Ergebnisse der Waldzustandserhebung

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung werden im jährlichen Waldzustandsbericht ausführlich dargestellt. Die Aufnahme des systematisch angelegten Rasterstichprobennetzes lässt für Baden-Württemberg sowohl für einzelne Regionen als auch für unterschiedliche Baumarten Aussagen über den Vitalitätszustand der Bäume zu.

Aktuelle Ergebnisse für 2022

Dürre und Hitze belasten erneut die Wälder

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Die Wälder Baden-Württembergs sind durch die auftretenden sommerlichen Hitze- und Trockenperioden der letzten Jahre stark belastet. Nach den sehr heißen und trockenen Jahren 2018 bis 2020 sind die Waldschäden sprunghaft angestiegen. Und auch die heiße Sommerwitterung 2022 mit regional lang-anhaltenden Dürreperioden führte in Kombination mit einem hohem Aufkommen verschiedener Schaderreger wie z. B. dem Borkenkäfer wiederum zu einer Verstärkung der Waldschäden.

Die mittlere Kronenverlichtung der Wälder erhöhte sich im Jahr 2022 um 1,8 Prozentpunkte auf 28,4 Prozent. Aktuell gelten 46 Prozent der Waldfläche Baden-Württembergs als deutlich geschädigt (Schadstufe 2 bis 4). Ein derart hoher Wert wurde in der bisherigen Aufnahmeperiode nur im Jahr 2020 erreicht.

Die Fichte leidet seit Jahren stark unter langanhaltenden Trockenphasen. Als flachwurzelnde Baumart gelangt sie kaum an tieferliegende, länger wasserführende Bodenschichten, wodurch sie schnell unter Trockenstress gerät. Zudem sind geschwächte Fichten besonders anfällig gegenüber Borkenkäferbefall, zumal wie im Sommer 2022 die Verbreitung der Käfer schnell voranschreitet. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der mittlere Nadelverlust der Fichten leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent.

Ein etwas stärkerer Anstieg der Kronenschäden wurde dieses Jahr bei der Tanne verzeichnet. Der mittlere Nadelverlust erhöhte sich um 2,1 Prozentpunkte auf 26,1 Prozent. Dies ist im Wesentlichen auf eine höhere Belastung jüngerer Tannenbestände infolge der Trockenheit zurückzuführen. Zudem trat in den letzten Jahren ein verstärkter Befall durch die Tannentrieblaus auf, der oftmals zu akuten Schäden an jungen Tannen führte. Wie die Fichte war auch die Tanne im Verlauf des Sommers wieder von starkem Borkenkäferbefall betroffen.

Bei der Kiefer wurde im Verlauf des Sommers auf Standorten mit geringer Wasserspeicherkapazität oftmals eine vorzeitige Verbraunung älterer Nadeljahrgänge festgestellt, die zu einer erhöhten Kronenverlichtung führte. Der mittlere Nadelverlust der Kiefern erhöhte sich auch dadurch um 1,7 Prozentpunkte auf 33,0 Prozent. Besonders dramatisch stellt sich die Situation der Kiefern auf den warm-trockenen Standorten der Oberrheinebene dar. Hier führt Trockenstress in Kombination mit starkem Mistel- und Pilzbefall nicht selten zu einem großflächigen Ausfall ganzer Kiefernbestände.

Bei den Baumarten Lärche und Douglasie ist im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls eine Zunahme der Kronenschäden zu beobachten. Während sich der mittlere Nadelverlust der Lärchen leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent erhöhte, ist bei der Douglasie eine Zunahme von 1,2 Prozentpunkten auf 21,6 Prozent zu verzeichnen. Neben den Auswirkungen von Hitze- und Trockenstress wurden dieses Jahr vor allem junge Douglasienbestände durch lokal auftretende Frosttrocknisschäden geschwächt.

