Förderung von Waldzielarten im lichten Wald:

Ein Mittelwaldprojekt für das Wald-Wiesenvögelchen

Durch die Aufgabe historischer Waldnutzungen und die Einführung der Naturnahen Waldwirtschaft mit einem Verzicht auf Kahlschläge und dem Ziel, Wälder mit stabilen Holzvorräten aufzubauen, sind die Wälder Baden-Württembergs in den letzten Jahrzehnten deutlich dichter und dunkler geworden. Hohe Luftstickstoffeinträge fördern zudem die Sukzession in ehemals lichten Wäldern auf Extremstandorten. Licht- und wärmeliebende Arten wie das Wald-Wiesenvögelchen finden daher kaum geeigneten Lebensraum. Zentrale Ziele der „Gesamtkonzeption Waldnaturschutz“ des Landesforstbetriebs ForstBW beinhalten daher, die Lebensräume dieser Arten gezielt zu fördern (Ziel 3 & 4 „Lichte Wälder“ und Ziel 6 „Waldzielarten“).

Mittelwälder mit einer langen Nutzungshistorie gelten als Zentren der Artenvielfalt und bestehen aus locker stehenden Einzelbäumen im Oberholz und regelmäßig auf den Stock gesetzten Gehölzen im Unterholz. Durch diese historische Waldnutzungsform werden unterschiedlichste Sukzessionsstadien und besonnte Waldstrukturen gefördert. Sehr viele gefährdete Tierarten finden darin geeignete Lebensräume, und insbesondere unter den Schmetterlingen gibt es einige hochgradig bedrohte Lichtwaldarten, die durch Mittelwaldbewirtschaftung sehr gut gefördert werden können.

Auf der Ostalb entstehen seit 2019 experimentelle Mittelwaldhiebe in einem Kooperationsprojekt zwischen ForstBW, dem Artenschutzprogramm BW und der FVA. Die Einrichtung der Mittelwaldflächen hat in erster Linie die Schaffung lichter Waldstrukturen zur Förderung hochgradig gefährdeter Waldzielarten zum Ziel. Im Fokus stehen dabei das vom Aussterben bedrohte Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero) und das stark gefährdete Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) (Rote Liste BW 2008). Auf den neu entstehenden Flächen wird untersucht, inwiefern eine mittelwaldartige Waldbewirtschaftung zur Förderung lichtliebender Waldzielarten beitragen kann, wenn keinerlei Mittelwaldtradition besteht, sondern stattdessen Hochwald in Mittelwald umgewandelt wird.

Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, die Zahl der Wald-Wiesenvögelchen ist auf den Hiebsflächen von einem einzelnen nachweisbaren Falter vor den Maßnahmen auf 68 zählbare Falter zur Flugzeit 2022 gestiegen. Auch das Platterbsen-Widderchen hat die Hiebsflächen mittlerweile besiedelt, zur Flugzeit 2022 konnten 16 Falter gezählt werden. Darüber hinaus konnten durch Experten viele weitere gefährdete Tag- und Nachtfalter auf den Flächen erfasst werden.

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