Erholung für Struktur- und Artenvielfalt?

Bedeutung temporärer Waldstilllegungsflächen für die ­Biodiversität

Nutzungsfreie Wälder sind ein wesentliches Element des Waldnaturschutzes. Es wird im Staatswald Baden-Württembergs durch segregative (Bannwälder, Kernzonen der Großschutzgebiete) und integrative (Alt- und Totholzkonzept) Instrumente umgesetzt. Daneben gibt es Ansätze zur Förderung nutzungsfreier Wälder im Rahmen von Ökokonto oder Vertragsnaturschutz, bei denen die Nutzungsfreiheit jedoch häufig zeitlich begrenzt ist. Das Projekt untersucht die Auswirkung des Stilllegungszeitraums auf Struktur- und Artenvielfalt in nutzungsfreien Wäldern unterschiedlicher Größe in Abhängigkeit vom Landschafts- und Nutzungskontext. So können sinnvolle Mindest-Förderzeiträume für temporäre Stilllegungsflächen abgeleitet werden.

Projektziel

Ziel des Projektes ist es, die naturschutzfachliche Wertigkeit stillgelegter Waldflächen zu quantifizieren. Diese wird in mit dem Stilllegungszeitraum in Zusammenhang gesetzt, um Zielwerte für Mindestzeiträume für eine temporäre Stilllegung abzuleiten. Sie sollen im Rahmen von Vertragsnaturschutzprogrammen in Kommunal- und Privatwald angewandt werden.

Dazu untersuchen wir:

  • Wie entwickelt sich Struktur- und Artenvielfalt mit zunehmender Zeit nach Nutzungsaufgabe?
  • Wie lange müssen Waldflächen mindestens nutzungsfrei sein, um einen ökologischen Mehrwert zu bieten?
  • Welche Mindeststandards ergeben sich daraus für Flächenstilllegungen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes?

Methode

Im Rahmen des Projektes werden ausgewählte, über unterschiedlich lange Zeiträume forstlich ungenutzte Waldflächen im Hinblick auf Waldstrukturen und Biodiversität untersucht. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Flächentypen differenziert:

  • Modul 1 untersucht großflächige, segregativ angelegte Stilllegungsflächen (das heißt Bannwälder unterschiedlicher Stilllegungsdauer)
  • Modul 2 konzentriert sich auf integrativ angelegte stillgelegte Kleinflächen im bewirtschafteten Wald (Flächen des Alt- und Totholzkonzeptes: Habitatbaumgruppen und Waldrefugien)

Auf allen Flächen werden detaillierte Erfassungen von Waldstrukturen und Baum-Mikrohabitaten durchgeführt, auf einem Teilkollektiv werden Artengruppen mit Indikatorfunktion für verschiedene Strukturkomplexe erfasst. Unter Berücksichtigung von Flächengröße, Standort und Nutzungsgeschichte werden Mindestzeiträume abgeleitet, ab denen eine Flächenstilllegung einen Beitrag zu Biodiversitätsförderung leistet.

Veröffentlichungen

  • Braunisch, V., Roder, S., Coppes, J., Froidevaux, J.S.P., Arlettaz, R., Bollmann, K. (2019): Structural complexity in managed and strictly protected mountain forests: effects on the habitat suitability for indicator bird species. Forest Ecology and Management 448: 139-149.
  • Großmann, J., Seebach, L., Braunisch, V. (2019): Bedeutung temporär stillgelegter Waldflächen für die Biodiversität. ForstBW Intern, Ausgabe 4/2019.
  • Großmann, J., Graf, M., Schultze, J. (2019): Biodiversitätspotential temporärer Stilllegungsflächen im Wald - methodische Ansätze und Erkenntnisse einer Pilotstudie. In: Korn, H., Dünnfelder, H. (Hrsg.): Treffpunkt Biologische Vielfalt XVII. Interdisziplinärer Forschungsaustausch im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Bonn - Bad Godesberg. S. Seite 127-132.
  • Braunisch, V. (2020): Kahlschlag oder Nutzungsaufgabe? Instrumente der Strukturförderung und ihre Auswirkung auf die Waldbiodiversität. Forum für Wissen 2020: Biodiversität im Schweizer Wald. WSL-Berichte 100, 35-44.
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