Der Wald kennt keine Grenze – Nationale ­und ­­internationale Forschungsnetzwerke der FVA

Gute Zusammenarbeit verspricht gutes Gelingen – das wussten auch die Gründer der FVA vor 150 Jahren schon. Bis zum heutigen Tag wuchs ein beeindruckendes Netzwerk von Waldforscherinnen und -forschern von Baden-Württemberg über die ganze Welt hinaus – um vereint den Herausforderungen der nachhaltigen Waldwirtschaft entgegenzutreten.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bereits einzelne Versuche über die Auswirkungen der Streunutzung, das Wachstumsverhalten der forstlichen Hauptbaumarten und deren geeignetste Durchforstungsverfahren durchgeführt.

Daher enthielt die Satzung der badischen Versuchsstation bereits 1870 die Vereinbarung, dass diese ein Teil der "zu einem Bunde von gleicher Tendenz sich vereinigenden forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands und Österreichs zu bilden habe". (Krutina 1891, S.50)

Mit zunehmender Intensivierung der Forstwirtschaft benötigten die großen Forstverwaltungen für ihre nachhaltigen Planungen, Waldwertrechnung, Statik und Waldbau detaillierte Forschungsergebnisse vor allem über Stamminhalt, Holzvorrat, Zuwachs, Massen- und Wertleistungen von Bäumen. Die Beschaffung dieser Grundlagen bildete anfänglich eine der Hauptaufgaben der Forstlichen Versuchsanstalten in Baden, Bayern, Braunschweig, Elsass-Lothringen, Hessen, Preußen und Württemberg.

Das Interesse, forstliche Versuche nach einheitlichen Richtlinien anzulegen, zu betreuen und wissenschaftlich auszuwerten, führte unmittelbar nach der Gründung der Forstlichen Versuchsanstalten, die Vertreter von Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und Braunschweig auf der 1. Versammlung Deutscher Forstmänner im September 1872 zur Gründung des "Verein deutscher forstlicher Versuchsanstalten" (VdfV). Historisches Verdienst dieses Vereins ist es, durch abgestimmte Arbeitspläne, zweckdienliche Arbeitsteilung, gleichzeitige und großräumige Bearbeitung gleicher Untersuchungsgegenstände, bedeutsame naturwissenschaftliche Grundlagen – insbesondere in der Waldwachstumsforschung – gelegt zu haben.

"Verein deutscher forstlicher Versuchsanstalten"

Diese Gemeinschaft wurde auch ab 1876, bei der Änderung der Ressortzuständigkeit der Badischen Forstlichen Versuchsanstalt vom Innen- zum Finanzministerium, unterstützt und gefördert. Neben dem Zweck der Einrichtung für forstliches Versuchswesen, die Forstwissenschaft zu fördern und ausreichende Grundlagen für den Betrieb der Forstwirtschaft zu gewinnen, sollte sich "hinsichtlich der Richtung und Auswahl der Versuche und Versuchsverfahren [...] die badische Versuchseinrichtung den von den übrigen gleichen Anstalten getroffenen Vereinbarungen anschließen, mit denselben in stetem Verkehr und Austausch bleiben, jedoch unbeschadet der gemeinschaftlichen höheren Interessen, selbständig handeln". (Krutina 1891)

Die Württembergische Forstliche Versuchsanstalt

Die 1872 gegründete Württembergische Forstliche Versuchsanstalt war zunächst als Institut der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, welche auf württembergischer Seite die akademische Forstausbildung anbot, dem Ministerium für Kirchen- und Schulwesen unterstellt. Aufgrund "starker Verselbständigungstendenzen bei den Forstleuten" erfolgte 1881 mit Verlegung der Hochschulausbildung die Angliederung an die Universität Tübingen. Nach erneuter Verlegung der forstlichen Hochschulausbildung 1920 an die Universität Freiburg wurde die Versuchsanstalt als eigenes Forschungsinstitut der Württembergischen Staatsforstverwaltung in Stuttgart unterstellt und dorthin verlegt. Im zweiten Weltkrieg wurden zwar durch das umsichtige Handeln des damaligen Leiters Dr. Zimmerle sämtliche Aufnahmeakten gerettet, aber "das Gebäude der Versuchsanstalt, alle Geräte und die selten reichhaltige Bücherei leider total vernichtet." (Hausser 1955)

