Rissverdacht oder Hinweise zu Luchs & Wolf

Sie haben einen Riss mit Verdacht auf Luchs oder Wolf bzw. Sichtungen, Fährten oder Losungen die auf Luchs oder Wolf hindeuten könnten?

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    Wo kommen all' die Wölfe her?

    Hintergründe zum Wolfsmonitoring in Baden-Württemberg

    Seit im Jahr 2015 erstmals wieder Wölfe in Baden-Württemberg nachgewiesen wurden, mehren sich die Ereignisse rund um Canis lupus und zwischenzeitlich sind bereits neun zugewanderte Wölfe in Baden-Württemberg genetisch individuell nachgewiesen worden. Ein zehnter Wolf, der im Hohenlohekreis überfahren wurde, konnte als entkommener Gehegewolf identifiziert werden.

    Was bedeuten die Begriffe Haplotyp, GW852m und welche Populationen sind für Baden-Württemberg relevant? Wir klären Sie über den Hintergrund auf. Die Wolfshinweise bis März 2021 sind hier aufgeführt.

    Informationen zu Monitoringmethoden, aktuelle Wolfshinweise in Baden-Württemberg sowie Informationen zu Luchsen erhalten Sie hier.

    Erfassung von Wölfen im Nationalen Referenzlabor für Wolf, Luchs und Bär

    Wolfspopulationen werden räumlich und durch die Häufigkeit des genetischen Austausches zu anderen Populationen voneinander abgegrenzt. Für Baden-Württemberg sind vor allem die Mitteleuropäische Flachlandpopulation (bisher mit Schwerpunkten in Deutschland, Dänemark und Polen) und die Alpenpopulation (bisher mit Schwerpunkten in Frankreich, Italien und der Schweiz) von Bedeutung. Aus diesen Regionen stammen die meisten Wölfe, die bisher in Baden-Württemberg identifiziert werden konnten. Ein weiterer Wolf, der bisher nicht individuell bestimmt werden konnte, wurde genetisch der Dinarischen Population zugeordnet (Slowenien und Kroatien bis nach Griechenland und Bulgarien).

    Im nationalen Referenzlabor für Wolf, Luchs und Bär am Senckenberginstitut in Gelnhausen werden durch die Analyse genetisch auswertbaren Materials die genetischen Profile der Wölfe, Verwandtschaftsverhältnisse und auch Populationszugehörigkeiten bestimmt. Auswertbares Material kann z.B. aus abgesetztem Kot, Speichelresten an vom Wolf erbeuteten Tieren oder Gewebe von Wölfen gewonnen werden. Die hierfür notwendigen Proben werden in den Bundesländern im Rahmen des jeweiligen Monitorings gesammelt. Das Wolfsmonitoring in Baden-Württemberg wird von der FVA im Auftrag des Umweltministeriums Baden-Württemberg und in enger Zusammenarbeit mit den Wildtierbeauftragten der Landkreise durchgeführt.

    Was ist ein Haplotyp?

    Im Labor wird zunächst der von der Mutter übertragene Haplotyp identifiziert. Er beschreibt eine bestimmte Nukleotidsequenz eines Chromosoms, dass bei Tieren einer bestimmten Population häufig gleich ist. Daher lässt der Haplotyp häufig schon Rückschlüsse auf die Populationszugehörigkeit des Tieres zu. In Deutschland sind überwiegend Wölfe mit dem Haplotyp HW01 bekannt, seltener Tiere mit dem Haplotyp HW02. Beide sind typisch für die Mitteleuropäische Flachlandpopulation. Aus der Alpenpopulation wandern bisher vereinzelt auch Tiere mit dem Haplotyp HW22 nach Deutschland ein. Das Tier, welches der Dinarischen Population zugeordnet werden konnte, trägt den Haplotyp W17. Unterschiedliche Nomenklaturen sorgen hier für die verschiedenen Bezeichnungen.

    Ergänzend zur Bestimmung des Haplotyps kann bei guter Probenqualität auch das eindeutige genetische Profil eines jeden Tieres sowie das Geschlecht über die Kern-DNA bestimmt werden. Daraus wird eine eindeutige Bezeichnung für den Wolf erstellt, die beispielsweise GW852m lautet. „GW“ steht dabei für „Genetik Wolf“, „m“ für „male“; "f" steht dementsprechend für "female". Die Zahl ist eine laborinterne Nummer.

