In beiden Ländern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg großflächig Nadelwälder gepflanzt, um möglichst effektiv Bauholz zu produzieren. Während hierzulande Fichten und Kiefern dominierten, prägen in Japan Zedern und Zypressen die Forstwirtschaft. Der Umbau zu stärker laubholzgeprägten Waldgesellschaften ist erklärtes Ziel beider Nationen wenngleich zum Teil aus ganz unterschiedlichen Beweggründen: In der japanischen Präfektur Miyazaki ist nicht der Klimawandel die Triebfeder, sondern eine Nadelbaumpollenallergie, von der inzwischen jeder vierte Einwohner betroffen ist.
Starker Verbiss durch Schalenwild
Vor allem auf die Pollen der Japanische Zeder reagieren mehr und mehr Menschen allergisch. Der Waldumbau ist aufgrund von Wildverbiss, vor allem durch Sikahirsche, aber eine große Herausforderung. Hinzu kommt, dass die Jägerschaft in Japan stark überaltert ist. In der Präfektur Miyazaki liegt das Durchschnittsalter der Jagenden bei über 65 Jahren. Selbst staatliche Abschussprämien bieten bislang offenbar zu wenig Anreize: Forstkulturen müssen gegen Wildverbiss großflächig mit Zäunen geschützt werden.
Jagd wichtiger Faktor in der Waldverjüngung
Baden-Württemberg könnte Inspiration in Sachen Waldumbau und Jagd sein: Hier wächst die Zahl der Jagdscheininhaber stetig an, die Jägerschaft wird jünger und weiblicher. Wo es möglich ist, wird auf natürliche Laubholzverjüngung gesetzt. Teure Zäune sind nur dort erforderlich, wo andere Lösungen nicht zum Erfolg führen. Eindrücklich war für Nobuo Mukai der "baden-württembergische Weg": Mit den Runden Tischen Waldumbau & Jagd setzt man hierzulande auf Kommunikation und eine gemeinsame Lösungssuche von Waldbesitzenden, Jagenden und Waldbewirtschaftenden im Umgang mit Wildverbiss und der natürlichen Verjüngung der Wälder.
In einem intensiven Austausch mit Stefanie Thoma und Jan Geyer (beide WTI) zeigte sich der Gast darüber hinaus beeindruckt von der kleinflächigen Bewirtschaftung der hiesigen Wälder, dem umfassenden Monitoring von Wildtieren sowie der professionellen Vielfalt der FVA. Nach fast drei Stunden endete das Treffen mit einer Gegeneinladung nach Japan.