Klimafolgen
Die Folgen der Klimaveränderungen haben umfangreichen Einfluss auf Bäume und verändern bereits heute das Gesicht unserer Wälder. Dabei ist es Aufgabe der Klimafolgenforschung sowohl den Impakt, also die klimawandelbedingte Gefährdungssituation heutiger Waldbestände zu betrachten (Vulnerabilität), als auch die Anpassungsmöglichkeiten an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels zu identifizieren. Für die langfristige Anpassung spielt die Gesamtbeurteilung der Eignung von Baumarten im Klimawandel eine Kernrolle, denn in ihr werden zahlreiche Teilaspekte wie z. B. klimatische Vorkommensbereiche, Mortalitätsrisiken oder Wachstumstrends zusammengeführt.
Weiterführende Informationen
Themenschwerpunkte
Klimaprognosen
Der Begriff Wetter bezeichnet den momentanen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Unter Klima versteht man das langjährige mittlere Verhalten von meteorologischen Größen, insbesondere der Temperatur und des Niederschlages. Klimamodelle beschreiben das Klimasystem der Erde, indem sie versuchen, das komplexe Zusammenwirken der einzelnen Komponenten Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre, Pedosphäre und Lithosphäre durch physikalisch – mathematische Gleichungen zu beschreiben. Der menschliche Einfluss auf die Klimaentwicklung wird über vier Hauptszenarien in den Klimamodellen berüchsichtigt, die mögliche Entwicklungen der menschlichen Gesellschaft und der damit verbundenen technologischen Veränderung beinhalten.
Waldschädlinge
Allen zurzeit von den Klima-Experten anerkannten Klimaszenarien ist gemeinsam, dass in unseren Breiten eine allgemeine Erwärmung und eine Zunahme von Witterungsextremem, insbesondere von Trocken- und Hitzeperioden sowie von Sturmereignissen erwartet wird. Auf diese sich verändernden Bedingungen reagieren Populationen von Schadinsekten und pilzliche Krankheitserreger in unterschiedlicher Weise, sei es dass sie begünstigt oder benachteiligt werden. Weiterhin ist zu erwarten, dass sich die Anfälligkeit der Waldbäume gegenüber bestimmten Stresssituationen durch Witterungsereignisse und Insekten- und Pilzbefall verändert. Ziel der Waldschutzforschung ist es, auf Basis der von der Klimatologie vorgegebenen Klimaszenarien das Gefährdungspotenzial der einzelnen Schaderreger für die Wälder zu identifizieren und zu bewerten. Es sollen Strategien zur Schadenprävention und - abwehr entwickelt werden, die dann als operationale Handreichungen für die Forstpraxis zur Verfügung gestellt werden.
IpsRisk: Das Borkenkäfer-Frühwarnsystem
Waldwachstum
Wie gut wachsen die Bäume im Klimawandel? Dieser Teilaspekt der Baumarteneignung beschreibt langfristige Veränderungen des Baumwachstums und der naturalen Produktivität von Wäldern. Besonders wichtig sind hierbei die Zusammenhänge mit allgemeinen Umweltveränderungen (Stoffeinträge) und klimatischen Veränderungen (Temperatur, Niederschläge, …). Dabei werden die langfristigen Trends zum Beispiel auf Grundlage der sogenannten forstlichen Bonitäten analysiert und modelliert.
Ergebnisse weisen derzeit auf zukünftig überwiegend rückläufige Produktivität bei den meisten Baumarten hin, es gibt jedoch auch Baumarten und Regionen in denen die Produktivität steigen könnte.
Neben dieser Potentialbetrachtung der langfristigen Produktivität sind aber auch die Reaktionen des Baumwachstums auf Extremjahre von Bedeutung. Große Unterschiede zeigen sich hier zwischen den Baumarten: Fichte weist eine geringe, Weisstanne in Bergmischwäldern eine hohe Resistenz gegenüber solchen Störungen auf. Bei Buche wurde eine hohe Resilienz beobachtet.
Ergebnisse von Wachstumstrends im Klimawandel werden zur Abschätzung der Zukunftsfähigkeit und Eignung von Baumarten unter Klimawandel verwendet.
