Waldnaturschutz
Naturschutzthemen haben für die Gesellschaft eine große Bedeutung. Ziel des Waldnaturschutzes ist es die charakteristische biologische Vielfalt der Wälder zu erhalten. Dabei gilt es mehr denn je die verschiedenen Ansprüche an den Wald auszubalancieren. Naturschutz im Wald beinhaltet eine große Themenvielfalt: Gefährdete Tier- und Pflanzenarten, Waldgesellschaften und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sollen erhalten und gefördert werden, seltene Waldstandorte sind zu bewahren und die naturnahe Waldwirtschaft ist entsprechend der Waldnaturschutzziele weiterzuentwickeln. Zudem muss ein Wald und Offenland umfassender Biotopverbund hergestellt werden. Anpassungsstrategien an die Auswirkungen des Klimawandels sind zu erarbeiten und Konzepte zu entwickeln, wie mit invasiven Tier- und Pflanzenarten umzugehen ist. Die Abteilung Waldnaturschutz nimmt diese Aufgaben an, indem sie ihre Projekte inhaltlich gebündelt in fünf Bereichen bearbeitet.
Arbeitsbereiche
Waldpflanzenökologie
Die Waldpflanzenökologie erarbeitet die standorts- und vegetationskundlichen Grundlagen für die Entwicklung, Pflege und Nutzung von Waldlebensräumen. Methoden zur Beschreibung und Klassifikation der Waldstandorte nach Klima, Geomorphologie, Bodeneigenschaften sowie aktueller und potenzieller natürlicher Vegetation werden entwickelt und erprobt. Die waldökologische Standortskartierung in Baden-Württemberg wird fachlich geleitet, die erzeugten standortskundlichen Sach- und Geodaten werden in Datenbanken gepflegt. Auf der Basis vegetationsökologischen Wissens werden Fachkonzepte für die Entwicklung von lichten Wäldern sowie Feucht- und Moorwäldern erstellt und beispielhaft in die Umsetzung geführt – z.T. unter Nachahmung historischer Waldnutzungsformen. Die Auswahl und Überwachung von Waldzielarten aus den Gruppen der Gefäßpflanzen, Moose, Flechten und Pilze dienen der Sicherung der Qualität der Waldlebensräume. Forschungsaktivitäten sind auch den Beeinträchtigungen der Wälder durch Stickstoffeinträge und durch invasive Neophyten gewidmet.
Projekte im Arbeitsbereich
Vereinfachte Standortsinformation im Kleinprivatwald
Wisent-Weide auf dem Härtsfeld
Potenzialerhebung zur Verbesserung der ökologischen Qualität von Waldbächen
Herkunft und Anpassung der Eichen auf Reliktstandorten
ALPTREES - Transnationale Zusammenarbeit für eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung eingeführter Baumarten in städtischen Gebieten und Wäldern im Alpenraum
Validierung von Critical Limits für Stickstoff von ausgewählten Waldgesellschaften
Reaktivierung von Mittelwaldstrukturen
Entwicklung einer praxisnahen Methode zur Evaluierung der Invasivität von Waldbaumarten in Europa
Konzeption zur Erhaltung und Wiederherstellung lichter Wälder in Baden-Württemberg
Moorwälder und Waldmoore - Sicherung und Wiederherstellung
Waldzielartenkonzept Pflanzen und Vegetationsmonitoring in Waldschutzgebieten
Ausgabe von Standortsatlanten und standortskundlichen Informationen
Standortsgliederung und Baumarteneignung in den Rheinauewäldern
Fachtechnische Leitung der Durchführung der Standortskartierung in Baden-Württemberg
Standortskunde und -kartierung: Standortsgliederungen, Standortswald
Kontakt
Dr. Hans-Gerhard Michiels
Waldbiotopkartierung
Die Waldbiotopkartierung (WBK) in Baden-Württemberg erfasst als selektive Biotopkartierung die nach Naturschutzrecht und Waldrecht geschützten Biotope im Wald sowie besondere Waldstrukturen oder Vorkommen geschützter Arten. Darüber hinaus werden konkrete Maßnahmen zu deren Bewirtschaftung, Pflege und Entwicklung vorgeschlagen. Die WBK wird seit 1989 im Wald sämtlicher Besitzarten nach landesweit einheitlicher Methodik durchgeführt. Erfassungskriterien sind Seltenheit, Gefährdung und Naturnähe. Erfassungseinheit ist das definierte Einzelbiotop. Seit 2007 erfolgt zudem die Ermittlung und Bewertung von im Wald liegenden Lebensraumtypen nach der FFH-Richtlinie für die FFH-Managementplanung und -Berichtspflicht.
