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Das große Flattern

FVA BW/Schüler

Braunes Langohr

Seltene Fledermausarten in Baden-Württembergs Wäldern / Internationaler Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai

Wer flattert nach Sonnenuntergang durch die Wälder im Land? Um das Vorkommen und die Aktivitätsdichten von Fledermäusen sowie deren Entwicklung in Baden-Württemberg zu erfassen, führt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) ein landesweites Monitoring durch. Zu den bisher nachgewiesenen Fledermausarten zählen auch seltene Highlights.

Seit diesem Jahr führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FVA das Monitoring erstmals landesweit durch. Schon 2023 wurde es auf ausgewählten Flächen im Raum Freiburg pilotartig getestet. "Wir haben dabei Tiere über akustische Methoden und mittels Netzfang erfasst", erklärt Elisabeth Schüler, Fledermausexpertin an der FVA. Mittels Netzfang konnten dabei zehn Arten identifiziert werden. "Dazu gehören auch der Kleine Abendsegler sowie die Bechstein- und die Wimperfledermaus – das sind drei seltene Highlights und wir freuen uns, sie bereits in der Testphase unseres Monitorings nachgewiesen zu haben."

Vom Aussterben bedroht
In Baden-Württemberg sind 23 verschiedene Fledermausarten heimisch. Damit machen sie mehr als ein Viertel der Säugetierarten im Bundesland aus. Doch 17 der Arten sind vom Aussterben bedroht. Viele Tiere der unter Schutz stehenden Spezies beziehen Quartiere in Bäumen im Wald oder an Waldrändern

Auf der Suche nach Schutzräumen und Jagdrevieren
Zur Paarung, Geburt und Aufzucht sowie für den Winterschlaf werden zum Beispiel Spechthöhlen, Astabbrüche, Stammrisse oder Rindenschuppen genutzt. Der Wald ist aufgrund der Vielzahl der dort lebenden Insekten außerdem ein beliebtes Jagdrevier für Fledermäuse. Während einige Arten wie der Kleinabendsegler bevorzugt über den Baumwipfeln jagen, sind Bechsteinfledermäuse häufig im Kronenbereich unterwegs. Das Große Mausohr hingegen sammelt am liebsten Insekten vom Waldboden ab.
Fledermäuse werden im Verhältnis zu ihrer Körpergröße sehr alt und nutzen ihre Lebensräume über lange Zeit hinweg. Diese Eigenschaft macht sie gegenüber Veränderungen besonders sensibel. "Entsprechend sind vielseitige und konstante Waldstrukturen essenziell für den Fortbestand der Arten", sagt Schüler.

Tendenzen aus dem Monitoring
Aus ersten Beobachtungen aus dem langfristig angelegten Fledermausmonitoring konnte Elisabeth Schüler bereits Tendenzen ableiten: "Alter Eichenwald ist ein wahres Eldorado für Fledermäuse." Hier seien Arten- und Individuenzahlen am höchsten gewesen. "Wir konnten außerdem beobachten, dass die Bechsteinfledermaus sich viel besser im Frühsommer nachweisen lässt. Das ist nämlich die Zeit, in der sie ihre Nahrung bodennäher fängt, da die Blätter der Bäume und somit die dort vorkommenden Insekten noch nicht stark ausgeprägt sind." Der Kleine und der Große Abendsegler dagegen lassen sich im Spätsommer besser beobachten, was vermutlich am Zugverhalten der Tiere liegt. "Das bekräftigt unseren Ansatz, die Erfassungen außergewöhnlich lange über die Vegetationsperiode zu strecken", erklärt Schüler.

Monitoring als Basis für Schutzmaßnahmen
"Für uns sind das wichtige und spannende Beobachtungen, auch wenn der Stichprobenumfang noch relativ gering ist. Darum spielt ein repräsentatives und dauerhaftes Monitoring eine so wichtige Rolle", sagt Schüler. Mit seiner Hilfe sollen nicht nur Vorkommen und Aktivitätsdichten der Fledermäuse im Wald langfristig ermittelt und beschrieben werden. Darüber hinaus erhoffen sich die Forschenden Erkenntnisse über die Auswirkungen von Waldbewirtschaftung, Klimawandel und Standortbedingungen. Im Abgleich mit dem Waldmanagement in Baden-Württemberg können die Ergebnisse dann zur Entwicklung von gezielten Schutzmaßnahmen und Handlungsempfehlungen herangezogen werden.

Hintergrund
Das Monitoring ist Teil eines umfassenden Biodiversitätsmonitorings an der FVA und findet in enger Vernetzung mit externen Institutionen statt, die Daten zu Fledermäusen erheben. Das Konzept für das landesweite Fledermausmonitoring im Wald wurde durch das Sonderprogramm zur Förderung der Biologischen Vielfalt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) finanziert, im Rahmen der Waldstrategie Baden-Württemberg wurde nun mit der Umsetzung begonnen.

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