Wildunfallpräventionsmaßnahmen
Im Rahmen vergangener und aktueller Projekte werden unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit untersucht.
Untersuchte Maßnahmen
Querungshilfen
Querungshilfen (Grünbrücken, Faunabrücken und Tier-Unterführungen) können zur Vermeidung übermäßiger Lebensraumzerschneidung durch Verkehrswege beitragen. Für eine optimale Funktionalität müssen diese jedoch gut geplant sein. Ort des Bauwerks, die Multifunktionalität (alle betroffenen Arten müssen berücksichtigt werden) und die Anbindung ans Hinterland sind hierbei essenziell. Eine detaillierte Übersicht der Anforderungen gibt das BfN-Stkripten 522.
- Zum BfN-Skripten "Grünbrücken, Faunatunnel und Tierdurchlässe - Anforderungen an Querungshilfen" (BfN, 2019)
Aktuell erfolgt die Überprüfung der Wirksamkeit von drei Grünbrücken in Baden-Württemberg in einem 30monatigen Projekt, das vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg als auch der Autobahngesellschaft des Bundes finanziert wird.
Wildwarnanlagen
Elektronische Wildwarnanlagen sind technische Einrichtungen im Straßenbereich, die Wildtieren ermöglichen, Straßen mit geringerem Risiko zu queren. Mittels Infrarotsensoren oder anderer Erfassungstechniken werden Wildtiere hauptsächlich während der Dämmerung und Nacht am Straßenrand detektiert, worauf Lichtsignaltafeln aktiviert werden. Diese blinken für einen fest definierten Zeitraum und warnen den Verkehr vor querendem Wild. Gleichzeitig erfolgt die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, so dass das Risiko eines Wildunfalls deutlich reduziert wird. Die FVA hat von 2003 bis 2005 maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung einer ersten elektronischen Wildwarnanlage in Deutschland mitgewirkt. Diese Pilotanlage befindet sich an der B292 bei Aglasterhausen, Nord-Baden-Württemberg. Eine Beschreibung der Anlage liefert der Artikel "Elektronische Wildwarnanlagen senken Unfallzahlen" auf waldwissen.net. Details können im Projektbericht nachgelesen werden.
- Zum Projektbericht "Elektronische Wildwarnanlage B292 bei Aglasterhausen" (PDF, 2,6 MB) (FVA, 2008)
Seit 2021 untersucht die FVA Baden-Württemberg in einem neuen Projekt die Wirksamkeit der elektronischen Wildwarnanlagen in Deutschland. Die bisher errichteten Wildwarnanlagen im Bundesgebiet unterscheiden sich stark in ihrer Bauweise, da es aktuell noch keine einheitlichen Regelungen gibt. Die Wirksamkeit wird mithilfe verschiedener Methoden untersucht, u.a. mit Fotofallen, Wärmebildkameras und Verkehrszählgeräten. Das Projekt hat eine Dauer von 20 Monaten und wird vom Bundesamt für Straßenwesen (BASt) finanziert.
Wildschutzzäune
Wildschutzzäune werden als Leit- und Sperreinrichtung eingesetzt und reduzieren Wildunfälle bei sachgerechter Ausführung nachhaltig. Infolge artenschutzrechtlicher Anforderungen wurden neben dem klassischen Wildschutzzaun mit Knotengeflecht unterschiedliche Wildschutzzaunsysteme entwickelt, die zum Teil stark kletternde Arten wie Wildkatze und Luchs vor dem Betreten von Straßen abhalten.
Die Bewertung der unterschiedlichen Wildschutzzauntypen sowie die Berechnung von Wildunfallschwerpunkten für das Bundesgebiet wurde in einem Projekt von 2017-2019 vom FVA-Wildtierinstitut untersucht. Die Finanzierung erfolgte über das Bundesamt für Straßenwesen (BASt). Der Abschlussbericht kann hier erworben werden.
Wildwarnreflektoren
Wildwarnreflektoren sind eine der am häufigsten angewandten Wildunfallpräventionsmaßnahmen und kommen seit rund 60 Jahren zum Einsatz. Die Frage, ob Wildwarnreflektoren Verhaltensänderungen bei Wildtieren hervorrufen und es dadurch zu weniger Wildunfällen kommt, wurde in zwei Projekten an der FVA untersucht:
In einem ersten Schritt konnte gezeigt werden, dass blaue Halbkreisreflektoren keine Verhaltensänderungen bei Rehen hervorrufen, die zur Verhinderung von Wildunfällen führen (Abschlussbericht „Effektivität von optischen Wildunfallpräventionsmaßnahmen“ (PDF, 8,5 MB)).
Aufgrund einer Diskrepanz zwischen den Projektergebnissen und Erfahrungen der Jägerschaft wurde dieser Aspekt aufgegriffen und ein zweites Projekt (2017-2020) zur Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren durchgeführt (Abschlussbericht „Erhebung der Straßenabschnitte mit Wildwarnreflektoren in Baden-Württemberg und Untersuchung der Wirkung von Wildwarnreflektoren auf Wildtiere am Straßenrand“ (PDF, 3,5 MB)). Ziel war neben der Untersuchung der Wirksamkeit verschiedener Wildwarnreflektoren auf Rehe, Füchse und Wildschweine die Erhebung der Straßenabschnitte in Baden-Württemberg, an denen Wildwarnreflektoren montiert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Wildwarnreflektoren keinen Effekt auf das Verhalten von Wildtieren haben und das Risiko eines Wildunfalls durch Reflektoren nicht reduziert wird.