Berücksichtigung bzw. Umsetzung der Waldbiotopkartierung in der forstlichen Praxis erfolgt in erster Linie durch ihre Integration in die Forstliche Betriebsplanung. Privatwaldbesitzende können sich anhand der Waldbiotopkartierung darüber informieren, welche Schutzgüter in ihren Wäldern vorkommen und wie sie diese gezielt erhalten und weiterentwickeln können.
Durch turnusmäßige Fortschreibung und fallweise Aktualisierung des Biotopbestandes sowie durch zusätzliche Spezialbearbeitungen wird die Verfügbarkeit neuester, den Planungserfordernissen angepasster Daten sichergestellt. Diese Daten sind daher eine wichtige Grundlage für weitere forst- und naturschutzfachliche Projekte.
Weiterführende Informationen
Projekte im Arbeitsbereich
Verortung von Erhaltungsmaßnahmen in Natura-Gebieten im Zuge der Waldbiotopkartierung
Aktualisierung der Waldbiotopkartierung unter Berücksichtigung von Natura2000 mit Aufbereitung, Pflege und Bereitstellung der Ergebnisse
Kontakt
Axel Wedler
Waldschutzgebiete und Biodiversität
Waldschutzgebiete sind komplementäre Instrumente zur Förderung der Biodiversität im Wald: Bannwälder werden der natürlichen Waldentwicklung überlassen, in Schonwäldern werden Ziele des Biotop- und Artenschutzes durch aktive Pflegemaßnahmen umgesetzt.
Schwerpunkt unserer Forschung liegt im Zusammenhang zwischen Waldstrukturen und Biodiversität. Wie wirken sich Waldbewirtschaftung und Naturschutzmaßnahmen auf strukturabhängige Wald(ziel)arten aus?
Mit terrestrischen Inventurmethoden, ergänzt durch Fernerkundung und räumliche Modellierung werden waldstrukturelle Zielwerte und prioritäre Flächen für die Biodiversitätsförderung abgeleitet. Die Ergebnisse werden über ein Waldnaturschutz-Informationssystem den Waldbewirtschaftenden zur Verfügung gestellt.
Kontakt
Natura 2000
EU-weit sollen repräsentativ ausgewählte Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensraumtypen – auch im Wald – als europäisches Naturerbe bewahrt werden. Das sich daraus ergebende Natura 2000-Erhaltungsmanagement im Rahmen der Waldbewirtschaftung ist Thema des Arbeitsbereiches Natura 2000. Hierzu sind Waldarten-Kartierungen, ein Natura 2000-Umsetzungskonzept für den Wald, Arbeiten im Zusammenhang mit dem „Nationalen Bericht“ wie auch die Abstimmung zwischen Forst und Naturschutz bezüglich Natura 2000-Fragen im Wald zu zählen.
Des Weiteren erarbeitet und betreut der Arbeitsbereich für das Land vorsorgende Konzepte wie das Alt- und Totholzkonzept oder Maßnahmen für Gelbbauchunken.
Alle Tätigkeiten geschehen in intensiver Abstimmung mit Forst- und Naturschutzverwaltung und den Forstbetrieben.
Weiterführende Informationen
Projekte im Arbeitsbereich
Natura 2000-Gebietsmanagement Wald - Echtbetrieb in Pilot-Gebieten
Wiederherstellung des FFH-Lebensraumtyps 91U0 in BW
Vorsorgendes Konzept für die Gelbbauchunke
Weiterentwicklung des Alt- und Totholzkonzepts Baden-Württemberg
Evaluation Alt- und Totholzkonzept Baden-Württemberg
Natura 2000 - Umsetzung im Wald
Kontakt
Waldgenetik und forstliches Vermehrungsgut
Der Arbeitsbereich befasst sich mit der Analyse der genetischen Zusammensetzung von Waldökosystemen in Baden-Württemberg und deren Veränderung in Raum und Zeit unter dem Einfluss von Klimafaktoren, Standort und waldbaulichen Verfahren. Dazu werden molekulargenetische Marker - die DNA-Analyse - eingesetzt. Fallweise werden auch Isoenzyme untersucht, sofern diese mit geringerem Kostenaufwand zu gesicherten, aussagekräftigen Ergebnissen führen. Die Waldpflanzengenetik als Methode wird auf unterschiedliche Organismengruppen angewandt: Wildtiere, Schaderreger, seltene und bedrohte Arten und auch Objekte der Erhaltung forstlicher Genressourcen.