Wasserhaushalt
Neben der Nährstoffversorgung ist der Wasserhaushalt ein Standortsfaktor, welcher das Wachstum und die Vitalität von Waldbäumen maßgeblich bestimmt. Vor dem Hintergrund eines sich ändernden Klimas gewinnen Informationen zur standörtlichen Wasserversorgung zunehmend an Bedeutung. Aufgrund steigender Temperaturen und damit verlängerter Vegetationszeiten erhöht sich der Wasserbedarf der Bäume. Dies – und unter Umständen abnehmende und ungleichmäßiger fallende Niederschläge – verschärfen die Wasserversorgung der Waldbäume. Der Wasserhaushalt für Versuchsflächen der FVA, aber auch für ganze Landschaftsregionen wird mit Hilfe von Modellen simuliert, um die aktuelle Situation sowie für die Zukunft zu erwartenden Änderungen einzuschätzen. Damit werden grundlegende Wasserhaushaltsinformationen für die Klimafolgenforschung der FVA bereitgestellt. In Labor- und Feldversuchen werden außerdem die Auswirkungen von Extremwetterlagen (Starkregen, Hitze, Trockenheit) auf Stoffausträge untersucht.
Publikationen zum Thema
Projekt "WaldlabOR"
Das Oberrheingebiet zwischen Basel und Bingen ist eine der wärmsten und trockensten Regionen Deutschlands. Trockenstress gefährdet die Bäume und macht sie zugleich anfälliger für Schädlinge wie den Maikäfer.
Die Waldbewirtschaftenden stehen vor der Herausforderung, die zahlreichen Ökosystemleistungen des Waldes unter ungewissen zukünftigen Bedingungen zu erhalten. Denn bisherige Ansätze zur Wiederaufforstung, Schädlingsbekämpfung und zum Schutz der biologischen Vielfalt sind angesichts hoher Kosten und des fortschreitenden Klimawandels nicht mehr tragfähig. Ziel des Verbundprojektes Waldlabor Oberrhein ist es daher, neue Konzepte der Waldbewirtschaftung für den Klimawandel-Hotspot Oberrhein zu entwickeln. Mithilfe von verbesserten Umweltmodellen sollen Risiken und Risikostandorte genauer bestimmt werden. Um die Bevölkerung vor Ort in die Debatte einzubinden, entwickelt das Team basierend auf den Erfahrungen anderer Regionen Beteiligungskonzepte. Innovative Bewässerungsmethoden werden erprobt, damit junge Bäume in Phasen extremer Trockenheit eine Chance haben. Auch die Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf Schutzgebiete steht auf der Agenda.
Aktuelle Forschung
Ergebnisse der BWI 4: Was muss die Politik nun tun?
Die vierte Bundeswaldinventur (BWI) liefert Einblicke in die Veränderungen des Waldes im Zeitraum zwischen 2012 und 2022. In einer Stellungnahme ordnet der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) die Ergebnisse ein. Zu den Autoren gehört FVA-Direktor Prof. Dr. Ulrich Schraml.
Voneinander lernen – Baumarteneignungsverfahren der Bundesländer im Vergleich
Neue Publikation bietet erstmaligen Überblick über die Herleitung von Baumarteneignungsempfehlungen aller Flächenbundesländer
Welche Baumarten eignen sich für welchen Standort? Diese Empfehlungen werden auf Landesebene durch die jeweiligen forstlichen Forschungsinstitute oder die Landesforsten erarbeitet.
Baumarteneignung im Klimawandel: FVA stellt Überblick über vorhandene Entscheidungshilfen vor
Der Klimawandel stellt Forstbetriebe sowie Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer vor die dringende Aufgabe, Wälder widerstandsfähiger zu gestalten. Eine neue Publikation der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) stellt Bewertungsinstrumente zur Auswahl geeigneter Baumarten vor.
Von Europa nach Amerika: Wie invasive Arten Wälder in den USA bedrohen
In Nordamerika richten invasive Arten massive Schäden in den Wäldern an – viele von ihnen stammen aus Europa. Grund dafür sind die lange gemeinsame Geschichte von Einwanderung, Handel und Tourismus sowie die Ähnlichkeiten in Flora, Fauna und Klima. Globalisierung und Klimawandel verschärfen die Situation. Ein Erfahrungsaustausch und grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind wichtiger denn je.
Was bedeuten die Ergebnisse der BWI für die Forstpraxis?
Die vierte Bundeswaldinventur (BWI) sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Mit verschiedenen Formaten unterstützt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) bei der Interpretation der Ergebnisse.
Projektreffen "MultiRiskSuit": Bundesweite Zusammenarbeit für die Wälder der Zukunft
Wie wachsen die heute wichtigsten Waldbaumarten Deutschlands in Zukunft? Wie verbreitet werden sie sein? Und wo sind sie besonders gefährdet? Zu diesen und weiteren Fragen wird an verschiedenen Einrichtungen im Bundesgebiet geforscht. Im Verbundprojekt "MultiRiskSuit" (MRS) arbeiten unter Koordination der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) zehn Teilvorhaben bundesweit zusammen am Vergleich von Beurteilungen von Baumarten im Klimawandel.