arbeit mit dem Wald angesehen, Von einer deutlichen Mehrheit der Befragten wird auch die Arbeit von der Gruppe der Waldarbeitenden als gutes Kümmern um den Wald bewertet (ca. 70% Zustimmung) sowie das Engagement von Menschen in Umwelt- und Naturschutzorganisationen oder waldbezogenen Bürgerinitiativen . (>60% Zustimmung). Bei Jäger:innen sowie Waldeigentümer:innen gehen die Meinungen etwas auseinander: Beiden Gruppen wird immer noch von ca. 50% der Befragten zugetraut, sich gut oder sehr gut um den Wald zu kümmern..

Dagegen fällt deutlich ab, wie viele der Befragten den Umgang von Anwohnenden mit dem Wald positiv bewerten: 49% geben hier „teils/teils“ an, ca. 40% „nicht so gut“ oder „schlecht“ und nur ca. 10% “gut“.

Wird die Einschätzung, welche Akteur:innen sich gut um den Wald kümmern unter Berücksichtigung soziokultureller Merkmale betrachtet, zeigen sich kleine bis mittelgroße Unterschiede: Besonders auffällig sind Zusammenhänge mit der Parteipräferenz – die Merkmale Geschlecht und Bildung spielen dagegen fast keine Rolle.

Die größten Unterschiede zwischen Wähler:innen der verschiedenen Parteien sind zwischen denen der AfD, FDP und CDU auf der einen sowie denen der Linken, Grünen und SPD auf der anderen Seite zu sehen – besonders stark zwischen jeweils den erstgenannten. Bezüglich der Kategorien „gut“ und „sehr gut“ bei Engagierten in Umwelt-/Naturschutz sind Differenzen von bis zu 55% zwischen AfD und den Grünen in der Einschätzung festzustellen. D.h. die Wähler:innen eher konservativer Parteien sind diesen Gruppen tendenziell häufiger negativ gegenüber eingestellt. Ein ähnliches, jedoch nicht ganz so stark voneinander abweichendes Bild zeigt sich bei den Einstellungen zu waldbezogenen Bürgerinitiativen. Hier beträgt der Unterschied „nur“ 30% zwischen Wählerinnen der Grünen und AfD.

Weitere Unterschiede werden auch zwischen den Altersgruppen sichtbar. Jüngere Menschen schätzen die Arbeit von Förster:innen sowie Jäger:innen als besser ein, ältere die von Engagierten in Umwelt-/Naturschutz, von Waldarbeitenden und Anwohnenden. Hier sind allerdings nur Unterschiede von zusammengenommen 10% in den Kategorien „gut“ und „sehr gut“ zu sehen.

Die Auswertung hat auch Unterschiede zwischen Gemeindegrößen gezeigt, die allerdings kaum interpretierbar sind, denn sie bestehen nicht „sauber“ zwischen eher ländlichen oder städtischen Regionen, sondern sind durchmischt verteilt. D.h. eine eindeutige Zuordnung von unterschiedlichen Bewertungen verschiedener Gruppen als „Kümmerer“ um den Wald ist nach städtisch oder ländlich nicht möglich.

Wie wird die Arbeit der „Branche“ für den Wald beziehungsweise Waldfunktionen bewertet? Hierfür haben die Teilnehmer:innen ihre Zustimmung zu drei Funktionsgruppen gegeben, inwiefern die Forstwirtschaft zu deren Erfüllung beiträgt (Abb. 2). Das interessanteste Ergebnis sticht hier sofort ins Auge: Der Beitrag der Forstwirtschaft wird von den Bürger:innen nicht etwa im Bereich der Nutzungsfunktion des Waldes („Rohstoff- und Erwerbsquelle“) am zutreffendsten gesehen, sondern im Bereich der ökologischen Funktion („Lebensraum für Pflanzen und Tiere“). Dass aber die Zustimmung zu allen drei Funktionsgruppen außergewöhnlich hoch und auch die Ablehnung („trifft nicht zu“) ungewöhnlich klein ist, lässt vermuten, dass die Befragten wenig zwischen einzelnen Aufgaben der Forstwirtschaft differenzieren.

In einer konkreteren Frage wurden die Teilnehmenden noch gebeten ihre Meinung zur Wichtigkeit der Bewirtschaftung von Wäldern für einzelne Waldfunktionen anzugeben (Abb. 3). Die größte Wichtigkeit wird der Bewirtschaftung der Wälder dabei für die „CO2-Speicherung“ (57,6% sehr wichtig) und den „Erhalt der biologischen Vielfalt“ (52,9% sehr wichtig) zugesprochen. Auch bei dieser Frage fällt die Bewertung der Wichtigkeit der weiteren Aspekte deutlich ab: So halten nur 20,3% der Befragten die Bewirtschaftung der Wälder zur „Bereitstellung von Nutzholz“ für „sehr wichtig“, obwohl innerhalb des Forstsektors die Holzproduktion als eine der zentralen – wenn nicht die zentrale – Aufgabe der Waldbewirtschaftung begriffen wird.

