Neuigkeiten

Wissensdurst und Handlungsdruck: Großes Interesse am Herbstkolloquium des WaldlabOR-Projektes

Gruppenbild: Ein Referent spricht und die Gruppe zuhört FVA BW/Joos

Exkursion im Hardtwald: Dr. Horst Delb (FVA, Abteilung Waldschutz) informiert über die Maikäfersituation in Baden-Württemberg (FVA BW/Joos)

Die Wälder in der Oberrheinebene zählen zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebieten in Deutschland. Im Rahmen des Kooperationsprojektes Waldlabor Oberrhein (WaldlabOR) suchen Wissenschaft, Forstpraxis, Waldbesitzende und Forstverwaltung gemeinsam nach Anpassungsstrategien, die mit den rasanten Veränderungen in der Region Schritt halten. Im Oktober trafen sich rund 40 Teilnehmende zum Herbstkolloquium im Raum Karlsruhe.

Die zweitägige Veranstaltung startete mit einer Exkursion im nördlichen Hardtwald bei Graben-Neudorf. Ausgedehnte Trocken- und Hitzeperioden, Grundwasserabsenkungen, Schadorganismen und invasive Neophyten erhöhen den Stress für die Wälder zwischen Rastatt und Mannheim sichtbar. Anhand prägnanter Waldbilder und standörtlicher Bedingungen veranschaulichten Expertinnen und Experten aus der Region Probleme und Lösungsansätze in den Bereichen Bewässerung von Forstkulturen, Baumartenwahl, Maikäferschäden und Ausbreitung invasiver Arten wie die aus Nordamerika stammende spätblühende Traubenkirsche.

Neue Wege auf kleiner Fläche erproben

Die zurückliegenden Dürrejahre sowie ein erhöhtes Maikäfervorkommen hinterlassen deutliche Spuren an den naturnah bewirtschaften Hardtwäldern. Infolgedessen sind die Ökosystemleistungen der Wälder samt Erholungs- und Schutzfunktion gefährdet. Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg und Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) suchen gemeinsam mit dem Praxispartner, dem Forstamt des Landkreises Karlsruhe, im Rahmen des Projektes WaldlabOR neue Lösungsansätze für ein an den Klimawandel angepasstes Waldmanagement. Der Oberrhein dient diesbezüglich als Modellregion für die Entwicklung in Deutschland. Die Forschungsprojekte des Waldlabors werden auf verschiedenen Versuchs- und Untersuchungsflächen in der Oberrheinregion in Baden-Württemberg – wie eben im Hardtwald – und in Rheinland-Pfalz durchgeführt. Durch den kontinuierlichen inter- und transdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaft, Naturschutz, Forstbetrieben und Waldnutzenden sollen auf diesen Flächen beispielhaft praxisnahe Handlungsmöglichkeiten im Klimawandel aufgezeigt werden.

Breites Spektrum und viele Blickwinkel

Insgesamt sechs Forschungsprojekte beleuchten im Waldlabor zukünftige ökologische, soziale und forstliche Herausforderungen der Waldbewirtschaftung. Das Teilprojekt Partizipation in Zeiten der Unsicherheit befasst sich mit Beteiligungsprozessen, die eine breite Bevölkerung in ihrer Betroffenheit von Waldschäden und Klimafolgen adressieren. Um die Auswirkungen verschiedener Managementstrategien, z.B. auf die Bereitstellung wasserbezogener Ökosystemleistungen, besser beurteilen zu können, werden mithilfe von Wasserhaushalts- und Bestandeswachstumsmodellierungen entsprechende Risikostandorte identifiziert. Innovative waldbauliche Verfahren werden getestet, um beispielsweise die Effektivität von Tröpfchenbewässerung bei der Wiederbewaldung und die Trockenstresstoleranz einer Reihe von alternativen Baumarten zu untersuchen. Auf Basis von Modellierungen des Maikäferrisikos wird erkundet, wie sich potenziell relevante Faktoren wie Standort, Klima und Waldstrukturen auf die Verbreitung des Maikäfers auswirken. Das Teilprojekt Adaptive Waldnaturschutzkonzepte thematisiert das Spannungsfeld zwischen Naturschutzzielen und klimawandelbedingten Veränderungen von Buchen- und Eichenwaldlebensraumtypen in Natura 2000-Gebieten. Um konstruktiv mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldökosysteme umzugehen, bedarf es neuer Konzepte der Waldbewirtschaftung. Im Teilprojekt Risikomanagement werden Strategien für den Übergang der bisherigen Waldbewirtschaftung hin zum Fokus auf den Erhalt des Waldes und seiner Ökosystemleistungen erarbeitet. Die Projekte wurden am zweiten Tag des Kolloquiums im Waldzentrum Karlsruhe vorgestellt und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Teilnehmenden diskutiert.

Mitwirkende

Das WaldlabOR-Kooperationsprojekt steht vor der Herausforderung, Praxiskonzepte für Wälder in einer Klimawandel-Hotspot-Region mit unsicheren zukünftigen Bedingungen der Waldentwicklung zu erforschen und zu entwickeln. Der Erfolg des Projektes ist davon abhängig, dass es gelingt, Kompetenzen und Expertisen aus vielfältigen thematischen Fachbereichen zu integrieren. Das Projekt wird von einem Beirat begleitet, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche Klimawandel und Klimawandelanpassung, Forstwirtschaft, Waldökologie und Waldschutz, Waldnaturschutz, Partizipation sowie der Forst- und Kommunalpolitik zusammensetzt. Hier bringen sich ForstBW, das Kompetenzzentrum Klimawandel der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), das Bundesamt für Naturschutz (BFN), die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (NW-FVA), die Forstverwaltung Rheinland-Pfalz, das Regierungspräsidium Freiburg, das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) - NABU-Waldinstitut, der Erste Landesbeamte des Landkreises Karlsruhe und das Projekt LIFE Resilias aus den Niederlanden ein. Darüber hinaus unterstützen sechs weitere Institutionen den Projektverbund als assoziierte Partner.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das auf fünf Jahre angelegte Projekt mit der Fördermaßnahme REGULUS - Regionale Innovationsgruppen für eine klimaschützende Wald- und Holzwirtschaft.

Weitere Informationen zum Projekt WaldlabOR unter: www.waldlabor-oberrhein.de

Ansprechpersonen:

Warenkorb schließen

Warenkorb

Titel Anzahl Preis
Gesamtpreis: