Alles im Fluss?

Potenzialerhebung zur Verbesserung der ökologischen Qualität von Bächen und Quellen im Wald

Wie steht es um die Bäche und Quellen im Wald? Waldbäche befinden sich oft in einem schlechten ökologischen Zustand, weil sie häufig zerschnitten sind. Was Quellen im Wald betrifft, fehlt es in erster Linie an zuverlässigen Daten über ihren Zustand. Im Projekt Potenzialerhebung zur Verbesserung der ökologischen Qualität von Waldbächen und Quellen der Abteilung Waldnaturschutz werden anhand von Geodaten landesweit Waldbäche und -quellen untersucht, mit dem Ziel Kartenmaterial zur Verfügung zu stellen und durch Informationsangebote für das Thema zu sensibilisieren.

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Der Film Lebensraum Wasser im Wald zeigt, mit welchen Maßnahmen Gewässer im Wald geschützt und aufgewertet werden können. Schon mit einfachen Schritten kann der Zustand von Gewässern erheblich verbessert werden. Das hilft den heimischen Amphibien und vielen weiteren Arten an und im Gewässer.

Ziel des Projekts

Ziel des Projekts ist es, für das Thema Wasser im Wald zu sensibilisieren und die Motivation zu erhöhen sich aktiv für den Gewässerschutz im Wald einzusetzen.

Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, den Gewässern und ihrem Umfeld wieder ein Stück ihrer ursprünglichen Vielfalt zurück zu geben. An Gewässern lässt sich durch geringen Aufwand und überschaubare Kosten oft ein sehr gutes Ergebnis für den Arten- und Gewässerschutz erzielen. Um hierbei effektiv vorzugehen, haben wir die Punkte im Land ausfindig gemacht, an denen die größten Potenziale für Renaturierungsmaßnahmen zu finden sind. Mithilfe von landesweiten Geodaten haben wir ein Verfahren entwickelt zur Berechnung von Defiziten und dem Aufwertungsbedarf von Waldbächen, sowie dem ökologischen Zustand der Quellen im Wald. Als Produkt entstehen landesweite Karten.

Dafür wurden Daten mit Informationen über naturnahe Strukturen und Vorkommen schützenswerter Arten zusammen mit Daten über Defiziten an Gewässern verrechnet und ausgewertet. Die landesweiten Karten können als Planungsgrundlage für Renaturierungsmaßnahmen entlang von Gewässern herangezogen werden und eine Priorisierung erleichtern.

Die erlangten Erkenntnisse sowie gewässerökologisches Grundlagenwissen werden an die Forstpraxis weitergegeben. Dafür haben wir am Forstlichen Bildungszentrum Schulungen angeboten, die über Gewässerökologie, Defizite an Gewässern und mögliche Aufwertungsmaßnahmen, Zuständigkeiten und praktisches Handwerkszeug informieren.

 

Ergebnisse

Bäche im Wald

Die Karte über den Aufwertungsbedarf an Waldbächen für ganz Baden-Württemberg ist im Waldnaturschutz-Informationssystem zu finden.

Die Karte zeigt den Aufwertungsbedarf von Waldbächen, dieser wurde auf Grundlage folgender landesweiter Geodaten für Baden-Württemberg berechnet:

  • Waldbiotope
  • FFH- Lebensräume
  • Artenfundpunkte schützenswerter Arten (Feuersalamander und andere gewässerbezogene Arten)
  • Baumartenzusammensetzung (Nadelbaumreinbestände
  • Forstwegenetz: An Wege, die den Waldbäch kreuzen
  • Verbauungen
  • Kulturelle Denkmäler

Der Aufwertungsbedarf ist dann hoch, wenn beispielweise schützenswerte Arten an Fließgewässerabschnitten vorkommen, die gleichzeitig durch Forstwege zerschnitten sind. An solchen Abschnitten können Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit geprüft werden. Besonders sinnvoll sind Durchgängigkeitsmaßnahmen immer dann, wenn dadurch ein möglichst langer unzerschnittener Bachabschnitt entsteht, der von verschiedenen Arten durchwandert werden kann und als Lebensraum und Rückzugsort dient.

Zusätzlich zum errechneten Aufwertungsbedarf werden in der Karte spezielle Planungshinweise über Quer- und Längswege, Flusskrebsvorkommen und kulturhistorische Denkmäler angezeigt. Sind heimische Flusskrebse im Bach, sind Durchgängigkeitsmaßnahmen kritisch, denn sie können der Krebspest den Weg ebnen.

Bei der Planung von Aufwertungsmaßnahmen gilt es genau hinzuschauen, wo Maßnahmen am sinnvollsten sind und wie diese behutsam umgesetzt werden können. Folgende Punkte sind zu beachten:

Krebspest: Die heimischen Dohlen-, Stein- und Edelkrebse sind durch invasive Krebsarten vom Aussterben bedroht. Die invasiven Arten verdrängen die einheimischen Krebsarten. Zusätzlich sind sie Überträger der Krebspest. Im Gegensatz zu den invasiven Krebsarten überleben die einheimischen Krebsarten eine Krebspestinfektion nicht. Ausbreitungshindernisse gegen die invasiven Arten können in diesem Fall positiv wirken und den einheimischen Krebsarten letzte Lebensraumrefugien sichern. Vor der Entfernung eines Ausbreitungshindernisses muss deshalb unbedingt geprüft werden, ob sich oberhalb der Barriere heimische Krebsarten befinden und ob vom Gewässerunterlauf eine Krebspestgefahr ausgeht.

Denkmalschutz: Da Fließgewässer und Auen seit jeher für den Menschen eine hohe Bedeutung als Siedlungsräume und Transportwege hatten, sind sie oft besonders reich an archäologischen Fundstellen, die zu unserem kulturellen Erbe zählen. Aus diesem Grund wurden Nachweise kultureller Denkmäler mit in die Potenzialanalyse eingebunden. Vor einer Umbaumaßnahme gilt es zu prüfen, ob der Rückbau eines Wanderungshindernisses mit dem Denkmalschutz in Konflikt steht.

Quellen im Wald

Die Karte über den Zustand der Waldquellen in ganz Baden-Württemberg wird voraussichtlich ab Ende 2024 zur Verfügung stehen.

Die Karte zeigt den ökologischen Zustand der Quellen im Wald. Dieser wurde auf Grundlage landesweiter Geodaten für Baden-Württemberg berechnet.

  • Forstwegenetz, Fließgewässernetz (Quer- und Längsverbauungen durch Wege)
  • Landnutzungsarten (Landnutzungsraster der LUBW basierend auf LANDSAT Daten)
  • Baumartenzusammensetzung (Waldbestockungsraster aus dem MoBiTools Projekt)
  • Nutzung durch Freizeitanlagen (aus Openstreetmap)

Zusätzlich zur berechneten Zustandsklasse der Quellen werden in der Karte spezielle Planungshinweise angezeigt: Quellfassungen, Lage im Wasserschutzgebiet, Besondere Quellarten, Besondere Schutzkulisse der Quellen (quellenrelevanter FFH Lebensraumtyp), Quellenrelevanter Leitbiotoptyp (WBK Daten), Potentielle Besiedelungsquellen (Das sind Quellen: an denen besondere Arten vorkommen, oder die sich in einem quellenrelevanten FFH Lebensraumtyp befindet, oder sie liegt in einem quellrelevanten Leitbiotoptyp.

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