Wildunfälle

Wildunfälle haben gravierende Auswirkungen sowohl auf Tiere als auch auf die Verkehrssicherheit. Durchschnittlich wird in Deutschland alle 90 bis 120 Sekunden ein größeres Säugetier durch Straßenverkehr getötet. Gleichzeitig sterben jedes Jahr rund 10 Personen durch Wildunfälle und 2.000–3.000 Personen werden leicht bis schwer verletzt. Die Sachschäden lagen 2022 bei rund 1 Milliarde Euro, die jährlich von den Versicherungsgesellschaften reguliert werden. Um Wildunfälle zu vermeiden, stehen verschiedene Wildunfallpräventionsmaßnahmen zur Verfügung, die sich jedoch in der Wirksamkeit sehr stark unterscheiden.

Häufig gestellte Fragen zu Wildunfällen      Wildunfallpräventionsmaßnahmen

Wildunfallkarte Baden-Württemberg

Die interaktive Karte zeigt die Ergebnisse der räumlichen Analysen dieser Wildunfalldaten. Neben der Lage der Wildunfälle der Jahre 2023, 2022 und 2021 können verschiedene Informationen angewählt werden (detaillierte Informationen unter "Ausführliche Informationen"):

  • Wildunfallstrecken, d.h. Straßenabschnitte mit einer erhöhten Wildunfallproblematik
  • Wildunfalldichte
  • Stetigkeit von Wildunfallstrecken, d.h. Wildunfallstrecken, die sich über mehrere Jahre an derselben Stelle ereignen
  • Unfalldaten zu den seltenen Tierarten Wildkatze, Luchs und Wolf
  • Lage des Generalwildwegeplans (GWP)

Im Anschluss an die Karte gibt es Informationen zu den jeweiligen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs.

Polizeiliche Wildunfalldaten

Um der enormen Zahl an Wildunfällen mit Präventionsmaßnahmen effizient begegnen zu können, ist die Lage und Verteilung der Wildunfälle auf dem Straßennetz zwingend notwendig. In Baden-Württemberg werden die Wildunfalldaten zum einen in der Jagdstatistik registriert, die Angaben von den Jägerinnen und Jägern enthält. Zum anderen erheben die Polizeidienststellen Wildunfalldaten, die im EUSka-System (Elektronische Unfalltypensteckkarte) zentral zusammengeführt und an das Statistische Landesamt übermittelt werden. Im EUSka-System wurden bis zum 27. April 2021 Wildunfälle als Ursache jedoch nur registriert, wenn Personen bei einem Wildunfall zu Schaden kamen (Unfallkategorie 1, 2 und 3). Seit 28. April 2021 werden nun auch Wildunfälle ohne Personenschäden, vor allem Kategorie 5, in EUSKa dokumentiert. Mit dieser Umstellung liegen für Baden-Württemberg erstmals flächig Wildunfalldaten mit geographischer Verortung und somit lagegenau vor. Durch das einheitliche Erhebungsverfahren von Wildunfällen sowie die lokale Abgrenzung von Wildunfallstrecken können nun im großen Maße die Verkehrsteilnehmer, Jägerschaft, Polizei, Straßenbauverwaltung sowie Entscheidungsträger profitieren.

Methodik

Aus dem polizeilichen EUSKa-System stehen für die Jahre 2021-2023 53.623 Wildunfalldaten zur Auswertung zur Verfügung (2021: 13.198, 2022: 18.470, 2023: 21.955). Für alle Tierarten konnten für die drei Jahre 289 Wildunfallstrecken in Baden-Württemberg ermittelt werden („Wildunfallstrecken“). Definition hierfür ist das Vorkommen von mindestens 6 Wildunfällen mit weniger als 200 Meters Distanz zwischen den einzelnen Wildunfällen. 

Detaillierte Informationen zur Methodik und weitere ausführliche Beschreibungen der einzelnen Daten-Layer finden sich im Abschlussbericht zur Ermittlung von Wildunfallschwerpunkten, der in Kürze veröffentlicht wird.

Ergebnisse

Das Reh ist in allen Jahren flächendeckend am häufigsten in Wildunfällen verwickelt (n = 38.494). Aufgrund der möglicherweise unsicheren Klassifizierung der Paarhufer (Ungulaten) sind in dieser Gruppe auch Rot- und Damwild aufgeführt. Letztere beiden machen jedoch einen sehr kleinen Teil der Wildunfälle in Baden-Württemberg aus. Verunfallte Tiere werden des Weiteren in die Tierarten Wildschwein (n = 3.674), Dachs (n = 2.632), Fuchs (n = 3.682) und Hase/Kaninchen (n = 1.458) eingeteilt. Alle weiteren Tiere werden zu „Sonstiges Wild“ zusammengefasst (n = 3.683). Wildunfalldaten zu seltenen Tierarten entstammen der Wildtiermonitoring-Datenbank des Wildtierinstituts (Wolf = 4, Luchs = 6 und Wildkatze = 127). Innerhalb der EUSKa-Daten sind diese Wildunfälle jedoch unter Unfällen mit „Sonstigem Wild“ aufgezählt.

Die meisten Wildunfälle ergaben sich im Landkreis in Ravensburg, gefolgt von Sigmaringen und Karlsruhe. In den zwei letzteren entstanden auch die höchste Anzahl an Wildunfallstrecken. Ungefähr 10 % aller analysierten Wildunfälle und ein Viertel aller Wildunfallstrecken lagen innerhalb der Korridore des GWP („Generalwildwegeplan“).

Abschnitte, die über einen längeren Zeitraum konstant bestehen und sich nicht verlagern, sind für Präventionsmaßnahmen prioritär zu betrachten. Es konnten sechs stetige Wildunfallstrecken zwischen 2021 und 2022 und 19 stetige Wildunfallstrecken zwischen 2022 und 2023 identifiziert werden („Stetige Wildunfallstrecken“)

Ausblick

Mit der Identifikation von Wildunfallstrecken kann nun eine effektivere Wildunfallprävention in Baden-Württemberg angestrebt werden. Auf Basis der Informationen wann, wie viele und vor allem welche Tierarten in Wildunfallstrecken verwickelt sind, können Empfehlungen zu Präventionsmaßnahmen spezifischer ausgearbeitet und individualisiert werden. Zudem ermöglichen die systematisch gesammelten Wildunfalldaten sowie die systematische Methode zur Herleitung von Wildunfallstrecken eine bewährte Datengrundlage, um Präventionsmaßnahmen in der Zukunft auf ihre Wirksamkeit in der Verhinderung von Wildunfällen zu evaluieren. Damit ist in Baden-Württemberg ein fachlicher Grundstein gelegt worden, um Wildunfälle zukünftig lösungsorientiert zu behandeln und Wildunfallzahlen signifikant zu reduzieren.

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