Was Sie über Wildunfälle wissen sollten

Häufig gestellte Fragen zu Wildunfällen und Prävention

Rund 300.000 Wildtiere werden jährlich in Deutschland an- oder überfahren. Das entspricht einem Wildunfall alle 90 Sekunden und ist Grund für Tierleid und lebensgefährlichen Situationen für Autofahrerinnen und -fahrer. Aber wann und wo passieren Wildunfälle besonders häufig und was können Verkehrsteilnehmende tun, um Unfälle möglichst zu vermeiden? Auf dieser Seite finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Sie haben eine Frage, die hier nicht beantwortet wird? Schreiben Sie uns: Redaktion.FVA-BWnoSp@m@forst.bwl.de.

Wann passieren Wildunfälle besonders häufig?

Die Gefahr eines Wildunfalls ist im Frühling, in den Monaten April und Mai, sowie im Herbst von Oktober bis Dezember am höchsten. Dann sind die Tiere durch die Suche nach geeigneten Lebensräumen bzw. durch die Paarungszeit aktiver und legen größere Wegstrecken zurück. Damit steigt auch die Anzahl an Straßenquerungen.

Gleichzeitig sind viele Wildtiere dämmerungs- und nachtaktiv, weshalb es zu diesen Tageszeiten häufiger zu Wildunfällen kommt. Dieser Aspekt ist besonders im Herbst relevant, wenn die Zeit umgestellt wird. Dann fällt die Dämmerungsaktivität der Wildtiere mit dem Pendelverkehr zusammen und die Wahrscheinlichkeit eines Wildunfalls steigt.

Die erhöhte Wildunfallwahrscheinlichkeit im Herbst und Winter konnte im ersten FVA-Wildunfallprojekt zur Wirkungsweise von Wildwarnreflektoren gezeigt werden (Projektbericht (PDF, 8,5 MB) (FVA, 2019)). Hier wurden Rehe mit GPS-Halsbandsendern ausgestattet, um u.a. Erkenntnisse zur Wirkung von Straßen und Verkehr auf das Rehverhalten zu gewinnen. Insgesamt konnten 13.689 Straßenüberquerungen von 32 besenderten Rehen ausgewertet werden. Während manche Rehe bis zu 60 Mal pro Woche Straßen in ihrem Einstandsgebiet überquerten, wechselten andere nur wenige Male im Jahr die Straßen. Nach Sonnenuntergang nahm die Gesamtanzahl an beobachteten Straßenquerungen während des Untersuchungszeitraums stark zu (blaue Punkte in Abbildung), blieb die ganze Nacht auf hohem Niveau und reduzierte sich erst am Morgen kurz nach Sonnenaufgang. Auch am Tag wurden besonders über die Sommermonate Straßenüberquerungen beobachtet, diese jedoch weniger häufig. In Kombination mit den täglichen Verkehrszahlen (rot dargestellt), lassen sich besonders die Wintermonate als potentiell wildunfallträchtige Monate identifizieren, wenn es zu einem Zusammentreffen des abendlichen Berufsverkehrs und dem Höhepunkt der Reh-Straßenüberquerungen nach Sonnenuntergang kommt (16-17 Uhr).

Wo ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wildwechsel stattfindet, besonders groß?

Generell kann überall mit Wildtierquerungen gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeit ist an Wald-Feld-Grenzen jedoch am höchsten, weil Tiere morgens zur Nahrungssuche aus dem Wald in die Felder ziehen und abends zurück wechseln.

Welche Wildtiere werden am häufigsten Opfer von Wildunfällen?

Rehe sind bundesweit mit rund 200.000 dokumentierten Tieren am häufigsten von Wildunfällen betroffen, gefolgt vom Wildschwein mit 31.000 Tieren. Andere Tierarten wie Fuchs oder Hase sind ebenfalls häufig Opfer von Wildunfällen, allerdings gibt es zu diesen Arten keine Gesamtzahlen auf Bundesebene.

Bei einer Autofahrt passiert ein Zusammenstoß mit einem Wildtier. Wie verhalte ich mich richtig?

Kann eine Kollision nicht mehr verhindert werden, bremsen und dabei das Lenkrad festhalten. Lieber sollte ein Zusammenstoß riskiert werden, als unkontrolliert auszuweichen – dadurch kann das Fahrzeug in den Gegenverkehr geraten.

Nach dem Unfall muss zuerst die Unfallstelle gesichert werden (Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anlegen, Warndreieck aufstellen) und falls notwendig Erste Hilfe leisten. Danach die Unfallstelle bei der Polizei unter 110 melden und falls möglich, das tote Tier von der Straße ziehen (Handschuhe anziehen!).

Meldet ein Fahrzeugführender einen Wildunfall nicht unverzüglich, kann dies nach § 4 (4) und § 67 (2) Nr. 1 des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzt (JWMG) eine Ordnungswidrigkeit darstellen.

Kann ich mich einem verletzten Tier nähern?

Aufgrund der Verletzungen und dem ausgelösten Stress können noch lebende Wildtiere unkontrolliert und auch aggressiv reagieren. Daher sollte ein ausreichend großer Abstand zum Tier eingehalten werden, damit es sich beruhigen kann. Gleichzeitig sorgt die Beruhigung dafür, dass das Tier nicht wegläuft und der Jäger oder die Jägerin das Tier von seinen Schmerzen erlösen kann.

Darf ich das Tier vom Unfallort entfernen?

Nein. Wer verunfallte Tiere mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig.

Wer kommt für Schäden am Fahrzeug und am Unfallort auf?

Liegt eine Teilkaskoversicherung vor, werden die Schäden am Fahrzeug in der Regel von den Versicherungen übernommen, wenn es sich um einen Wildunfall mit Haarwild handelt (Rehe, Wildschweine, Füchse, Hasen, Hirsche, Marder, Dachse). Konkrete Leistungen stehen in den individuellen Vertragsbedingungen der abgeschlossenen Kaskoversicherungen.

Für die Abrechnung des Fahrzeugschadens bedarf es eines Nachweises in Form einer Bescheinigung, dass der Wildunfall stattgefunden hat. Diesen stellt die Jägerin, der Jäger oder die Polizei vor Ort aus.

Vollkaskoversicherungen decken Schäden durch Wildunfälle auch ab, wenn ein Nachweis, dass es sich um einen Wildunfall handelt, nicht vorliegt.

Was kann ich als Autofahrer/-in tun, um die Wahrscheinlichkeit eines Wildunfalls zu reduzieren?

  • In Dämmerungs- und Nachtzeiten aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit fahren. So kann rechtzeitig reagiert weden, wenn Wildtiere an oder auf der Fahrbahn auftauchen.
  • Erscheint das Verkehrszeichen "Achtung Wildwechsel", weist dieses auf einen Wildunfallschwerpunkt hin. Das bedeutet: Mehrere Wildunfälle haben sich in dem Bereich bereits ereignet. Daher Geschwindigkeit reduzieren.
  • Ist ein Wildtier am Straßenrand zu sehen, muss damit gerechnet werden, dass weitere Wildtiere auftauchen und die Straße queren können.
  • Wird ein Wildtier entdeckt, Fernlicht abblenden. So werden die Tiere nicht geblendet und eine panische Reaktion wird vermieden.
  • Hupen, um (weitere) Tiere zu vertreiben.
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