Waldboden
Waldböden sind die komplexe chemisch-physikalisch-biotische Grundlage des Lebens im Wald. Sie sind über Jahrhunderte in ihrer jetzigen Form entstanden und erfüllen wichtige Funktionen im Naturkreislauf: als Speicher von Niederschlägen und Quelle von Nährstoffen, als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen oder als Filter und Puffer gegenüber Schadstoffeinträgen und Quelle sauberen Trinkwassers. Die für die Existenz und Funktionalität der Wälder grundlegenden Eigenschaften der Waldböden sind ihre Speicherkapazität für Wasser und Nährstoffe, die je nach Standort und Überprägung durch Nutzung und externe Faktoren beeinflusst werden. Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist eine zentrale Aufgabe der Forstwirtschaft.
Themenschwerpunkte
Befahrung
Die Befahrung von Waldböden mit Forstmaschinen führt zu einer Verdichtung des Bodens, wodurch wichtige Bodenfunktionen wie die Infiltration von Niederschlagswasser und die Bodenbelüftung beeinträchtigt werden. Diese Schädigungen wirken sich negativ auf das Wachstum und die Vitalität von Waldbäumen aus. Aus diesem Grund ist die Befahrung von Waldboden seit Beginn der 2000er Jahre nur auf dauerhaft markierten Rückegassen erlaubt. Auf Dauerbeobachtungsflächen der FVA und in Forschungsprojekten wird untersucht, wie sich Waldböden nach Befahrung regenerieren und wie diese Regeneration z.B. durch die Pflanzung wurzelintensiver Baumarten beschleunigt werden kann. Hierfür werden umfangreiche Feld- und Laboruntersuchungen zum Wasser- und Gashaushalt durchgeführt.
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Bodenbiodiversität
Bodenorganismen werden im Waldmonitoring bisher wenig berücksichtigt und vom Gesamtnaturschutz nur unzureichend betrachtet. Obwohl viele Rote-Liste-Arten erfasst sind (z.B. Regenwürmer seit 2016), ist der aktuelle Datenbestand mangelhaft. Im Boden lebenden Organismen kommt durch die Zerkleinerung und Zersetzung von Detritus eine entscheidende Rolle im Ökosystem Wald zu. In Forschungsprojekten wird für verschiedene Artengruppen der Bodenfauna untersucht, wie diese auf Umweltfaktoren (z.B. Stickstoffdeposition, Trockenheit, Versauerung) reagieren und welche Bedeutung diese für verschiedene Bodenfunktionen haben. Auf der Basis dieser Erhebungen werden Praxismaßnahmen für den Erhalt der Bodenbiodiversität und insbesondere von Rote-Liste-Arten abgeleitet.
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Bodenschutzkalkung
In einer Vielzahl von Wäldern sind aufgrund der hohen Deposition von starken Säurebildnern (insbesondere Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts) und Stickstoffverbindungen (auch aktuell noch hoch) die Böden versauert. Um die Böden zu regenerieren und damit günstige Wachstumsbedingungen für Wälder zu erhalten bzw. wiederherzustellen sowie die natürlichen Lebensgemeinschaften im Wald zu schützen, wurde ein langfristig angelegtes Programm zur Bodenschutzkalkung für den gesamten Waldbesitz Baden-Württembergs entwickelt. In Labor- und Freilandexperimenten werden der Erfolg, aber auch die eventuellen Risiken der Bodenschutzkalkungen untersucht.
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Bodenzustand
Der heutige Bodenzustand ist das Spiegelbild einer sich seit Jahrtausenden vollziehenden natürlichen Bodenentwicklung. Auch der Mensch veränderte durch die Bodennutzung und durch Schadstoffeinträge die Waldböden. Ergebnisse aus Studien und Messnetzen zeigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigt bodenchemische Veränderungen wie z.B. die Bodenversauerung stattgefunden haben, die auf einem Großteil unserer Waldfläche zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensraum-, Speicher-, Filter- und Pufferfunktionen geführt haben. Auch die Bodenstrukturveränderungen beim Befahren von Waldböden führen zu Störungen der Bodenfunktionalität. Der Verlust an Porenraum beeinträchtigt die Bodenbelüftung und schränkt die Eignung des Waldbodens als Wurzelraum ein.
