Waldgesundheit

Das Erkennen, das Management sowie die Prävention von Waldkrankheiten und Schäden stehen im Mittelpunkt der Arbeit in der Abteilung Waldschutz. Waldkrankheiten können durch Schadfaktoren biologischer, z.B. Insekten und Pilze, oder abiotischer Natur, z.B. Sturm und Trockenheit, ausgelöst werden, die oft komplex miteinander verbunden sind. Gleichzeitig unterliegen viele dieser Schadfaktoren, ebenso wie die Bäume selbst, dem dynamischen Einfluss eines sich zunehmend verändernden Klimas. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko durch invasive gebietsfremde Schadorganismen. Routinemäßiges Monitoring, Beratung und Wissenstransfer sowie praxisorientierte Forschung stellen sicher, dass den damit verbundenen wachsenden Herausforderungen auch in Zukunft begegnet werden kann.

Themenschwerpunkte

Im Depositionsmessnetz der FVA werden Stoffeinträge in die Wälder Baden-Württembergs an derzeit 25 über das gesamte Land verteilten Messstellen gemessen. Mit seiner gut 20-jährigen Zeitreihe liefert das Depositionsmessnetz neben den jeweils aktuellen Säure- und Stoffeinträgen Informationen über die Entwicklungstendenzen der Einträge. Die Abnahme der Gesamtsäureeinträge um 25-50% seit Beginn der Depositionsmessungen kann als Erfolg der Luftreinhaltepolitik gewertet werden. Trotzdem liegt die Depositionsbelastung im überwiegenden Teil der Landesfläche immer noch über der für eine ungestörte Funktionstüchtigkeit von Wäldern kritischen Belastungsschwelle, so dass weitere Anstrengungen zur Luftreinhaltung notwendig sind. Dies gilt insbesondere im Bereich der Stickstoffbelastung.

Stürme verursachen - selbst wenn sie viele Bäume beschädigen - im ökologischen Bereich regelmäßig allenfalls marginale Schäden - für die betroffenen Forstbetriebe sind die wirtschaftlichen Folgen jedoch oft katastrophal: Stürme sind für mitteleuropäische Forstbetriebe der Faktor mit dem vergleichsweise größten wirtschaftlichen Schadpotential. Waldwachstumskundliche Forschung befasst sich vor allem mit der naturalen Dimension der Sturmschäden: analysiert werden die baum-/bestandesspezifischen Faktoren, die die Schadneigung (Disposition) von Wäldern für Sturmschäden entscheidend beeinflussen. Ziel der Arbeiten ist es, Modelle zu entwickeln, die es erlauben, die Auswirkung waldbaulicher Maßnahmen/Abläufe auf die Risikodisposition quantitativ zu erfassen und zu beurteilen.

Weiterführende Informationen

  • Sturmschadenshandbuch

Schadinsekten, insbesondere Borkenkäfer, sind ernst zu nehmende Schaderreger, die unter günstigen Entwicklungsbedingungen in relativ kurzer Zeit große Waldflächen zum Absterben bringen können und somit ein großes Risiko für die Wälder darstellen. Der gesetzlich vorgegebene "integrierte Waldschutz" umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen biologischen, mechanischen, biotechnischen und chemischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Schadinsekten wobei der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gegen Schaderreger jeweils das äußerste Mittel bei bestandesbedrohenden Kalamitäten darstellt. Zu diesem Zweck werden verbesserte Methoden zur Vorhersage der Entwicklung der Schaderregerpopulationen und des Schadensverlaufs mit dem Ziel einer verbesserten Risikoeinschätzung entwickelt, um daraus ökonomisch und ökologisch sinnvolle Gegenmaßnahmen abzuleiten. Weiterhin werden neue Bekämpfungsstrategien entwickelt, die den vielfältigen Funktionen unserer Wälder und dem Gesundheits- und Umweltschutz Rechnung tragen.

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Neben den vielfältigen nützlichen Funktionen der Pilze und weiterer Mikroorganismen wie Bakterien und auch Nematoden im Ökosystem Wald, können vor allem Pilze auch als ursächlicher Schadfaktor an Bäumen auftreten. In Wäldern üben Pilze vielfältige ökologische Funktionen aus, teils in Symbiosen an Wurzeln von Bäumen (Mykorrhiza) teils als Parasiten oder Krankheitserreger an Bäumen, teils als Destruenten, die abgestorbenes organisches Material in den Nährstoffkreislauf des Waldes zurück führen.

Im Wirtschaftswald sind jene Funktionen nicht erwünscht, welche die Gesundheit und das Wachstum von Bäumen beeinträchtigen oder die Qualität des stehenden und lagernden Holzes vermindern. Verschiedene Forschungsschwerpunkte im Bereich der Forstpathologie (Lehre von den Baum- und Waldkrankheiten) dienen dazu, das Schadgeschehen zu verstehen und daraus umweltfreundliche präventive Strategien zur Gesunderhaltung des Waldes zu entwickeln. Wichtige Beispiele in diesem Zusammenhang sind das Eschentriebsterben, die Reduzierung von Stockfäulen an Fichte, Vermeidung von spezifischen Rindenerkrankungen unterschiedlichster Wirtschaftsbaumarten (wie Buchen- und Esskastanienrindenkrebs), sowie die Optimierung von Lagerungsbedingungen von Holz um einer entwertenden Einflussnahme durch Pilze (Bäue, Holzfäulen) entgegen zu wirken.