Der mittlere Blattverlust der Buchen erhöhte sich dieses Jahr um 0,7 Prozentpunkte auf 32,1 Prozent. An vielen Buchen sind nach wie vor die Auswirkungen der vergangenen Hitze- und Trockenperioden in Form eines erhöhten Totastanteils in den Baumkronen zu erkennen. Durch die heiße und trockene Sommerwitterung 2022 kam es erneut zu akuten Trockenstresssymptomen, die sich bei der Buche oftmals in einem Zusammenklappen der äußeren Lichtblätter, einem Abwurf grüner Blätter sowie einer vorzeitigen Verfärbung äußerte. Der Schädigungsgrad junger Buchen war dabei besonders hoch.

Der Kronenzustand der Eichen verschlechterte sich im zweiten Jahr in Folge. Der mittlere Blattverlust erhöhte sich dieses Jahr um 3,5 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent. Die Folgen der Trockenjahre sind auch bei der Eiche im Kronenzustand zu erkennen. Zudem wurde regional wieder ein hoher Befall durch verschiedene blattfressende Schmetterlingsraupen in den Eichenkronen festgestellt. Eine erhöhte Fruktifikation der Eichen sorgte für eine zusätzliche Belastung.

Der Schädigungsgrad des Bergahorns liegt mit 18,5 Prozent mittleren Blattverlusts auf vergleichsweise geringem Niveau, was auf das niedrige Durchschnittsalter der Probebäume dieser Baumart zurückzuführen ist. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Blattverlust allerdings um 2,1 Prozentpunkte. An geschwächten Bäumen trat dieses Jahr verstärkt die Ahorn-Rußrindenkrankheit auf, deren pilzliche Erreger am Stamm eine rußartige Verfärbung verursachen und die Bäume zum Absterben bringen.

Der Zustand der Eschen wird seit über einem Jahrzehnt massiv durch die Ausbreitung des Eschentriebsterbens belastet. Zahlreiche Eschenbestände sind mittlerweile abgestorben, so dass das Vorkommen der Esche in Baden-Württemberg seit Jahren rückläufig ist. Durch das eher feuchte Jahr 2021 konnte sich der pilzliche Erreger des Eschentriebsterbens zudem wieder stärker ausbreiten. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der mittlere Blattverlust der Eschen um 3,3 Prozentpunkte auf 43,3 Prozent.

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Kühl-feuchte Witterung sorgt für Entspannung

Der Zustand des Waldes in Baden-Württemberg hat sich gegenüber den Vorjahren unter dem Einfluss der phasenweise kühl-feuchten Witterung des Jahres 2021 leicht erholt. Die vergleichsweise hohen Niederschlagsmengen bedingten eine gute Wasserversorgung der Bäume, die während des regenreichen Sommers kaum längere Trockenphasen überstehen mussten.

Aufgrund der günstigen Wuchsbedingungen und des insgesamt abnehmenden Schädlingsbefalls verringerte sich die mittlere Kronenverlichtung im Jahr 2021 leicht um 1,6 Prozentpunkte auf 26,6 Prozent. Trotz dieser Erholungstendenz sind jedoch weiterhin 42 Prozent der Waldfläche in Baden-Württemberg deutlich geschädigt (Vorjahr 46 Prozent).

Die trockene Witterung der letzten Jahre hat die hohe Anfälligkeit der Fichte gegenüber Dürre und Borkenkäferbefall in besonderer Weise aufgezeigt. Bis in die Hochlagen des Schwarzwaldes kam es zum Teil zu gravierenden Schäden. Im aktuellen Jahr hemmte die über weite Strecken kühl-feuchte Witterung die Ausbreitung der Käfer, so dass gebietsweise deutlich weniger Fichten befallen wurden. Zugleich profitierte die Fichte von der entspannten Wasserhaushaltssituation, was sich in diesem Jahr insgesamt positiv auf den Kronenzustand auswirkte. Im Vergleich zum Vorjahr verringert sich der mittlere Nadelverlust bei der Fichte um 1,1 Prozentpunkte auf 24,7 Prozent.

