Projekt "Bodenzusatzstoffe zur Vermeidung von Trockenheitsschäden in Forstkulturen"

Hintergrund und Problemstellung

Die Witterungsextreme der letzten Jahre haben landesweit zu erheblichen Schäden in Waldbeständen geführt. Auf großen Kalamitätsflächen sind Forstkulturen aufgrund der klimatischen Bedingungen (hohe Temperaturschwankungen, hoher Strahlungsinput) hohen Belastungen ausgesetzt, die durch die Bodentrockenheit bei ausbleibenden Niederschlägen noch verstärkt werden. In Forstkulturen wurden und werden deswegen teilweise erhebliche Ausfälle beobachtet. Vor allem in den Bereichen des Oberrheins sind Witterungs- und Standortbedingungen zum Teil extrem und erschweren die Wiederaufforstung. Für die Walderhaltung und den gezielten Waldumbau ist es notwendig, den Anwuchserfolg der Kulturen mittel- bis langfristig zu erhöhen bzw. sicherzustellen. Neben Bewässerungsmaßnahmen, die zum eine teuer und wartungsintensiv sein können und zum anderen den Wasserverbrauch in Wassermangelsituationen zusätzlich erhöhen, können Bodenzusatzstoffe eine alternative oder ergänzende Möglichkeit bieten, Trockenheitsausfälle in Forstkulturen zu reduzieren. Auf dem Markt ist eine breite Palette von Bodenzusatzstoffen erhältlich, deren (versprochene) Wirkung im Wesentlichen auf zwei Aspekten beruht:

  1. Erhöhung der Bodenwasserspeicherkapazität des Bodens,
  2. Erhöhung der Trockenheitstoleranz der Kulturpflanzen.

Bislang liegen aber keine belastbaren Daten zur Effektivität des Einsatzes solcher Mittel bei der Kulturbegründung vor. Vor dem Hintergrund des enormen notwendigen Umfangs der Wiederbewaldung und des gezielten Waldumbaus in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sollen die marktverfügbaren Bodenzusatzstoffe im Hinblick auf ihre ökologischen Wirkungen und Risiken geprüft und Empfehlungen für deren Einsatz in Forstkulturen erarbeitet werden.

Die Maßnahme wird im Rahmen der Waldstrategie 2050 des Landes Baden-Württembergs gefördert. Sie dient konkret der Erreichung der Ziele 5 „Das aktive Waldmanagement sichert alle Waldfunktionen unter den Herausforderungen des Klimawandels.“ und 6 „Wald, Waldmanagement und Waldprodukte leisten einen messbaren und wirksamen Beitrag zu Kohlenstoffspeicherung, CO2-Minderung und Wasserschutz.“

  1. Prüfung sog. Bodenzusatzstoffe, Pflanzenbehandlungsmittel und Bodenhilfsstoffe im Hinblick auf Verbesserung des Anwuchserfolgs von Forstpflanzen bei der Pflanzung
  2. Klärung der ökologischen Chancen und Risiken
  3. Einschätzung der mit dem Einsatz verbundenen Kosten

Nutzen für das Land

Im Projekt werden Informationen zum sinnvollen Einsatz von Bodenhilfsstoffen bei der Kulturbegründung gesammelt und Waldbewirtschaftenden in Form einer Handlungsempfehlung zugänglich gemacht.

Die Anlage von Feldversuchen wird eng mit interessierten UFBn abgestimmt. Sowohl in der konzeptionellen Phase als auch in der Diskussion der Versuchsergebnisse werden die UFBn eng eingebunden. Im Rahmen von Vor-Ort-Terminen werden die Projektergebnisse auch weiteren interessierten UFBn und Waldbesitzenden vorgestellt.

 

Zunächst wird eine Recherche zur aktuellen Angebotspalette von Bodenzusatz- und anderen Hilfsstoffen (u.a. Pflanzenkohle(-derivate), Bodenaktivatoren, Alginate, Humus(-derivate), Holzasche; Superabsorber) durchgeführt. Hierfür werden neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen, im Internet verfügbare Produktinformationen, Kontakte zu Herstellerfirmen und Interviews mit Produktanwender*innen ausgewertet. Die verfügbaren Produkte werden dabei bezüglich folgender Aspekte bewertet:

  • Ökologische Chancen und Risiken, v.a. (potentiell) wirksame Inhaltsstoffe, mögliche Schadstoffstoffe/-wirkungen (u.a. Schadstoffe, Kunststoffe, Pathogene, keimfähige Samen unerwünschter Florenelemente), Abbaubarkeit, Zulassung der Ausbringung im Wald, insbes. Einhaltung gültiger Rechtnormen (u.a. Abfallrecht, Düngerecht)
  • Finanzieller Aufwand
  • Erfahrungen und nachgewiesene Wirkung für den Anwuchserfolg von Forstkulturen

Für eine Auswahl von geeignet erscheinenden Produkten werden anschießend im Labor Inkubations- und Perkolationsversuche an Gemischen aus Bodenzusatzstoffen und natürlichen Böden durchgeführt, die folgende Ziele verfolgen:

  • Untersuchung der Freisetzungsraten von Nähr-/Schadstoffen aus den Bodenzusatzstoffen
  • Bewertung der Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit für Forstkulturen
  • Bestimmung der Wasserspeicherkapazität von Bodenmischungen mit Bodenzusatzstoffen
  • Bewertung der Verbesserung der Bodenwasserversorgung für Forstkulturen

Auf der Basis der Laborversuche werden erfolgsversprechende Produkte für systematische Feldversuchen ausgewählt. Hierbei sollen bestehende Feldversuche integriert werden. Die Wirkung der eingesetzten Bodenzusatzstoffe in Forstkulturen soll hinsichtlich

  • Bodenchemie (pH, C, N, Nährstoffe, Schadstoffgrenzwerte nach Düngemittelverordnung)
  • Bodenfeuchte
  • Wirkung auf Wachstum und Mortalität der Anpflanzungen

bewertet werden. Hierfür werden bodenchemische Kennwerte sowie das Wachstum und die Mortalität der Forstkulturen vor Versuchsanlage und anschließend für mindestens drei Jahre in einem jährlichen Turnus bestimmt sowie die Bodenfeuchte kontinuierlich beobachtet.

Die Projektergebnisse sollen unter anderem in Form eines Merkblatts zur Anwendung von Bodenzusatzstoffen für Forstkulturen zur Verfügung gestellt werden.

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