44,6% der Teilnehmenden geht außerdem davon aus, dass der Anteil an Totholz in den letzten Jahren zugenommen hat (Abb. 4). Etwa ein Viertel kann keine Veränderung feststellen (25,3%), 7,4% meinen, der Anteil an abgestorbenen Bäumen habe abgenommen. Ein gutes Fünftel der Befragten (22,6%) konnte bzw. wollte sich zu dieser Frage nicht positionieren.

Neben den Waldfunktionen an sich haben wir außerdem noch genauer nachgefragt, welche Kriterien für die Teilnehmenden wichtig sind, wenn sie Holzprodukte kaufen (Abb. 5). Insbesondere Langlebigkeit und Schönheit werden hier besonders häufig benannt, am wenigsten ein geringer Kaufpreis.

Viele Menschen und Unternehmen engagieren sich derzeit im Rahmen von Baumpflanzaktionen im Wald oder beteiligen sich finanziell an Aufforstungsprojekten. Darin drückt sich sowohl die große Sorge um den Wald aus, als auch die Bereitschaft, sich aktiv für den Walderhalt einzusetzen.

Auf Grundlage der Ergebnisse des Projekts wurden Handlungsempfehlungen zur Durchführung von Freiwilligenaktionen entwickelt. Als praktische Hilfestellung richten sie sich vor allem an Forstleute und Waldbesitzende, die in ihrem Revier oder ihrem Privatwald Pflanz- oder Pflegeaktionen mit Freiwilligen durchführen möchten.

Link zum Projekt: Engagement in der Wiederbewaldung

Für viele Menschen ist der Wald neben einem Ort der Freizeitgestaltung, des Ausgleichs und der Entspannung auch ein Sehnsuchtsort und Sinnbild für Natur, eine gefragte Gegenwelt zum technisierten Alltag, ein identitätsstiftendes Landschaftselement und ein Stück Heimat (vgl. WaMoS BW 2020). Was die Wald-Klima-Krise angesichts dieser gesellschaftlichen Bedeutung des Waldes in den Herzen der Menschen auslöst, ist bislang weitestgehend unbeantwortet.

Dieser Frage soll im Rahmen des Projekts „Ein Westerwald ohne Wald – was macht das mit den Menschen? Wahrnehmung klimabedingter Waldsveränderungen durch die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg“ nachgegangen werden. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg (FVA), das gemeinschaftlich vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz gefördert wird.

Link zum Projekt Wald-Klima-Krise

Das von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) geförderte Projekt „Mein Wald, Dein Wald oder jedermanns Wald?“ liefert Einblicke in die Beziehung von Waldbesuchenden zum Wald und ihr Verständnis von Waldeigentum. Dabei wurden Eigentumsverständnisse nicht nur im juristischen Sinn, sondern insbesondere auch als psychologisches Konzept untersucht („psychologisches Eigentum“). Im Fokus der Untersuchung stehen die Fragen: Wie verbreitet sind Gefühle von „mein Wald“ und „unser Wald“ unter Waldbesuchenden? Wie kommen diese Gefühle zustande? Wie stehen sie in Zusammenhang mit dem Erleben und Verhalten im Wald und mit der Wahrnehmung von (juristischem) Eigentum? Diese und weitere Fragen wurden multimethodisch mittels einer Literaturstudie, einer qualitativen Befragung und einer deutschlandweiten quantitativen Bevölkerungsbefragung bearbeitet. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse wurde ein Kurzfilm erstellt, der für das Thema respektvolle Waldbesuche sensibilisieren soll

Link zum Projekt: Waldeigentumsverständnis

Hintergrund

Die Untersuchung ist Teil des Soziokulturellen Waldmonitoring. Das Waldmonitoring Soziokulturell wird seit 2019 von der Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel der FVA in Kooperation mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Zürich durchgeführt und regelmäßig aktualisiert.

Projekte in der Stabsstelle

Den Wald vor lauter Bäumen sehen. Marteloskope als Forschungs- und Kommunikationsinstrument für integrative Waldwirtschaft – und Etablierung eines demoskopischen „Waldbarometers“ in Deutschland

