Der Wald in Baden-Württemberg

Die Bundeswaldinventur (BWI)

Wie entwickelt sich der Wald, seine Baumartenzusammensetzung und der Holzvorrat? Wie viel Holz wird geerntet und kann im Rahmen einer nachhaltigen Waldwirtschaft genutzt werden? Antworten auf diese Fragen liefert die Bundeswaldinventur (BWI)! Ihr Ziel ist es, die großräumigen Waldverhältnisse in Deutschland zu erfassen. Sie ist somit ein wesentliches Kontroll- und Monitoring-Instrument und liefert die Datenbasis für Entscheidungen von Politik und Wirtschaft sowie für wissenschaftliche Untersuchungen. Auch ökologische Größen wie Naturnähe und Totholzvorräte werden dabei erfasst. Neu bei der BWI 2022 ist die zusätzliche Entnahme von DNA-Proben an den wichtigsten Baumarten, um Erkenntnisse über die genetische Vielfalt und zu Anpassungsprozessen der Wälder im Klimawandel zu gewinnen.

"Unser Wald erfüllt eine Vielzahl wichtiger Aufgaben. Darum ist es wichtig zu wissen, wie viel Wald wir in Baden-Württemberg haben und wie es um ihn steht", sagt Dr. Gerald Kändler, Leiter der Abteilung "Biometrie und Informatik" an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Mit der Datenerhebung sind in Baden-Württemberg insgesamt zehn Aufnahmetrupps aus jeweils zwei Personen beauftragt, die im Zeitraum April 2021 bis Oktober 2022 insgesamt über 13.000 Stichproben erfassen werden. Die Arbeiten werden von der FVA organisiert und koordiniert. Nach Abschluss der Datenerfassung ist die FVA auch für landesspezifische Auswertungen und Analysen zuständig.

Die Bundeswaldinventur (BWI) findet bundesweit im zehnjährigen Turnus statt. In Baden-Württemberg ist es die vierte Erhebung, deutschlandweit die dritte, da nach der Wiedervereinigung die erste gemeinsame BWI in den Jahren 2001/02 durchgeführt worden ist.
Sie ist eine im Bundeswaldgesetz (§ 41 a) verankerte Großrauminventur und wird nach einem bundeseinheitlichen Datenerfassungsprotokoll als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern durchgeführt. Die Länder sind dabei für die Datenerhebung zuständig, der Bund koordiniert und ist für die Auswertung und Berichterstattung verantwortlich. Die Länder führen darüber hinaus landesspezifische Analysen durch.
Die Daten der BWI bilden eine wichtige Grundlage für die Erfüllung internationaler Berichtspflichten wie dem Kyoto-Protokoll und der Klimarahmenkonvention.

Weiterführende, detaillierte Informationen zur BWI finden sich unter www.bundeswaldinventur.de.

Mit Ergebnissen der Bundeswaldinventur 2022 ist im Jahr 2024 zu rechnen.

Waldinventuren basieren auf systematischen Stichprobennetzen. Die Bundeswaldinventur-Stichproben sind in Trakten angeordnet, die ihrerseits in einem am Gauß-Krüger-System orientierten Gitternetz angelegt sind. Die Verwaltungsvorschrift schreibt ein Grundnetz mit 4 X 4 km Seitenlänge vor. In Baden-Württemberg wurde bereits bei der Bundeswaldinventur I das Netz auf 2 X 2 km, also den vierfachen Stichprobenumfang, verdichtet. Die größere Zahl an Stichproben erlaubt wesentlich genauere Schätzungen sowie regional differenzierte Auswertungen. Ein Trakt ist ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 150 m (Abb. 1). Die Traktecken, die auf Wald treffen, bilden die Mittelpunkte für eine Reihe von Aufnahmeverfahren.

Wesentliches Merkmal ist, dass es sich bei den Traktecken um dauerhaft unsichtbar vermarkte, sogenannte permanente Stichproben handelt. Dies bedeutet, dass bei wiederholten Inventuren die Aufnahmen immer an denselben Punkten erfolgen, sofern der Wald nicht umgewandelt wird. Permanente Stichproben ermöglichen es, die Veränderungen des Waldes durch Zuwachs und Nutzung oder natürliche Mortalität genau zu erfassen. An den Traktecken werden folgende Aufnahmen durchgeführt:

  • Eine Winkelzählprobe mit Zählfaktor 4 für Probebäume mit einem BHD ≥ 7 cm. Die Position dieser Bäume wird eingemessen, so dass sie bei einer Folgeinventur eindeutig identifiziert werden können. An den Probebäumen erfolgt eine Reihe von Messungen bzw. Beobachtungen (Baumart, BHD, teilweise Höhe, Stammschäden, Zugehörigkeit zu Bestandesschich
  • In Probekreisen mit einem Radius von 1 m bzw. 1,75 m werden die jungen Bäume aufgenommen (im um 5 m vom Trakteckenpunkt versetzten Probekreis mit 1 m Radius die Bäume mit einer Höhe zwischen 0,2 und 0,5 m, im Probekreis mit Radius 1,75 m die Bäume über 0,5 m bis zu einem BHD von 6,9 cm)
  • Im Probekreis mit Radius 10 m werden der Deckungsgrad und der relative Anteil aller Bäume mit einer Höhe bis 4 m Höhe sowie von Sträuchern und ausgewählten Artengruppen der Bodenvegetation erhoben.
  • Mit einer weiteren Winkelzählprobe mit Zählfaktor 1 oder 2 (je nach Dichte der Bestockung) ohne BHD-Messung werden alle Bäume über 4 m Höhe erfasst, um auch über Bestandesgrenzen hinaus das am Stichprobenpunkt vorkommende Baumartenspektrum charakterisieren können. Zusammen mit der Aufnahme im Probekreis mit Radius 10 m bildet diese Erhebung eine der Grundlagen für die Naturnäheeinstufung.
  • Das Totholz wird in einem Probekreis mit Radius 5 m erfasst. Es wird nach verschiedenen Totholztypen (liegendes und stehendes Totholz sowie Stöcke), Holzartengruppen sowie Zersetzungsgraden unterschieden.
  • Im Probekreis mit 25 m Radius werden Geländemerkmale (Exposition, Hangneigung, Geländeform), Waldränder und Bestandesgrenzen und (in Baden-Württemberg) der Bestandestyp angesprochen.