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Depositionsmessnetz
Im Depositionsmessnetz der FVA werden die Stoffeinträge in die Wälder Baden-Württembergs gemessen. Die ersten Flächen wurden 1982/83 eingerichtet. Derzeit werden die Stoffeinträge an 24 fest installierten Stationen (19 Fichte, 5 Buche) und einer jährlich verlegten Station unter Fichte (ersatzweise Douglasie) sowie an jeweils einer nahe gelegenen Freilandfläche im 2-Wochen-Turnus gemessen. Das Depositionsmessnetz liefert neben den jeweils aktuellen Säure- und Stoffeinträgen Informationen über die Entwicklungstendenzen der Einträge. 11 Depositionsmessstellen, die gleichzeitig Kronenzustands-Dauerbeobachtungsflächen sind, sind mit meteorologischen Messfühlern ausgestattet und bilden das Klimamessnetz der FVA. Dieses stellt eine wichtige räumliche Ergänzung der langfristigen meteorologischen Messnetze der nationalen Wetterdienste dar.
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Klimaschutz
Wälder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, indem sie Kohlendioxid aus der Atmosphäre in der Biomasse und im organischen Material des Bodens binden. Etwa die Hälfte der gesamten Kohlenstoffvorräte unserer Wälder ist im Boden und in der unterirdischen Biomasse enthalten. Waldböden kommt damit eine wichtige Bedeutung für die Kohlenstoffsequestrierung zu. Im Hinblick auf Klimaschutzleistungen von Waldböden muss die Bilanz weiterer Treibhausgase, welche Waldböden sowohl produzieren als auch verbrauchen, berücksichtigt werden. Dies betrifft insbesondere die hoch klimawirksamen Gase Methan und Lachgas. In Feld- und Laborversuchen wird untersucht, welche Standorts- und Bestandeseigenschaften die Bilanz wichtiger Treibhausgase beeinflussen und wie diese durch die Art der Waldbewirtschaftung gesteuert werden kann.
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Nährstoffnachhaltige Waldbewirtschaftung
Eine standortangepasste Nutzung ist wichtig, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig nicht zu gefährden. Dies muss insbesondere bei der zusätzlichen Nutzung sehr nährstoffreicher Holzfraktionen (Äste, Rinde usw.) berücksichtigt werden. Gleichzeitig sind viele Waldböden durch hohe atmosphärische Säureeinträge stark versauert und an Nährelementen verarmt. Eine standörtliche nachhaltige Nährstoffversorgung setzt ein Gleichgewicht zwischen Nährstoffverlusten und Nachlieferung voraus, so dass dem Boden mit der Baumernte mehr Nährstoffe entzogen als durch Gesteinsverwitterung und Stoffeinträge mit dem Niederschlag nachgeliefert werden. Auf langfristig angelegten Versuchsflächen und in Forschungsprojekten werden die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Nährstoffvorräte im Boden untersucht.
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Standortskartierung
Die Kenntnis der standörtlichen Ansprüche unserer Waldbaumarten ist Voraussetzung für den Aufbau und die Pflege stabiler Waldökosysteme. Die forstliche Standortskartierung erarbeitet die waldbaulich-ökologischen Grundlagen für die naturnahe Waldbewirtschaftung in allen Waldbesitzarten. Die Standortskartierer kartieren Flächen mit ähnlichen waldbaulichen Möglichkeiten und Gefahren und ähnlichem Wachstum der Baumarten. Daraus werden Baumarten-Empfehlungen für die jeweiligen Standortseinheiten entwickelt und den Waldbesitzenden in Form von Forstlichen Standortskarten zur Verfügung gestellt. Die standortskundlichen Ergebnisse sind wesentliche Grundlagen für die waldbauliche Planung in Baden-Württemberg.
