Aspisviper

Die Aufgabe historischer Waldnutzungsformen, die Einführung der Naturnahen Waldwirtschaft mit einzelstammweiser Nutzung sowie Stickstoffeinträge aus der Luft haben in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu einer "Verdunkelung" der Wälder geführt. Dies gefährdet insbesondere die Lebensräume lichtliebender Arten, wie die der Aspisviper. Auch aufgrund ihrer geringen Ausbreitungsrate ist sie stark durch Habitatfragmentierung bedroht.

 

Die Aspisviper ist auf der Roten Liste Deutschlands und Baden-Württembergs (2020) als "vom Aussterben bedroht" gelistet und eine Verantwortungsart Baden-Württembergs.

Um die lichten Waldlebensräume zu erhalten und gezielte Pflegemaßnahmen für ausgewählte seltene, sensible und spezialisierte Arten im Gebiet abzuleiten, wurde 2016 das "Lichtwaldprojekt im Südschwarzwald" vom Regierungspräsidium Freiburg, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA), dem zuständigen Forstamt, der Gruppe der VIPERER und weiteren Artexperten ins Leben gerufen. Im Rahmen dessen führte die FVA (Abt. Waldnaturschutz) im Sommer 2016 umfangreiche Habitatstrukturaufnahmen – mit Fokus auf die Apsiviper – durch.

Innerhalb des Vorkommens-Gebiets bevorzugt die Aspisviper überwiegend offene, sonnenexponierte Standorte wie Block- und Geröllhalden oder Steinbrüche mit kraut- und strauchreichen Säumen, aber auch Waldrandbereiche und Uferböschungen (Fritz & Lehnert, 2007).
Darauf basierend wurden für die Habitat-Analyse 30 Blockhalden mit und 33 Blockhalden ohne Vipernvorkommen ausgewählt. Als "Präsenzhalden" wurden jene Blockhalden eingestuft, auf denen innerhalb der letzten fünf Jahre Aspisvipern beobachtet wurden. Als Absenzhalden wurden jene Halden definiert, auf denen innerhalb der letzten fünf Jahre oder länger keine Aspisvipern gefunden wurden. Grundlage für die Flächenauswahl stellten die Kartierdaten der Vipern-Experten dar.

Innerhalb der Halden erfolgten auf zufällig ausgewählten Stichprobenflächen (30 x 30 Meter) detaillierte Strukturaufnahmen. Hierbei wurden Geländeparameter (Höhe, Hangneigung und Exposition) Vegetationsstrukturen und -zusammensetzung, weitere Habitatstrukturen (z. B. Gesteins- und Blockstrukturen, Totholz) sowie die Besonnungsdauer aufgenommen.

Zunächst wurden durch den Vergleich der Präsenz- und Absenzhalden jene Habitat-Variablen ermittelt, die das Vorkommen der Aspisvipern am besten erklären, anschließend wurden quantitative Schwellenwerte für diese Habitat-Parameter berechnet.

Schlüsselfaktoren und Schwellenwerte 

Das Vorkommen der Aspisviper kann am besten durch die Exposition, Besonnung, Baumartenzusammensetzung und -bedeckung erklärt werden. Die Tiere bevorzugen offene, nach Süden exponierte Flächen mit geringer Baumbedeckung und hoher Besonnung am Vormittag. Neu ist dieses Ergebnis nicht, durch die Aufnahmen konnte für jeden dieser Parameter nun aber ein Schwellenwert ermittelt werden:

  • Exposition (Abweichung von Nord, gemessen als cosinus der Exposition in Grad): Je stärker die Halde nach Süden ausgerichtet ist, desto geeigneter ist sie für die Aspisviper. Der Schwellenwert liegt bei ≤ -0,4, was den Himmelsrichtungen OSO (111°) bis WSW (247°) entspricht
  • Besonnungsdauer (vor 12 Uhr). Liegt sie bei > 2h, liegt die Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen der Aspisviper im Gebiet bei 80%
  • Nadelbaumbedeckung: Liegt diese über 17%, so liegt die Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen der Aspisviper unter 10%

Daneben waren die Gesamtdeckung der Baumschicht (<34%), der Anteil an Lichtbaumarten (positiv) und der Anteil an Schattbaumarten,Stangenhölzern und Feuchtezeigern (negativ) wichtige Habitatfaktoren, sie wurden jedoch nicht ins beste Modell aufgenommen.

Da bei der Untersuchung ausschließlich Blockhalden betrachtet wurden, können jedoch ausschließlich Aussagen über diesen Habitattyp, nicht aber über weitere potenzielle Habitattypen wie Felsbereiche, Steinmauern, Weg- und Uferböschungen, Blockwaldbereiche sowie mit Sträuchern bestandene Flächen gemacht werden.

Wie geht es weiter?

Die aus den Habitatanalysen abgeleiteten Zielwerte der wichtigsten Strukturparameter flossen in den Managementplan des Gebietes ein und dienen einem flächendeckenden Pflegekonzept zum Schutz der Aspisviper und dem Erhalt lichter Waldlebensräume.

Neben den Strukturaufnahmen sollten die bisher rein auf Basis des ehrenamtlichen Engagements erhobenen Bestandserfassungen und -kontrollen in einem weiteren Schritt systematisiert werden. Hierfür entwickelte und testete die FVA (Abt. Waldnaturschutz) 2017 zunächst eine Methode für ein Monitoring, die eine Erhebung mit vertretbarem Aufwand und einfachen Mitteln für das Gebiet ermöglichen sollten. Das Monitoring wurde – leicht modifiziert – in 2018 und 2019 vom Büro für Landschaftsökologie Laufer weitergeführt. Langfristiges Ziel hierbei stellt die systematische Populationserfassung dar.

Durch radiotelemetrische Untersuchungen könnten wichtige Daten zur Lebensraumnutzung gesammelt werden. Darauf basierend könnte das Monitoring entsprechend angepasst werden um zielgerichtete Verbindungen zwischen den Halden abzuleiten, den Individuenaustausch zu erleichtern sowie die Konnektivität innerhalb des Verbreitungsgebietes zu sichern. Hierfür wäre es zudem sinnvoll, die bisherigen strukturanalytischen Untersuchungen der Lebensräume auch auf die Waldbereiche auszudehnen.

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