1762 Wie nehmen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Wald und integrative Forstwirtschaft wahr? Wie verstehen unterschiedliche Menschen das Zusammenspiel von Erholung, Naturschutz, Klimaschutz und Holzproduktion? Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner European Forest Institute (EFI) führen wir im Rahmen des Projekts „Martelkom“ in sogenannten „Marteloskopen“ (Übungs- und Demonstrationsflächen integrativer Waldwirtschaft) Waldbau-Übungen mit Bürger:innen durch und erforschen diese sozialwissenschaftlich. Wir nutzen damit Marteloskope als Forschungsort und erproben gleichzeitig, ob und wie sie sich als Kommunikationsort mit Bürger:innen eignen. Ziel ist die Unterstützung von Kommunikation zwischen Akteur:innen der Forstwirtschaft und der Gesellschaft 2022 2025 Ziel- und Nutzungskonflikte Kommunikations- & Bildungsforschung Direktion inkl. Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel (• Mitarbeit Review des Standes der Forschung • Federführung Erarbeitung Sampling Design und Versuchsaufbau Marteloskop Übung mit Bürgerinnen und Bürgern • Durchführen von Marteloskop-Übungen und mit unterschiedlichen urbanen Gruppen und Milieus sowie die Erhebung empirischer Daten in Baden-Württemberg • Analyse der Daten aus BW und NRW mit Fokus auf der Rekonstruktion impliziten Wissens • Durchführen weiterer Marteloskop-Übungen in Regionen mit waldbezogenen Konflikten sowie Erhebung und Analyse empirischer Daten • Mitarbeit repräsentative deutschlandweite Befragung und deren Analyse • Gemeinsame Publikationen der Ergebnisse (wissenschaftlich, Fachzeitschriften, Webinar, Broschüre, Workshop) • Mitarbeit Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit) Anna Kaufmann

Konstruktive transdisziplinäre Debatten für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.Komplexe und konfliktäre Themen multiperspektivisch erörtern

1760 . 2022 2025 Ziel- und Nutzungskonflikte Kommunikations- & Bildungsforschung Direktion inkl. Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel (• Öffentlichkeitsarbeit in die waldbezogenen Fachcommunities • Erstellung Konzept für die Beteiligungskommunikation und Ansprache, Veranstaltungsorganisation • Identifizierung von Praxisbeispielen des Dialogs • Setzung der Themen und Identifizierung der Expert:innen für die Fachgruppe • Begleitung, Beobachtung und gemeinsame Auswertung der Diskursräume • Federführung Konzeption und Abstimmung einer Prototypenentwicklung eines konstruktiven Debattenkonzepts • Mitwirkung Veranstaltungsorganisation zum Test des Debattenkonzepts, Auswertung & Ausarbeitung, Publikation der Ergebnisse) Wiebke Hebermehl Beate Kohler

Externe Evaluation des Waldbautrainings ForstBW als Grundlage einer zielgerichteten Weiterentwicklung

1611 Seit 2016 finden in Baden-Württemberg Waldbautrainings statt: Ein festes Trainer*innen-Team schult dabei in regelmäßigem Turnus Mitarbeitende von ForstBW direkt an ihrer Arbeitsstelle und veranschaulicht so praxisnah die 2014 neu eingeführte Waldentwicklungstypen-Richtlinie. Ziel der Evaluationsstudie ist es, Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung zu identifizieren und auf dieser Grundlage Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Schulungen zu erarbeiten. Dabei geht es zum einen um die unmittelbare Wirkung der Waldbautrainings auf die Teilnehmenden und zum anderen um die Rahmenbedingungen, die Wirksamkeit der Trainings beeinflussen. Methodisch werden neben standardisierten Umfragen auch Gruppendiskussionen durchgeführt und mit rekonstruktiven Methoden analysiert. 2018 2020 Nachhaltigkeit messen und bewerten Kommunikations- & Bildungsforschung Direktion inkl. Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel (Projektleitung, Datenaufnahme und Auswertung)

Weiterentwicklung Waldnaturschutzkonzeption BW, Ziel 10 „Transparenz und Kommunikation verbessern, Kompetenzen stärken“

1335 Die nur für den Staatswald verbindliche Gesamtkonzeption Waldnaturschutz ForstBW (2014-2020) wird nach einem Bericht zur Zielerreichung nun als ‚Gesamtkonzeption Waldnaturschutz Baden-Württemberg‘ (GK WNS 2024-2030) überarbeitet. Sie soll über eine differenzierte Ausarbeitung für den Staatswald und die Landesforstverwaltung auch für den Kommunal- und Privatwald freiwillige Maßnahmen vorschlagen, die sinnvoll sind und gefördert werden können. Dieser Weiterentwicklungsprozess bindet unterschiedliche Akteursgruppen innerhalb und außerhalb des Forstsektors aktiv mit ein. Mit dem Ziel „Transparenz und Kommunikation verbessern, Kompetenzen stärken“ berät die Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel das GK WNS Projektteam und begleitet diesen Beteiligungsprozess. 2014 Waldnaturschutz und Biodiversität Waldnaturschutz Kommunikations- & Bildungsforschung Waldnaturschutz (Unterstützung/Schulungsmodule zu den einzelnen Sachthemen Intensiver Austausch bzgl. erfolgender Weiterentwicklung und Konkretisierung der Ziele der Waldnaturschutzkonzeption) Direktion inkl. Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel (Nach Umsetzung von Inhalten der WNS-Konzeption 2014-2020 auf der Fläche vor Ort; Tandem- und Multiplikatorenschulung, seit 2021 Beratung und Begleitung des Partizipationsprozesses für die Weiterentwicklung der GK WNS 2030) Carol Großmann
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