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Stoffflussmessflächen
Die Stoffflussmessflächen wurden Mitte der 1990er Jahre aufgebaut, um die Reaktion der Wälder auf schädigende Umwelteinflüsse wissenschaftlich zu untersuchen. Aktuell werden in Baden-Württemberg sechs Flächen in Fichtenbeständen und fünf Flächen in Buchenbeständen betrieben. Um Ursache-Wirkung-Beziehungen in Wäldern erkennen zu können, wurden die Intensivmessflächen im Laufe der Zeit mit einer Vielzahl von Messeinrichtungen ausgestattet, die umfangreiche Datensätze zu ökosystemrelevanten Einflussgrößen auf den Waldzustand erheben. Das Messprogramm umfasst Parameter des Wasserhaushalts (u.a. meteorologische Größen, Bodenwassergehalte, Bodenwasserspannungen), des Stoffhaushaltes (u.a. Stoffeinträge mit dem Niederschlag, Stoffkonzentration im Bodenwasser) sowie die Aufnahme zahlreicher biologischer Systemreaktionen (u.a. Wachstum, Phänologie, Kronenzustand).
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Waldernährung
Die Ausstattung der Waldbäume mit Nährelementen steht einerseits in engem Zusammenhang mit der Ausstattung der Böden, andererseits wird sie von Umwelteinflüssen, wie z.B. übermäßigem Stickstoffeintrag aus der Luft bestimmt. Als wesentliche Einflussgröße des Kronenzustandes ist die Nährelementversorgung der Bäume ein wichtiger Indikator für Umwelteinflüsse. Die Daten der Waldernährungsinventur sind eine zentrale Grundlage für die Planung von Waldkalkungen, die der langfristigen Stabilisierung der Nährelementversorgung der Wälder dienen.
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Wasservorsorge
Wald hat ein ausgezeichnetes Potenzial zum Schutz von wertvollen Trinkwasserressourcen. Dies liegt in seinen spezifischen Wirkungen begründet. Wichtig sind hierbei vor allem die gute Infiltration und Speicherung von Niederschlagswasser in ungestörten Waldböden sowie deren Pufferwirkung für Schadstoffe. Auf Dauerbeobachtungsflächen, wie z.B. dem EU Level II Stoffflussmessnetz, wird untersucht, wie die Waldbewirtschaftung die Menge und Qualität des Bodensickerwassers beeinflusst. Gegenstand der Untersuchungen sind unter anderem der Einfluss von Baumarten und Bestandesalter, aber auch Wirkungen unterschiedlicher Holzernteverfahren. Aufbauend auf den Monitoring-Ergebnissen werden Empfehlungen für die Waldbesitzenden zur gewässerschonenden Waldbewirtschaftung abgeleitet.
Weiterführende Informationen
- CAMARO-D: Cooperating towards Advanced MAnagement ROutines for land use impacts on the water regime in the Danube river basin
- Optimierung wasserwirtschaftlicher und gewässerökologischer Belange in der Waldwirtschaft (Interreg)
- Zustand und Entwicklung der Wasserqualität in bewaldeten Einzugsgebieten - Forstbetriebliche Steuerungspotenziale
- Level II - Dauerbeobachtungsflächen und Stoffflussmessnetz
Aktuelle Forschung zum Thema
Ohne gesunden Boden kein gesunder Wald! TV Beitrag zur BZE im Wald
In Malterdingen wird gerade die Bodenzustandserhebung (BZE) III im Wald durchgeführt. Der Fokus liegt bei dieser Erhebung vor allem auf dem Wasserhaushalt und der Kohlenstoffspeicherung.
Baden TV Süd hat dazu einen kurzen Film gedreht: Hermann Buberl (Geoplan – Büro für Umwelttechnik in Freiburg) und Dr. Peter Hartmann (FVA-Abteilung Boden und Umwelt) erläutern ihre Arbeit und die BZE.
Kalk über dem Schwarzwald
Dr. Peter Hartmann im Interview mit SWR Kultur
Viele Böden sind nach dem Sauren Regen der 1970er und 1980er Jahre noch immer stark übersäuert. Dadurch sind Nährstoffe verloren gegangen und auch in Waldböden ist der pH-Bereich für viele Bodenlebewesen und Pflanzen zu niedrig. Abhilfe kann die Bodenschutzkalkung schaffen.