Das gesamte Verfahren und die Aufnahmeanweisung können Sie hier nachlesen.

In Baden-Württemberg treffen über 13.000 Traktecken auf begehbaren Holzboden im Wald, auf welchem die oben genannten Aufnahmen durchgeführt werden konnten.

Autoren

Gerald Kändler, Matthias Schmidt, Johannes Breidenbach, Dominik Cullmann
Abt. Biometrie und Informatik

Die vorliegenden Inventuren erfassen die Waldverhältnisse im Land in einem Abstand von 25 Jahren und beschreiben deren Entwicklung und Veränderung. Über die Darstellung des aktuellen Waldzustands hinaus sind daher Aussagen über die Waldentwicklungsdynamik und insbesondere über den Vorratszuwachs sowie die Holznutzung möglich.

Die Daten von BWI I, II und III bilden eine ausgezeichnete Grundlage für die Kontrolle und Sicherung der Nachhaltigkeit für den gesamten Wald im Land sowie für die Abschätzung der künftigen Nutzungsmöglichkeiten für den Rohstoff Holz. Die Bundeswaldinventur beschränkt sich nicht auf die Messung des Waldes als Rohstoffquelle, es werden auch Informationen über die ökologische Rolle und Wertigkeit des Waldes erhoben und aufbereitet. Wesentliche ökologische Themen, die erstmals bei dieser Inventur für den gesamten Wald in Deutschland einbezogen wurden, sind die Erfassung der Totholzvorräte sowie die Herleitung der Naturnähe der Wälder.

(Stand: 15.09.2015)

Nicht nur Bestandesaufnahmen – auch das bodenkundlichen Monitoring wird bei der Bundeswaldinventur 2021 fortgesetzt

Wie bereits bei der dritten Bundeswaldinventur (BWI3) im Jahr 2012, werden für Baden-Württemberg auch bei der aktuellen Bundeswaldinventur (BWI4) ausgewählte bodenkundliche Kenngrößen erfasst, um eine Grundlage für die Bewertung der Nährstoffversorgung sowie des Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalt von Waldstandorten zu schaffen.

Durch das 14-fach höhere Aufnahmeraster der BWI (2 x 2 km) mit ca. 4200 Standorten im Vergleich zum 8 x 8 km Raster zur Bodenzustandserhebung mit ca. 300 Standorten, stellt das bodenkundliche Monitoring der BWI eine wertvolle Verdichtung von Bodeninformationen dar. Hierbei werden im Feld neben der Bestimmung der organischen Auflage, der Humus und drei Mineralbodentiefenstufen beprobt. Nachfolgend werden im Labor der pH-Wert und der Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt bestimmt. Insgesamt werden hierbei über 14.000 Proben analysiert. Zusammen mit den erhobenen BWI-Bestandes Daten können die aufgenommenen bodenkundlichen Parameter in direkten Bezug gesetzt und kleinräumige Unterschiede besser dargestellt werden um Zusammenhänge zwischen Waldböden und den entsprechenden Beständen abzuleiten. Die daraus resultierenden Daten sind für die Beurteilung der Quellen- und Senken Funktion von Kohlenstoffdioxid sowie der Versauerung und Stickstoffsättigung von Böden in Waldökosystemen von großer Bedeutung.

Die bisherigen Ergebnisse der BWI zeigen einen signifikanten Unterschied der Humusformen in Abhängigkeit der Baumartenzusammensetzung der einzelnen Standorte. Unter Laub- und Mischbeständen ist die Humusform Mull die dominante Humusform, welcher auf Nadelbaumbeständen deutlich seltener vorkommt (Abb. 1).

Des Weiteren weisen Nadelbaumgruppen im Vergleich zu Laub- und Mischbeständen geringere pHKCl-Werte und ein weiteres Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff auf (Abb. 2 und 3), wodurch physikalische, chemische und biologische Eigenschaften und Prozesse des Bodens beeinflusst werden.

Anhand des wiederholten ablaufenden Bodenkundlichen Monitorings innerhalb der BWI wird das bereits vorhandene Datenvolumen stetig vergrößert. Dadurch wird die Basis für unterschiedliche Fragestellungen geschaffen, um zukünftig den Zusammenhang zwischen dem Boden und dem Baumartenbestand in Bezug auf zeitliche Trends und regionale Effekte wie zum Beispiel des Klimawandels zu untersuchen.

 

Referenz:

Hallas, T.; Puhlmann, H.; Kändler, G.; Hartmann, P. (2017): So viel erzählen bodenkundliche Schlüsselgrößen über den Wald. AFZ-DerWald, 19/2017, S. 50-52. (Zeitschriftenartikel)

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