Die Badische Forstliche Versuchsanstalt

Die Leitung der Badischen Forstlichen Versuchsanstalt war zwar dem Geschäftsbereich der Domänendirektion in Karlsruhe unterstellt, doch zur "Ausführung der von dem Vereine Deutscher forstlicher Versuchsanstalten vereinbarten Arbeiten innerhalb des von der Domänendirektion gutgeheißenen Umfangs", (Krutina 1891, S.51) wurde ein Kuratorium  bzw. Kommissäre ernannt, welche Vertreter des forstlichen Kollegiums der Domänendirektion, und dem gesamten forstlichen Lehrpersonal des Karlsruher Polytechnikum und späteren Technischen Hochschule Karlsruhe  entnommen wurden.

Das Freiburger Modell

Im Zuge der 1920 erfolgten Verlegung der forstlichen Hochschulausbildung von Karlsruhe nach Freiburg zog auch die Badische Versuchsanstalt nach Freiburg und blieb bis 1958 der Universität Freiburg angegliedert. Lediglich die Betreuung der ständigen Probeflächen "Forsteinrichtung" erfolgte ab 1945 durch die Forstdirektion Freiburg.

Diese historische Verzahnung zwischen forstwissenschaftlicher Lehre und FVA führte später zum sogenannten "Freiburger Modell", welches bis heute eine enge Verbindung zwischen der FVA und der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität beinhaltet.

Internationaler Verband Forstlicher Forschungsanstalten

Zusammen mit den Versuchsanstalten der Schweiz und Österreichs wurde 1892 der "Internationale Verband Forstlicher Forschungsanstalten" (IUFRO) gegründet. Leitender Gedanke war auch hier, dass viele Wald- und Umweltprobleme nur durch internationale, zum Teil kontinentale Zusammenarbeit gelöst werden können und dass entsprechende Maßnahmen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sowie den regelmäßigen auch Sprachgrenzen überwindenden Austausch darüber erfordern.

125 Jahre nach der Gründung, im Jahr 2017, zählte dieses weltweite Netzwerk 600 Mitgliedsorganisationen in 125 Ländern.

European Forest Institute

1993 gegründet, ist das European Forest Institute (EFI) eine länderübergreifende Organisation, die waldbezogene Forschung sowie Politikberatung voranreibt, "um Wissen mit Taten zu verbinden". Die FVA ist in dem europäischen Wissenschaftsverbund eine von vierzig Mitgliedsorganisationen und engagiert sich innerhalb des EFI in internationalen Forschungsprojekten und Kongressen. Im Fokus der Organisation liegen besonders die Bereiche Bioökonomie, Politikberatung und die Förderung widerstandsfähiger Wälder.

Waldwissen.net

Seit 2003 gestalten die vier Herausgeberinnen Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), das Österreichische Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und die FVA Baden-Württemberg zusammen mit zahlreichen Partnerinstitutionen in verschiedenen Ländern die Wissensplattform waldwissen.net.  Die erfolgreiche Plattform ist mehrsprachig und hält mit über 2800 Artikeln (Stand 2021) viele praxisrelevanten Informationen für die Bereiche Wald und Forstwirtschaft bereit.

NFZ forestnet

Der regionale Schwerpunkt des "NFZ forestnet" liegt im Dreiländereck. Bereits vor der formellen Gründung im Januar 2006 engagierte sich die FVA aktiv in diesem zentraleuropäischen Netzwerk für Forstforschung und interkulturelle Bildung (www.nfz.forestnet.eu). Acht Institutionen aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland mit Sitz in Nancy, Freiburg, oder Zürich sind hier gezielt aktiv, um bei vergleichenden forstpraxis-orientierten Längsschnittstudien und internationalen extracurricularen Kursen, sogenannten "Summerschools", zusammenzuarbeiten. Master- und Promotionsstudierende aus aller Welt und aus unterschiedlichen Fachbereichen lernen und diskutieren hier aktuelle waldbezogene Themen in interdisziplinärem Rahmen.

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