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"Grünbrücken sind nur für Wildtiere gedacht"

Aufnahme von oben: Eine grün bewachsene Brücke führt über eine Straße
Grünbrücke bei Sasbach (Foto: FVA BW/Riemer)

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um Wildtiere und Grünbrücken

Wenn der Lebensraum von Wildtieren durch Autobahn oder Bahnschienen zerschnitten wird, können sie helfen: Grünbrücken. Fabian Gausepohl vom FVA-Wildtierinstitut beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen rund um das Thema.

Was sind Grünbrücken und warum sind sie so wichtig?

Grünbrücken sind begrünte Brückenbauwerke über größere Verkehrsträger, wie Autobahnen oder Bundesstraßen, die ausschließlich für Wildtiere gedacht sind. Zum einen können dadurch zahlreiche Verkehrsunfälle mit Wildtieren vermieden werden – alleine in Deutschland kommt es alle 90 Sekunden zu einem Wildunfall! Meist enden sie tödlich für Wildtiere. Zum anderen tragen Grünbrücken in einer durch menschliche Infrastruktur fragmentierten Landschaft zur Vernetzung von Lebensräumen bei: Mit Hilfe von Grünbrücken können Wildtiere sich entlang ihrer Wanderkorridore oder zwischen ihren verschiedenen Lebensräumen freier bewegen.

Welche Tiere nutzen Grünbrücken?

Meist wird der Bau einer Grünbrücke veranlasst, damit größere Säugetiere wie Rehe, Hirsche, Wildschweine oder Füchse Straßen sicher queren können. Aber auch kleinere Tiere, wie Vögel, Nagetiere, Fledermäuse, Reptilien und Amphibien oder auch Insekten profitieren von Grünbrücken.

Worauf kommt es beim Anlegen von Grünbrücken an?

Eine fachgerechte Bepflanzung ist wichtig, sodass möglichst nahtlose Übergänge zwischen den angrenzenden Lebensräumen geschaffen werden. Gleichzeitig müssen auf den Brücken verschiedene Lebensraumstrukturen, wie Baumreihen, Hecken und auch offene Flächen angeboten werden, da verschiedene Tierarten unterschiedliche Ansprüche haben. Dann kann eine Grünbrücke zahlreichen Wildtieren nicht nur zur sicheren Querung einer Straße verhelfen, sondern auch als Lebensraum zur Nahrungssuche, Schlafstätte oder Fortpflanzung dienen.

Am FVA-Wildtierinstitut lief ein Grünbrücken-Projekt. Worum ging es?

Wir haben drei der 26 Grünbrücken in Baden-Württemberg über zwei Jahre mit verschiedenen Methoden untersucht um herauszufinden: Welche Tiere sind dort anzutreffen und wie nutzen sie die Grünbrücken zur Querung? Außerdem wollten wir verschiedene Methoden ausprobieren, um eine möglichst große Bandbreite an Artengruppen aufzunehmen.

Was war das Ergebnis?

Wir konnten nachweisen, dass alle in dem jeweiligen Gebiet typisch vorkommenden mittelgroßen und großen Säugetiere, wie Reh, Dachs und Wildkatze, die Grünbrücken regelmäßig zur Querung und als Lebensraum nutzten.

Mit Nisthilfen, Versteckmöglichkeiten, Bodenfallen und Audioaufnahmegeräten konnten wir außerdem bestätigen, dass die Grünbrücken auch durch Haselmäuse, Schlangen und Echsen, verschiedene Käfer und auch Fledermäuse genutzt werden.

Und von Menschen?

Ja, leider. Am häufigsten beobachteten wir dabei Spazierende und Joggende, zum Teil mit ihren Hunden. Sogar Menschen, die die Grünbrücken mit dem Motorrad oder dem Auto querten! Das hat leider zur Folge, dass Wildtiere die Brücken entweder generell meiden oder diese zumindest nur in den Dämmerungs- und Nachtstunden nutzen wollen.

Was hilft, damit Grünbrücken ausschließlich Wildtieren vorbehalten bleiben?

Es braucht Netzwerkpersonen, wie Wildtierbeauftragte, die sich in ihrer Region dafür einsetzen, dass in Gebieten, in denen sich Grünbrücken befinden, entsprechende Hinweistafeln in ausreichender Zahl ausgebracht werden, sodass Naherholungssuchende sich informieren können. Gemeinden sollten ihre Bürgerinnen und Bürger über das Vorhandensein und die Bedeutung der Grünbrücke im Landkreis informieren. Und es braucht Wegealternativen für Menschen. In Härtefällen muss es zu einer Sperrung der Grünbrücke durch Verbotsschilder oder Verschleierung der Zugangswege kommen.

Nur wenn Grünbücken Wildtieren vorbehalten bleiben und wir Menschen alternative Wege nutzen, können wir dazu beitragen, dass sich Wildtiere störungsarm in der Natur bewegen können.

 

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