Dezentraler Wasserrückhalt im Wald

Motivation

Der Klimawandel verstärkt Starkregenereignisse und verlängert Trockenphasen im Sommer. Schäden können durch gezielte Rückhaltung und Speicherung von Niederschlagswasser im Wald abgemildert werden: Verminderter Oberflächenabfluss und eine verstärkte Wasserspeicherung verbessern den Wasserhaushalt nicht nur lokal, sondern können sich auch auf unterliegende Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen positiv auswirken. Der Hochwasserabfluss bei Starkregen kann verringert, die Grundwasserneubildung gefördert und die Wasserversorgung der Wälder in Trockenphasen stabilisiert werden. Gleichzeitig können durch einen verstärkten Wasserrückhalt Gewässer und ihr Umfeld sowie Feuchthabitate ökologisch aufgewertet und so an den Klimawandel angepasst werden.

Die Erkenntnisse aus dem Vorgängerprojekt „Wasserspeicher Wald: Potentiale für den dezentralen Wasserrückhalt“ (2023-2025), das in Modellregionen Planungsgrundlagen für Wasserrückhaltemaßnahmen geschaffen hat, werden nun in Pilotprojekten im ganzen Land umgesetzt. Dafür stehen neben Maßnahmensteckbriefen, detaillierten Karten zur sinnvollen Lokalisierung von Rückhaltemaßnahmen und weiteren Beratungsangeboten auch finanzielle Mittel zur Erprobung von Maßnahmen zur Verfügung.

Das Projekt wird seit Mai 2025 im Rahmen der Waldstrategie Baden-Württemberg gefördert und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Es ist im Themenfeld 2 „Klimawandel“ verortet und fokussiert in erster Linie auf Ziel 5 der Waldstrategie: „Das aktive Waldmanagement sichert alle Waldfunktionen unter den Herausforderungen des Klimawandels.“ Nachgeordnet liefert die Maßnahme auch Beiträge zu Ziel 13: „Der Wald in Baden-Württemberg gewährleistet einen dauerhaften Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, insbesondere Wasser-, Luft- und Bodenschutz.“

AKTUELLES

Das forstliche Wegenetz und insbesondere befestigte Maschinenwege sind eine wichtige Ursache für die Konzentration von Oberflächenabfluss. Wegebegleitgräben führen das abgeleitete Wegewasser sehr schnell unterliegenden Fließgewässern zu, wodurch sie zur Beschleunigung und Erhöhung von Hochwasserspitzen beitragen. Gleichzeitig wird dadurch auch der Anteil des Niederschlags, der in den Waldboden infiltrieren kann, reduziert. Ein dezentraler Rückhalt von Niederschlagswasser bzw. Oberflächenwasser kann dazu beitragen, die Hochwasserentstehung aus Waldgebieten abzumildern und zu verzögern und zugleich die Bodenwasserverfügbarkeit für Waldbestände verbessern.

Der steigende Anteil wassergebundener Wege hat in den letzten Jahren zu einer Erhöhung der Unterhaltungskosten für das forstliche Wegenetz geführt. Ursächlich hierfür ist häufig eine mangelhafte Ableitung des Wegewassers, unter anderem durch eine nicht optimale Platzierung von Rohrdurchlässen. Eine optimierte Ableitung, Verlangsamung und ggf. Zwischenspeicherung des Wegewassers und eine gezielte Wiederversickerung in geeignete Waldbestände führen somit nicht nur zu den oben beschriebenen Verbesserungen des Gebietswasserhaushalts, sondern haben gleichzeitig auch ökonomische Relevanz, indem Erosionsschäden an Wegekörpern vermieden und Wegeunterhaltungskosten reduziert werden können.

Darüber hinaus sind lokal weitere Möglichkeiten gegeben, um durch dezentrale Wasserrückhaltemaßnahmen Abfluss zu verringern und die ökologische Wertigkeit von Wäldern zu erhöhen. Dies beinhaltet zum Beispiel, früher angelegte Entwässerungsmaßnahmen auf Moor- und mineralischen Böden rückgängig zu machen. Darüber hinaus besteht erhebliches Potenzial in der Gewässerentwicklung, was Regulierung von Abflüssen sowie (Wieder-)Anlage von naturschutzfachlich wertvollen Feuchthabitaten angeht.

Die Maßnahme gliedert sich in folgende Arbeitspakete:

  1. Organisation und Durchführung einer Pilotfinanzierung zur Umsetzung von Maßnahmen des dezentralen Wasserrückhalts im Wald.
    Die Unteren Forstbehörden sollen dazu aufgefordert werden, potentiell geeignete Maßnahmen im Körperschaftswald mit Hilfe einer kurzen Projektskizze einzureichen. Daraus werden Maßnahmen ausgewählt, die möglichst viele Naturräume abdecken, viele Untere Forstbehörden erreichen, vielfältige Ziele für den Wasserrückhalt berücksichtigen und möglichst unterschiedlichen Maßnahmentypen angehören.
    Maßnahmen im Staatswald können über Eigenmittel von ForstBW umgesetzt werden.
  2. Erarbeitung der Inhalte für das neue Ankerthema „Wald und Wasser“ der Infokampagne „Wald und Holz“ und ggf. weiterer Materialien für die forstliche Öffentlichkeitsarbeit. Die Inhalte werden gemeinsam mit allen Projektbeteiligten erstellt und eng mit den weiteren Beteiligten am MLR abgestimmt.
  3. Erarbeitung eines Konzepts für Schulungen zum dezentralen Wasserrückhalt im Wald. Ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UFBen und der FBEzen, die an den Umsetzungsprojekten (siehe 1) beteiligt sind, werden von den Projektbeteiligten zu den Potentialen des dezentralen Wasserrückhalts, den rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Planungs- und Umsetzungsprozess geschult.
  4. Die ausgewählten Umsetzungsprojekte werden durch die FVA aus praktischer und wissenschaftlicher Sicht begleitet. So können wertvolle Erfahrungen in der Umsetzung und in einer möglichen Integration der Maßnahmen in die Forstwirtschaftlichen Fördermaßnahmen gewonnen werden.
  5. Die FVA und das RP Freiburg stellen die notwendigen Voraussetzungen zur Integration ausgewählter Maßnahmen in die Forstwirtschaftlichen Fördermaßnahmen zusammen.

  • FVA, Abt. Boden und Umwelt, Arbeitsbereich „Wald und Wasser“ (Leitung Dr. Heike Puhlmann): Gesamtkoordination
  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Professur für Hydrologie
  • Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Referat 52
  • RP Freiburg, Referat 82, Forstliche Förderung
  • RP Freiburg, Referat 84, Geschäftsbereich „Waldbau“
  • UFBn, in denen Maßnahmen umgesetzt werden

Präsentationen:

Abschlussarbeiten:

laufende Abschlussarbeiten (Arbeitstitel):

  • Schürmer, T. Evaluierung der Potentiale des dezentralen Wasserrückhalts in bewaldeten Gebieten am Beispiel der Fallregion Eschelsee im schwäbisch-fränkischen Wald unter besonderer Berücksichtigung des Wegebaus und verlandeter Seen. Masterarbeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen.

Literatur

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