Sehen Ahorn-Bäume im Klimawandel schwarz?

Projekt 1642: Epidemiologie der neuartigen Ahorn-Rußrindenkrankheit

Die sogenannte Ahorn-Rußrindenkrankheit führt nicht nur zur Entwertung des Ahorn-Holzes oder gar zum Absterben der Bäume, sie kann bei intensivem Kontakt mit den Pilzsporen gegebenenfalls auch zu gesundheitlichen Problemen bei Menschen führen.

Die Ahorn-Krankheit wird durch den pilzlichen Erreger (Cryptostroma Corticale) ausgelöst. Der Pilz befällt besonders geschwächte Ahorne; vitale Ahorne sind von der Erkrankung bisher nicht betroffen. Lange, trockene Sommer in Verbindung mit großer Hitze begünstigen die Entwicklung der Krankheit. Durch die lang anhaltenden Trocken- und Dürreperioden der letzten Jahre häufen sich die Nachweise für den Pilz in Südwestdeutschland (FVA BW; WS-Info 2/2020). Vom Pilz verursachte Holzfäulen an betroffenen Bäumen stellen einen entscheidenden Faktor für die Entwertung des Ahornholzes und das Absterben der Bäume dar.

Zielsetzungen

Im Rahmen des Projektes sollen eine Risikoabschätzung sowie Handlungsempfehlungen im Umgang mit der neu auftretenden Rußrindenkrankheit für die forstliche Praxis erstellt werden.

Vorgehensweise

Es bestehen folgende Ansätze und Arbeitspakete:

  • Erfassung und Einschätzung der Verbreitung und Bedeutung der Krankheit in Südwestdeutschland
  • Untersuchungen zur Fäuledynamik in Bezug auf Verkehrssicherung, Arbeitssicherheit und Holzentwertung
  • Erarbeitung von Grundkenntnissen zur Infektionsbiologie
  • Erfassung der Vitalität und Krankheitsanfälligkeit von Ahorn
  • Identifikation erforderlicher Maßnahmen bei der Holzentsorgung
  • Anzucht stammspezifischer Sporenisolate für Untersuchungen mit Bezug zur Antikörperbildung in behördlicher Kooperation

Forschung zur neuartigen Ahorn-Rußrindenkrankheit

Ein Interview mit Dr. Jörg Grüner

Wie passt Ihr Projekt in die Thematik des Notfallplans für den Wald des Landes Baden-Württemberg?

Dr. Jörg Grüner: „Bedauerlicherweise sehr gut, weil die Rußrindenkrankheit am Ahorn, der die viert-wichtigste Baumart in unseren Wäldern ist, starke Probleme verursacht. Eine Folge der Krankheit sind Rindenschädigungen, die Holzfäule auslösen. So kommt es verfrüht zu Ausfällen und Absterbe-Erscheinungen mit der Folge, dass der Plan für die Waldbewirtschaftung nicht mehr aufrechterhalten werden kann und das Ökosystem negativ beeinflusst wird.“

 

Wo genau kommt die Ahorn-Rußrindenkrankheit vor?

Grüner: „Bisher ist die Krankheit in den Wäldern Baden-Württembergs noch nicht auffällig in Erscheinung getreten, dokumentiert ist sie hier seit 2006. 2017 gab es dann eine erste Häufung von Meldungen zur Krankheit für den Waldschutz. 2018/19 kam es zu schwerwiegenden Schädigungen vermehrt entlang der Rheinebene, wo es besonders heiß und trocken werden kann. Seit 2020 können Befälle dem digitalen Waldschutzsystem (dWMS) gemeldet werden. Nun kann die genaue Größe der Schadfläche registriert werden. Für den Bereich Breisgau-Hochschwarzwald konnte z.B. eine Schadfläche von 10-20 ha Wald identifiziert werden. Durch die Meldungen der Befallsstandorte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland können wir bestimmen, inwieweit der Standort, die Höhe und die Jahreszeit einen Einfluss auf das Befallsrisiko mit dem pilzlichen Erreger Cryptostroma Corticale hat.“

Gibt es spezielle Herausforderungen? Wie gehen Sie damit um?

Grüner: „Wir haben das besondere Problem, dass beim Befall mit Cryptostroma Corticale nicht nur ein Schaden am Baum entsteht. Bei einer starken oder dauerhaften Belastung durch Pilzsporen in der Luft könnte es sehr selten beim Menschen zu einer Entzündung der Lungenbläschen kommen. Davon sind allerdings keine Waldspazierenden betroffen, sondern vielmehr Forstarbeiter, die die Bäume fällen. Denn durch die Arbeiten am Baum werden die Sporen aufgewirbelt. Abhängig von der Intensität der Sporenbelastung kann es zu Fieber, Schüttelfrost oder ähnlichen Symptomen kommen. In Baden-Württemberg gab es noch keinen dokumentierten Krankheitsfall.“

Inwiefern profitieren Waldbesitzende und Waldbewirtschaftende von Ihren Forschungsergebnissen?

Grüner: „Wir hoffen, dass wir am Ende des Projektes sagen können, wo gut oder gefahrenlos mit der Baumart Ahorn in den Wäldern gearbeitet werden kann d.h. von einer geringeren Gefährdungssituation durch den Befall mit der Rußrindenkrankheit ausgegangen werden kann. Wenn eine Befallssituation schon besteht, wollen wir eine Prognose erstellen können, inwiefern sich der Befall in Abhängigkeit vom Standort entwickeln könnte, damit eine bessere Planbarkeit erzielt werden kann. Mit dem Ahorn als wichtige Mischbaumart soll natürlich weiterhin eine Bewirtschaftung möglich sein. Es könnte sich anbieten Ahornarten, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen und somit weniger anfällig für den Befall mit Crytostroma Corticale sind, in den Wäldern zu betonen.“

Wie kommen Interessierte an Ihre Forschungsergebnisse?

Grüner: „Ganz einfach – übers Internet! Wir geben regelmäßige Waldschutz-Informationen heraus, wo auf Gefahrenpotentiale für den Wald hingewiesen wird. Hier werden neueste Forschungsergebnisse auch über die Ahorn-Rußrindenkrankheit vorgestellt, welche z.B. mit Befallskarten des Pilzes und weiteren Informationsquellen verlinkt werden. Information ist ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit.“

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