Projekte im Arbeitsbereich
Anlage einer Nachkommenschaftsprüfung zur langfristigen Beobachtung und Untersuchung der Wuchseigenschaften von reliktischem Vorkommen heimischer Eichenarten mit vermutlich hohem Trockenanpassungspotenzial (AQUAREL_II)
Identifizierung von Saatgutquellen für anpassungsfähige Eichenwälder im Klimawandel
Kontakt
Weiterentwicklung Gesamtkonzeption Waldnaturschutz
Im Jahr 2014 trat in Baden-Württemberg die Gesamtkonzeption Waldnaturschutz (GK WNS) in Kraft. Sie ist das Fachkonzept für den Wald, welches die Landesnaturschutzstrategie konkretisiert.
Die GK WNS hat zum Ziel, eine Vielzahl unterschiedlicher naturschutzfachlich-rechtlicher Rahmenbedingungen zu verknüpfen. Dies soll zur Auflösung von Zielkonflikten beitragen und die praktische Umsetzung von Arten- und Biotopschutz erleichtern.
Aktuelles aus der Abteilung
Forschung und Praxis verbinden
Tagung zu Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung in Freiburg
Antworten auf Fragen aus der Forstpraxis bieten und neue Forschungsansätze präsentieren: Das ist das Ziel der dreitägigen Tagung der Sektion "Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung" des Deutschen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten. In diesem Jahr ist die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) eine der Organisatorinnen. Etwa 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich aktuell in Freiburg.
Ministerpräsident zu Besuch im Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn
Wie steht es um das Hohlohmoor? Wie geht es dem Auerhuhn im Schwarzwald? Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann machte im Rahmen seiner Sommertour Halt im Kaltenbronn. Das Natur- und Waldschutzgebiet war die ideale Kulisse, um über Moorrenaturierung und die vom Aussterben bedrohte Vogelart zu sprechen.
Nach einer Begrüßung durch ForstBW-Vorstandsvorsitzenden Max Reger und den Bürgermeister von Gernsbach, Julian Christ, stellte die FVA ihre Forschungsarbeit an zwei der drei Stationen im Kaltenbronn vor.
Lichtungen im Wald für mehr Artenvielfalt
Auf seiner Sommertour legte Forstminister Peter Hauk MdL im Naturpark Schönbuch einen Halt ein. Dort besuchte er die Lindenallee, welche seit einigen Jahren von schottischen Hochlandrindern beweidet wird. Die Waldbeweidung schafft lichte Wälder und trägt zur Biodiversität bei.
Waldbrandprävention: Was tun, um das Schlimmste zu verhindern?
Im Rahmen ihrer Sommertour besuchte Daniela Evers MdL (Bündnis 90/Grüne) die FVA. Mit dabei waren Stadträtinnen und -räte der Grünen sowie der Freiburger Arbeitskreis Ernährung und regionale Landwirtschaft. Waldbrand war das Schwerpunktthema des Besuchs, der aber auch dazu diente, einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Forschungseinrichtung zu erhalten.
Neues Schutzgebiet "Saalbachniederungen"
Erstmals kombiniertes Natur-, Landschafts- und Waldschutzgebiet mit einer Gesamtgröße von rund 1250 Hektar ausgewiesen.
Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder (Karlsruhe) und Regierungspräsident Carsten Gabbert (Freiburg) haben gemeinsam die neue Verordnung für das kombinierte Natur-, Landschafts- und Waldschutzgebiet Saalbachniederungen unterzeichnet. Neben Vertreter und Verteterinnen der Gemeinden im Schutzgebiet, der höheren Forst- und Naturschutzbehörde und der FVA waren auch die lokalen Akteurinnen und Akteure des NABU bei der Unterzeichnung dabei, die den Prozess maßgeblich vorangetrieben haben.
Neue Episode des FVA-Podcasts: "Die deutsche Eiche hat viel Migrationshintergrund" – Waldgenetik an der FVA
Was genau versteht man unter Waldgenetik und mit welchen Werkzeugen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Fachgebiet? Was ist forstliches Vermehrungsgut? Und wie weit fliegen Baumpollen eigentlich? Prof. Dr. Ulrich Schraml, Direktor der FVA, spricht mit Dr. Charalambos Neophytou, Leiter des Arbeitsbereichs "Waldgenetik und forstliches Vermehrungsgut" an der FVA. Er erklärt wie es möglich ist, dass wir sogar den Punkt bestimmen können, an dem die Eichen die Alpen durchquert haben.