Eine ständige Herausforderung ist die Diagnose und Überwachung von invasiven neuen Krankheitserregern, die sich zum Teil global ausbreiten und deren frühzeitige Erkennung einen entscheidenden Faktor für anschließende Maßnahmen darstellt.

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Die Beurteilung des Kronenzustandes ist ein einfaches und nachvollziehbares Schätzverfahren, das aktuelle und räumlich differenzierte Informationen zum Gesundheitszustand von Waldbäumen liefert. Die Vitalität von Bäumen steht in enger Beziehung zur Dichte und zur Farbe der Belaubung bzw. Benadelung. Ein vitaler, unbedrängter Baum verfügt über eine volle, grüne Belaubung bzw. Benadelung. In der Baumkrone erkennbare Symptome, die auf einen Vitalitätsverlust schließen lassen, sind frühzeitiger Nadel-/ bzw. Blattverlust, Verfärbung von Nadeln und Blättern, Verkürzungen der Jahrestriebe sowie Störungen in der Verzweigungsstruktur. Der Kronenzustand der Hauptbaumarten wird seit Beginn der 80er Jahre auf einem systematischen Messnetz im Zuge der jährlichen Terrestrischen Waldschadensinventur erfasst. Daneben liegen Zeitreihen von ausgewählten Beobachtungsflächen vor.

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Aktuelle Forschung zum Thema

Borkenkäfer-Newsletter SüdWest vom 18.09.2024

Heißer August dämpft die Hoffnung auf baldiges Ende der Massenvermehrung
Eine spannende Käfersaison geht zu Ende: sehr früher Schwärmbeginn – Verzögerung, jedoch auch erschwerte Befallserkennung im Frühjahr – Dynamik im Hochsommer. Unterm Strich war 2024 in Südwestdeutschland erneut ein Kalamitätsjahr bei Buchdrucker und Kupferstecher, während die Tannenborkenkäfer-Schäden deutlich zurückgingen.

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Nahaufnahme von Borkenkäfer-Brutgängen und Käferlarven

Neue WALDSCHUTZ-INFO: Überwinterung des Buchdruckers

Obwohl die Phänologie des Buchdruckers während der Schwärm- und Befallsperiode von April bis August/September weithin gut erforscht ist, gibt es zu seiner Überwinterung noch allerhand Wissenslücken. Eine Zusammenstellung von aktuellen Ergebnissen aus der FVA-Forschung im Kontext des bisherigen Wissensstandes soll diese Lücken schließen und die wichtigsten praxisrelevanten Fragen zur Buchdrucker-Überwinterung klären.

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Ein Polter auf einer Lichtung im Wald. Es liegt Schnee.

Borkenkäfer-Newsletter SüdWest vom 04.07.2024

Beruhigt das regnerische Frühjahr die Befallsdynamik?
Nach einem Frühstart Anfang April hat die kühl-feuchte Witterung der Folgewochen für eine Verzögerung der Schwärm- und Befallsaktivität gesorgt. Dass die Borkenkäferdichte aber nach wie vor hoch ist, zeigten die massiven Fangzahlen im Juni. Bis in mittlere Höhenlagen kommt es derzeit zum Ausflug der ersten Käfergeneration.

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Borkenkäferfalle

Borkenkäfersimulation: Optimiertes Modell ermöglicht erstmals flächendeckende Vorhersagen

Wie schnell entwickeln sich Borkenkäfer? Wann schwärmen sie im Frühjahr aus? Setzt sich der Befall im Herbst fort? Ein Modell der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) simuliert die Entwicklung des Forstschädlings.

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Borkenkäferfalle gefüllt mit Borkenkäfern

Die FVA auf der KWF-Tagung in Schwarzenborn

Vom 19. bis 22. Juni 2024 findet in den Wäldern rund um die hessischen Städte Schwarzenborn und Neukirchen die 18. KWF-Tagung statt. Mit dabei ist die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

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Lachende Ausstellungsbesucherinnen an einem Informationsstand im Wald.

EPS-Newsletter (Nr. 4 vom 15.05.2024)

4. Larvenstadium erreicht – präventive Regulierung nicht mehr effektiv.
Auf den Kontrollflächen der FVA Baden-Württemberg haben die Raupen des Eichenpro-zessionsspinners das dritte Larvenstadium vollendet und befinden sich jetzt im vierten Larvenstadium (Abb. 1). Ab dem dritten Stadium bilden die Raupen erstmals Gifthaare (Setae) auf den sog. Spiegelfeldern der Hinterleibssegmente aus und stellen somit eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar.

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Raupen der Eichenprozessionsspinner auf einem Ast
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