Dagegen zeigt die Tanne aktuell keine Verbesserung im Kronenzustand. Gegenüber dem Vorjahr erhöht sich der mittlere Nadelverlust leicht um 0,8 Prozentpunkte auf 24,0 Prozent. Während sich bei der Fichte in diesem Jahr zumindest gebietsweise eine Entspannung der Borkenkäferproblematik abzeichnet, ist die Populationsdichte der Tannenborkenkäfer weiterhin sehr hoch. Viele Tannen wurden während des Sommers von verschiedenen Borkenkäferarten befallen und zum Absterben gebracht. Zunehmend belastend wirkt sich auch der Befall durch die Mistel aus, die durch Wasser- und Nährstoffentzug zu einer langfristigen Schwächung der betroffenen Tannen führen kann.

Ein starker Mistelbefall ist auch an der Baumart Kiefer auf Standorten des Oberrheinischen Tieflandes festzustellen. Hier kommt es in Kombination von Trockenstress, Mistel- und Pilzbefall nicht selten zu einem flächigen Absterben ganzer Kiefernbestände. Auf anderen Standorten in Baden-Württemberg, etwa auf der Schwäbischen Alb oder im Nordschwarzwald, erscheint die Kiefer dieses Jahr dagegen recht vital und wüchsig. Dies wird begünstigt durch eine geringe Blüte und Fruktifikation. Der mittlere Nadelverlust der Kiefer verringert sich landesweit um 1,1 Prozentpunkte auf 31,3 Prozent.

Während die Lärche als typische Gebirgsbaumart bereits seit einigen Jahren teils deutliche Vitalitätseinbußen zeigt, ist für die im Durchschnitt weit jüngeren Douglasien dieses Jahr erstmals wieder eine Verbesserung im Kronenzustand zu erkennen. Der mittlere Nadelverlust erhöht sich bei der Lärche um 2,5 Prozentpunkte auf 24,7 Prozent, bei der Douglasie verringert er sich um 2,1 Prozentpunkte auf 20,4 Prozent.

Eine Erholung des Kronenzustandes ist bei der Buche festzustellen. Nachdem die Buche im letzten Jahr durch starken Fruchtbehang und Trockenstress erheblich belastet war, verringert sich der mittlere Blattverlust in diesem Jahr um 3,8 Prozentpunkte auf 31,4 Prozent. Nichtsdestotrotz ist der Schädigungsgrad der Buchen weiterhin sehr hoch.

Bei der Eiche wirkte sich dieses Jahr der erhöhte Befall durch Eichenmehltau negativ auf den Kronenzustand aus. Zudem wurde regional ein leicht erhöhter Blattfraß durch verschiedene Raupenarten der sogenannten Eichenschadgesellschaft festgestellt. Insgesamt erhöht sich so der mittlere Blattverlust der Eichen um 1,9 Prozentpunkte auf 30,4 Prozent.

Die Vitalität der Esche wird seit einigen Jahren durch den pilzlichen Erreger des Eschentriebsterbens beeinträchtigt, der nachhaltig die Triebe der Bäume schädigt und im weiteren Verlauf den ganzen Baum zum Absterben bringt. Die Mortalitätsrate der Eschen ist deshalb immer noch deutlich erhöht. Da in den letzten Jahren aufgrund der trockenen Witterung weniger Eschen mit dem pilzlichen Erreger infiziert wurden, hat sich in diesem Jahr, begünstigt durch die guten Wuchsbedingungen, der Kronenzustand verbessert. Der mittlere Blattverlust verringert sich um 3,0 Prozentpunkte auf 40,1 Prozent. Jedoch ist nach dem diesjährigen niederschlagsreichen Jahr wieder mit einer verstärkten Verbreitung des Eschentriebsterbens im nächsten Jahr zu rechnen.

Ebenfalls verbessert hat sich der Kronenzustand des Bergahorns. Der mittlere Blattverlust verringert sich um 1,6 Prozentpunkte. Da das Durchschnittsalter der Baumart Bergahorn im Vergleich zu allen anderen deutlich geringer ist, fällt auch das Schadniveau mit 16,4 Prozent entsprechend niedriger aus.

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