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Borkenkäfer so früh und intensiv unterwegs wie noch nie

FVA BW/Kautz

Borkenkäferfalle

Bei sommerlichen Temperaturen Anfang April schwärmten die auf Fichten spezialisierten Buchdrucker ungewöhnlich früh aus. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg rät zu verstärkten Befallskontrollen.

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Dr. Markus Kautz

Dr. Markus Kautz

Schwärmstart bis in die Hochlagen

"Mit vierstelligen Fangzahlen zu diesem Zeitpunkt wurden neue Rekorde im Südwesten erreicht", berichtet Dr. Markus Kautz, Fachgebietsleiter für Borkenkäfer an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen beobachtet und bewertet er die Entwicklung der Forstschädlinge in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Hohes Schadniveau, Befallsrisiko wächst

Seit dem Trockenjahr 2018 liegen die Borkenkäferschäden in Südwestdeutschland auf einem stets hohen Niveau mit zuletzt steigender Tendenz. Regionale Schwerpunkte waren der südliche Schwarzwald, der Odenwald sowie der Hunsrück-Hochwald. Der regenreiche Winter erhöhte zwar die Widerstandskraft der Bäume, gleichzeitig konnten die Borkenkäferpopulationen selbst in Höhenlagen weitgehend ungestört überwintern. Auch der zwischenzeitliche Temperatursturz im wechselhaften Aprilwetter ließ die bereits angelegten Bruten nicht absterben.

Dritte Schädlingsgeneration wahrscheinlich

„Wir müssen ab 20 Grad Celsius mit einer Fortsetzung der Schwärmflüge der überwinterten Käfer und insgesamt drei Buchdruckergenerationen in diesem Jahr rechnen. Das Befallsrisiko wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach also weiter erhöhen. Das gilt auch für Kupferstecher und Tannenborkenkäfer, die ebenfalls von den frühen warmen Temperaturen profitieren“, sagt Kautz. Forstbetrieben und Waldbesitzenden rät er deshalb bereits aktuell zu erhöhter Aufmerksamkeit und intensiven Kontrollen. Neue Erkenntnisse der FVA zeigen, dass der Schwärmstart im Frühjahr nicht maßgeblich durch die Tageslänge, sondern durch die Temperaturen bestimmt wird. Im Zuge des Klimawandels ist somit zukünftig mit einer weiteren Verschiebung des Schwärmstarts in Richtung März und damit mit einer verlängerten Aktivitätsperiode der Borkenkäfer zu rechnen.

Kontrollen sind wichtig

Frischbefall an stehenden Bäumen ist insbesondere in Lagen mit höheren Temperaturen sowie in vorgeschädigten Beständen zu erwarten. „Erste Anzeichen sind Harztropfen und Bohrmehl. Im weiteren Verlauf kommen Spechtabschläge an der Rinde, Kronenverfärbung und Nadelabfall hinzu“, erklärt Kautz. Besonderes Augenmerk sollte zudem auf liegenden Stämmen nach Stürmen sowie auf Holzpoltern liegen: „Diese Hölzer sind auch schon von einer geringeren Käfermenge leicht zu besiedeln.“

Rasches Handeln empfohlen

Frisch befallenes Holz sollte umgehend aus dem Wald abtransportiert werden. Ist dies nicht möglich, können das Entrinden oder längsseitige Rindenschlitzen sinnvolle Alternativen im Frühjahr sein, um Bruten im „weißen Stadium“ (Ei, Larve, Puppe) den Brutraum zu entziehen bzw. unschädlich zu machen.

Die Sanierung von Überwinterungsbäumen wird mit zunehmendem Ausflug der Borkenkäfer hingegen weitgehend wirkungslos. Diese Bäume können aus Sicht der Waldschutzfachleute der FVA im Bestand belassen werden und als Habitat für Borkenkäfer-Gegenspieler dienen.

Hintergrund

Seit über 30 Jahren führt die FVA Baden-Württemberg ein Borkenkäfer-Monitoring durch und entwickelt es methodisch weiter. Ab 2021 wurde das Überwachungsnetz deutlich erweitert. Es umfasst neben dem Buchdrucker und dem Kupferstecher auch den Krummzähnigen Tannenborkenkäfer und zählt in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz insgesamt 30 Standorte. Über die aktuelle Borkenkäfersituation in Südwestdeutschland informiert die FVA in ihrem Borkenkäfer-Newsletter SüdWest.

 

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