    Zuwanderungen aus der Alpenpopulation

    Über die Analyse von Geweberesten war es im Juni und November 2015 möglich, die auf der A5 bei Lahr und auf der A8 bei Merklingen überfahrenen ersten Wölfe in Baden-Württemberg der Alpenpopulation zuzuordnen. GW424m und GW470m – so die individuellen Bezeichnungen für diese beiden Rüden – trugen beide den Haplotyp HW22. Da die Tiere bereits als junge Wölfe in der Schweiz Kot abgesetzt hatten, konnte ein Abgleich zwischen dem Nationalen Referenzlabor in Deutschland und dem Pendant in der Schweiz die Herkunft bis auf Rudelebene bestimmen. Sie stammten aus dem sogenannten Calandarudel in der Schweiz, nahe Chur, von wo aus sie über 200 Kilometer zurückgelegt hatten – nicht ungewöhnlich für junge Wölfe.

    Nach den beiden Rüden aus dem Calanda-Rudel folgte im Januar 2018 ein weiter Wolfsrüde mit dem Haplotyp HW22. Dieser ebenfalls aus dem Süden zugewanderte Wolf wurde einmalig im Landkreis Ludwigsburg nachgewiesen, eine weitergehende Analyse des genetischen Materials war nicht möglich. Aus welchem Rudel er stammte, ist daher nicht bekannt, ebenso, was aus ihm geworden ist. Ein vierter Wolfsrüde mit dem Haplotyp HW22 und der Kennung GW1591m wurde im April 2020 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald identifiziert. Weitere Nachweise dieses Tieres hat es bisher nicht gegeben. Außerdem ist der Wolfsrüde mit der Kennung GW2103m im mittleren Schwarzwald resident. Im Odenwald hält sich seit dem Jahr 2020 zudem ein weiteres territoriales Tier mit dem Haplotyp HW22 auf: der Rüde GW1832m.

    Zuwanderungen aus der Mitteleuropäischen Flachlandpopulation

    Seit im Jahr 2001 erstmals Reproduktion von Wölfen in Sachsen nachgewiesen wurde, befindet sich die sogenannte Mitteleuropäische Flachlandpopulation im stetigen Wachstum und in Ausbreitung. Dort überwiegt der Haplotyp HW01, ebenfalls vorhanden aber weitaus seltener ist der Haplotyp HW02.

    Aus dieser Population stammt auch der Wolfsrüde GW852m, der sich im Jahr 2017 im Nordschwarzwald niedergelassen hatte und seitdem regelmäßig als territorialer Einzelwolf in dieser Region nachgewiesen wird. Über den Abgleich mit Proben aus Niedersachsen konnte das Tier als Nachkomme des niedersächsischen Schneverdinger Rudels identifiziert werden. Das territoriale Paar in Schneverdingen brachte im Jahr 2016 zum ersten Mal Welpen zur Welt. Gleich zwei Jungtiere aus diesem Wurf haben allem Anschein nach den Weg in Richtung Süden angetreten, denn auch der Wolf, der im Jahr 2017 als „Schluchsee-Wolf“ durch die Presse ging, nachdem er erschossen aus dem Schluchsee geborgen wurde, konnte als Nachkomme der Schneverdinger Wölfe identifiziert werden.

    Seit Mai 2020 ist bekannt, dass ein dritter Rüde aus diesem Rudel nach Baden-Württemberg gewandert ist. Der Wolfsrüde GW1129m wurde im November 2019 erstmals über einen Kotfund im Norden des Landkreises Waldshut nachgewiesen. Weitere Kotfunde, die GW1129m zugeschrieben werden konnten, wurden im April 2020 am Schluchsee aufgefunden. Seit Mai 2020 gilt auch dieser Wolfsrüde als resident und hält sich nach wie vor in der Region auf.

    Das Wanderverhalten von jungen Wölfen

    Wölfe haben ein sehr hohes Migrationspotenzial. Viele Studien belegen die Wanderfreudigkeit männlicher und weiblicher Wölfe in Europa. Sowohl besenderte Wölfe, deren Wanderungen sehr genau nachvollzogen werden konnten als auch genetische Nachweise einzelner Wölfe über Staatsgrenzen hinweg belegen dies auf beeindruckende Weise. Nicht selten legen allein ziehende Wölfe mehrere hundert bis über tausend Kilometer (Luftlinie) zurück, wenn sie das elterliche Territorium verlassen, um selbst nach geeignetem Lebensraum oder einem Partner Ausschau zu halten. Möglicherweise wirken sich Landschaftsstrukturen und die Verbreitung und Dichte von Beutetierarten auf das Wanderverhalten der Wölfe aus, weswegen aber einzelne Wölfe weit und andere weniger weit wandern, ist bisher nicht geklärt.

    In Baden-Württemberg kann in den kommenden Jahren neben den Wölfen aus Niedersachsen und der Schweiz auch weiterhin mit der Zuwanderung von Tieren aus anderen Regionen gerechnet werden. Das hohe Migrationspotenzial und der insgesamt wachsende Wolfsbestand in Europa lassen eine Paar- und Rudelbildung von Wölfen im Schwarzwald, im Odenwald, auf der Schwäbischen Alb oder in anderen Regionen des Südwestens erwarten.

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